Neue Theorie zum Sensationsfund So könnte Planet Neun aussehen
08.04.2016, 13:31 Uhr
Simulation des inneren Aufbaus von Planet Neun.
(Foto: © Esther Linder, Christoph Mordasini, Universität Bern)
Forscher aus der Schweiz berechnen, wie der mysteriöse neunte Planet aufgebaut sein könnte. Das Computermodell zeigt einen eisigen Riesen, fast viermal so groß wie die Erde. In naher Zukunft sollte man den Planet auch sehen können, glauben die Forscher.
Für viel Furore hat die Neuigkeit von einem indirekt nachgewiesenen neunten Planeten in unserem Sonnensystem Anfang des Jahres in der Welt der Wissenschaft gesorgt. Seither sind Astronomen weltweit elektrisiert und veröffentlichen nach und nach neue Hypothesen und Berechnungen zu dem mutmaßlichen neuen Mitglied in der solaren Planeten-Familie.
Zuletzt etwa waren neue Beobachtungen veröffentlicht worden, die die Existenz von Planet Neun immer wahrscheinlicher machen. Noch ungeklärt war bisher jedoch die Frage, wie der Planet eigentlich aussieht. Eine Antwort darauf liefern die Forscher Christoph Mordasini und Esther Linder von der Universität in Bern. Sie haben mit einem Computermodell den neunten Planeten simuliert, um dem bisher noch nie beobachteten Objekt eine Gestalt zu geben.
Temperaturen knapp über Nullpunkt
Mordasini und Linder halten Planet Neun für eine kleinere Version von Uranus und Neptun, den beiden äußersten bisher bekannten Planeten des Sonnensystems. So soll auch Planet Neun einen festen Kern aus Eisen haben, um den ein Gesteinsmantel liegt. Darüber soll sich eine dicke Schicht aus Eis befinden, die von einer dichten Gashülle aus Wasserstoff und Helium umgeben ist.
Weitere Erkenntnis der Forscher: Planet Neun hat den etwa vierfachen Durchmesser der Erde, mehr als 47.000 Kilometer, was wiederum etwas mehr ist als der Umfang des Erdäquators. Der Himmelskörper ist aber zehnmal so schwer wie die Erde, wie seine Entdecker Konstantin Batgyin und Mike Brown vom California Institute of Technology bereits vermutet hatten.
Gleichzeitig ist es auf dem Planeten wohl eisig kalt: Die Temperatur soll minus 226 Grad Celsius betragen, was gerade mal 47 Grad über dem absoluten Nullpunkt sind. Kein Wunder: Planet Neun soll rund 700-mal weiter von der Sonne entfernt sein als die Erde. Das sind mehr als 100 Milliarden Kilometer - sogar Licht benötigt für so eine Strecke etwa vier Tage.
Neues Teleskop könnte Planet Neun entdecken
Auch warum der neunte Planet bisher nicht von Teleskopen entdeckt wurde, beschäftigte die beiden Forscher aus Bern. Ihre Berechnungen zeigen, dass bei den bisherigen systematischen Durchsuchungen des gesamten Himmels es nur eine kleine Chance gegeben habe, einen Himmelskörper zu entdecken, der 20 Erdmassen oder weniger aufweist. So wie es bei Planet Neun der Fall ist. Ein Planet mit einer Masse 50-mal so groß wie die der Erde hätte hingegen bereits entdeckt werden müsse. "Damit hat man eine interessante obere Massengrenze für den Planeten", erklärt Esther Linder
Die Forscher sind jedoch zuversichtlich, dass in naher Zukunft Planet Neun auch direkt beobachtet werden könnte - sollte es ihn denn wirklich geben. Das könne gelingen mit einer speziellen Suchmethoden oder dem im Bau befindlichen "Large Synoptic Survey Telescope" in Chile, dessen Fertigstellung für 2022 geplant ist.
Quelle: ntv.de, kst