Bohrungen auf "Tschuri" "Philae" läuft die Zeit davon
14.11.2014, 15:43 Uhr
Reicht die Energie noch aus? Das Minilabor "Philae" nimmt zwar nun Bohrungen auf dem Kometen "Tschuri" vor, doch ist unklar, ob die Ergebnisse je die Erde erreichen. Die Forscher haben aber noch eine Hoffnung.
Der Forschungsroboter "Philae" hat auf dem Kometen "Tschuri" eine Bohrung vorgenommen - die Ergebnisse der Untersuchung werden die Erde aber womöglich nie erreichen. "Wir sind nicht sicher, ob 'Philae' ausreichend Energie hat, um die Daten zu übertragen", sagte Projektleiter Stephan Ulamec von der europäischen Raumfahrtbehörde ESA in Darmstadt.
Die Batterie des Minilabors neigt sich inzwischen ihrem Ende zu. Solarzellen, die danach eigentlich einspringen sollten, bekamen nicht ausreichend Sonne ab, weil "Philae" anders als geplant im Schatten gelandet war. Die wissenschaftliche "Ernte" sei aber bereits jetzt beträchtlich, sagte Projektleiter Philippe Gaudon von der französischen Raumfahrtbehörde CNES.
"Es wäre unerwartet, wenn Samstag noch genügend Energie da ist", sagte Flugdirektor Andrea Accomazzo. Ulamec zufolge stellt sich das Team zwar noch auf Arbeit ein, "aber der Samstag ist unrealistisch". Laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln wird "Philae" erst mal in den Schlaf versetzt. Möglicherweise könne das Labor Energie tanken, wenn es auf "Tschuri" Richtung Sonne geht.
Die Bohrung auf "Tschuri" soll eine Analyse des Kometengesteins ermöglichen. Die ESA hatte zunächst gezögert, die Bohrung vorzunehmen, weil "Philae" nicht stabil stand und aus dem Gleichgewicht zu geraten drohte.
Das kühlschrankgroße Minilabor "Philae" war am Mittwochnachmittag auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenk, genannt "Tschuri", gelandet, rund 510 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Die Batterie konnte von da an etwa 60 Stunden lang Energie liefern.
Nur eineinhalb Stunden Licht am Tag
"Philae" landete aber entgegen den Planungen in einer Schrägstellung, womöglich an einem Kraterrand oder in einer Felsspalte. Der Roboter bekommt deshalb nicht wie geplant sechs oder sieben Stunden Sonnenlicht am Tag ab, sondern nur eineinhalb. Eine der Stützen des Minilabors hängt zudem in der Luft - und weil zwei Harpunen nicht funktionierten, mit denen der Roboter im Kometenboden verankert werden sollte, steht er relativ instabil.
Am diesem Freitag maß "Philae" unter anderem mit Hilfe von Sensoren Dichte und Temperatur der Kometenoberfläche und mit einem sogenannten Spektrometer deren Zusammensetzung. Die Wissenschaftler erhoffen sich von der Mission unter anderem neue Erkenntnisse über die Frühzeit des Sonnensystems.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa