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"Jetzt muss es einfach klappen" "Philae" soll auf Komet aufsetzen

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Vor 20 Jahren begann die Planung für die Mission, nun endlich ist es so weit: Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt setzt ein Landegerät auf einem Kometen auf und funkt wertvolle wissenschaftliche Daten zur Erde – aus 509.500.000 Kilometern Entfernung.

Ab 9.35 Uhr mitteleuropäischer Zeit steigt die Spannung im LCC, dem Lander Control Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln: Um diese Zeit wird das Landegerät "Philae" von der Raumsonde "Rosetta" abgekoppelt. Es soll auf den Kometen "Tschuri" heruntersinken. 22,5 Kilometer ist "Philae" da noch von seinem Landeplatz entfernt. Rund sieben Stunden später hat der Lander dann sein Ziel erreicht – so jedenfalls der Plan. Gegen 17 Uhr wird im LCC das Signal des Aufsetzens erwartet. Wenn es kommt, steht "Philae" bereits seit 30 Minuten auf der Kometenoberfläche; durch die große Distanz zur Erde - "Philae" ist mehr als eine halbe Milliarde Kilometer entfernt - kann der Kontakt zum Lander nicht in Echtzeit erfolgen.

Mit Harpunen soll sich "Philae" dann auf "Tschuri" festzurren. Gleich nach seiner Ankunft beginnen die wissenschaftlichen Untersuchungen am Boden. "Philae" ist dafür mit zehn Instrumenten ausgerüstet. Es ist das erste Mal, dass Daten direkt auf der Oberfläche eines Kometen gesammelt werden. Die Schweifsterne bergen für Astronomen wertvolle Informationen: Kometen sind die wahrscheinlich ältesten, weitgehend unveränderten Reste der riesigen Staubscheibe, aus der vor 4,6 Milliarden Jahren unser Sonnensystem entstand. Von den Daten, die "Philae" sendet, erhoffen sich die Forscher daher neue Erkenntnisse zur Frühzeit des Sonnensystems und zur Entstehung des Lebens - etwa durch den Nachweis von organischen Molekülen wie Aminosäuren.
Schon um 19 Uhr sollen die ersten "Philae"-Bilder von der Kometenoberfläche auf einer Pressekonferenz präsentiert werden. Manche Experten vergleichen die Mission mit der Mondlandung von 1969.

Beim Aufsetzen halten die Forscher den Atem an

Doch ob die Landung wirklich gelingt, ist noch nicht ganz klar. "Das Aufsetzen wird eine große Herausforderung sein", sagt "Philae"-Projektleiter Stephan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Innerhalb des Landegebietes mit einem Durchmesser von rund einem Kilometer erwartet den Lander nämlich nicht nur flaches Gelände, sondern auch einige Brocken und Hänge. Die könnten eine sichere Landung gefährden. Mit etwas Pech kippt der Lander um. Ist der Hang deutlich über 30 Grad geneigt, "ist es sogar wahrscheinlich, dass 'Philae' purzelt", sagt Ulamec. "Es ist schwer, vorherzusehen, was dann passiert. Landet er mit den Beinen nach oben und den Antennen nach unten, können wir nicht mit ihm kommunizieren. Das wäre dann das Ende der Lander-Mission."

Um den Lander auf möglichst viele Gegebenheiten vorzubereiten, wurde die Software, die "Philae" autonom steuert, kontinuierlich getestet und optimiert. "Wir haben alles getan, damit die Landung erfolgreich ist", so Ulamec. "Ob wir auf einem Hang landen oder auf flachem Gebiet – das ist ein wenig Glück, da können wir nichts mehr tun. Wir haben das Beste getan, um einen guten Landeplatz zu wählen, der relativ sicher ist. Jetzt muss es einfach klappen."

Quelle: ntv.de, asc

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