Jamaika-Aus in der Nacht War Müdigkeit schuld am Scheitern?
21.11.2017, 09:18 Uhr
Der Bundeskanzlerin sieht man den Schlafmangel nach den Verhandlungen an.
(Foto: dpa)
Lange und bis tief in die Nacht wurde über eine Regierungsbildung verhandelt - und dennoch keine Einigung erzielt. Schlafforscher haben eine mögliche Erklärung für das abrupte Ende.
Schlafentzug und lange nächtliche Beratungen können die Qualität von Entscheidungen senken und Verhandlungen zum Scheitern bringen. Daran erinnern Schlafforscher nach den am Sonntag abgebrochenen Gesprächen über eine Jamaika-Koalition. Müdigkeit führe zu Konzentrationsmangel, gesteigerter Risikobereitschaft und Streitlust. "Wer nicht genug schläft, kann Probleme schlechter lösen. Emotionen spielen dann eine größere Rolle", sagt Jürgen Zulley, ehemaliger Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums an der Universität Regensburg.
Außerdem sehen die Forscher einen starken Zusammenhang zwischen Müdigkeit und Erinnerungsvermögen. "Schlafentzug führt dazu, dass das Langzeitgedächtnis geschwächt wird", sagt Steffen Gais von der Universität Tübingen. Langfristig könnten sich die Teilnehmer der Sondierungsgespräche schlechter an die Verhandlungen erinnern, weil sie übernächtigt waren.
Wie gut oder schlecht alle Beteiligten nach den aufreibenden Gesprächen schlafen konnten, ist nicht bekannt. Sicher ist dagegen, dass die Qualität des Schlafes über die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit des Menschen mitbestimmt. Anhaltender Schlafmangel kann im schlimmsten Fall zu Angst- oder Hormonstörungen, Bluthochdruck und chronischen Magenbeschwerden führen.
Die Vertreter von CDU, CSU, FDP und Grünen hatten in den vergangenen Wochen teilweise bis vier Uhr morgens über eine mögliche Regierungskoalition auf Bundesebene verhandelt. Durch den Rückzug der FDP wurden die Gespräche am Sonntagabend für gescheitert erklärt.
Quelle: ntv.de, jaz/dpa