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Studie zu Hirnvenenthrombosen Tödliche Impffolgen können verhindert werden

Bei 12,6 Millionen verimpften Astrazeneca-Dosen sind laut Paul-Ehrlich-Institut 174 Fälle von Sinus- und Hirnvenenthrombosen aufgetreten.

Bei 12,6 Millionen verimpften Astrazeneca-Dosen sind laut Paul-Ehrlich-Institut 174 Fälle von Sinus- und Hirnvenenthrombosen aufgetreten.

(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

Treten nach einer Covid-19-Impfung mit einem Vektorimpfstoff starke Kopfschmerzen auf, sollten die Betroffenen rasch ärztlich behandelt werden. Denn bei frühzeitiger, konsequenter Therapie lassen sich die gefährlichen Sinus- und Hirnvenenthrombosen vermeiden. Das zeigt eine aktuelle Studie.

Fälle von tödlichen Thrombosen nach einer Corona-Impfung haben im März für Aufsehen gesorgt. Vor allem die Vakzine von Astrazeneca und später Johnson & Johnson stehen im Verdacht, sogenannte Sinus- und Hirnvenenthrombosen auszulösen. Daher hatte Deutschland im Frühling kurzzeitig die Impfkampagne mit dem Astrazeneca-Impfstoff unterbrochen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab anschließend die Empfehlung heraus, den Impfstoff nur noch für Personen im Alter ab 60 Jahren zu verwenden, da diese Nebenwirkung überwiegend bei jüngeren Menschen aufgetreten war. Mediziner aus Berlin und Greifswald haben nun in einer Studie herausgefunden, wie sich tödliche Thrombosen nach Corona-Impfungen verhindern lassen.

"Zwar war die Häufigkeit dieser Impfkomplikation sehr selten, aber einige Menschen verloren ihr Leben, was durchaus zu einer Verunsicherung und allgemeinen Impfskepsis beitrug", heißt es in einer Mitteilung zu der neuen Studie. Bis Ende August waren offiziellen Angaben zufolge bei 12,6 Millionen Astrazeneca-Impfdosen 174 Fälle von Sinus- und Hirnvenenthrombosen aufgetreten, wie das Paul-Ehrlich-Institut berichtete. Bezogen auf die erste Impfung betrug die Melderate 1,83 auf 100.000 Impfdosen und auf die zweite Impfung 0,15 auf 100.000 Impfdosen. Die Symptome begannen meist innerhalb von rund drei Wochen nach der ersten Impfung.

In der aktuellen Studie berichten die Wissenschaftler über eine Serie von Fällen, bei denen sich Betroffene einige Tage nach der Impfung wegen sehr heftiger Kopfschmerzen beim Arzt vorstellten. Labor-Untersuchungen zeigten, dass sie an einer Impfkomplikation litten, die zu Thrombosen - also Blutgerinnseln, die Gefäße verstopfen - und erhöhter Blutungsneigung führen kann. Diese nennt sich Vakzin-induzierte immunthrombotische Thrombozytopenie (VITT). Die befürchteten Hirn- oder Sinusvenenthrombosen lagen jedoch nicht vor - zumindest noch nicht.

Starke Kopfschmerzen als Warnhinweis

Bei der Mehrzahl der Betroffenen konnten schwere Folgen durch eine frühzeitige konsequente Behandlung verhindert werden. Die Forscher sprechen vom "Prä-VITT-Syndrom" - einem therapeutischen Zeitfenster, das genutzt werden sollte, um den gefürchteten Impffolgen wie Sinus- und Hirnvenenthrombosen effektiv entgegenzuwirken.

Konkret erfasste die Studie die Fälle von elf Patientinnen und Patienten, die fünf bis 18 Tage nach der Impfung mit starken Kopfschmerzen zum Arzt gingen. Diese erwiesen sich jedoch nicht als Begleitsymptom von VITT , sondern als "Vorbote" und "Warnhinweis". Dies eröffne "einen Handlungsspielraum für frühzeitige, therapeutische Interventionen", schreibt Studienautor Farid Salih von der Klinik für Neurologie der Berliner Charité.

Bei sieben Patientinnen und Patienten trat auch in der Folgezeit keine thrombotische Komplikation auf. Mit einer Ausnahme hatten sie alle innerhalb von fünf Tagen nach Einsetzen der Kopfschmerzen eine Therapie mit hochdosierten Immunglobulinen, Glucocorticoiden und Antikoagulanzien erhalten, heißt es in der Publikation. Dagegen wurde bei allen vier Patientinnen und Patienten, die nach Erstvorstellung noch Thrombosen entwickelten, entweder erst spät eine Antikoagulation begonnen - bis Tag 6 bis 9 nach Einsetzen der Kopfschmerzen - oder die Behandlung wurde frühzeitig wieder gestoppt.

Die Mediziner leiten daraus eine Therapieempfehlung ab. "Werden Patientinnen und Patienten in der typischen Latenzzeit von 5 bis 30 Tagen nach Impfung mit schweren Kopfschmerzen vorstellig, sollte unbedingt eine weiterführende Diagnostik erfolgen", erklärt Matthias Endres, Direktor der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité. Eine frühzeitige und konsequente Therapie könnte "schwere thrombotische Ereignisse womöglich ganz verhindern".

Quelle: ntv.de, hny

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