Angeborene Herzprobleme Wenn Zocken für Heranwachsende tödlich ist
21.10.2022, 10:19 Uhr
Vor allem kurz vor dem Gewinnen oder Verlieren beim Computerspielen traten die Komplikationen auf.
(Foto: PantherMedia / Andriy Popov)
Für manche Kinder und Jugendliche mit angeborenen Herzerkrankungen bedeuten sportliche Aktivitäten und psychosozialer Stress lebensbedrohliche Risiken. Computerspielen dagegen gehörte bisher nicht zu den riskanten Freizeitaktivitäten. Doch das könnte sich nun ändern.
Kinder und Jugendliche mit angeborenen Herzrhythmusstörungen haben durch Computerspielen ein erhöhtes Risiko, an einem plötzlichen Herztod zu sterben. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Kardiologen und Kinderärzten aus Australien. Das Forschungsteam um Claire Lawley vom Heart Centre for Children in Sydney untersuchte insgesamt 22 internationale Fälle. Die Daten dafür sammelten die Forschenden aus verschiedenen Datenbanken zusammen, analysierten sie und werteten sie aus.
Bei allen Kindern und Jugendlichen hatten sich während des Computerspielens plötzlich verschiedene Beschwerden eingestellt. Diese reichten von Gefühlen des unregelmäßigen Herzschlages, über Brustschmerzen bis hin zur Ohnmacht. 8 der Heranwachsenden mussten daraufhin reanimiert werden, 4 starben an einem plötzlichen Herztod.
Von den 22 Personen im Alter zwischen 7 und 16 Jahren wurde bei 19 eine Herzrhythmusstörung diagnostiziert, lediglich bei 7 war sie bereits vor dem Ereignis bekannt, in den anderen 12 Fällen wurde die Diagnose erst später gestellt. Bei 13 der Heranwachsenden konnten die Forschenden feststellen, was sie während ihres Anfalls gespielt hatten. Bei 8 der Betroffenen handelte es sich um Kriegsspiele.
Genaue Ursache bleibt unklar
Wie es genau zu den Herzrhythmusstörungen durch das Computerspiel kommt, können die Forschenden zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Sie gehen jedoch davon aus, dass die psychische Anspannung während des Computerspielens zu Ausschüttungen von sogenannten Katecholaminen führt. Damit wird eine Gruppe von Stoffen bezeichnet, die eine anregende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System haben. Zudem steigt, wie bereits in früheren Untersuchungen gezeigt werden konnte, der Herzschlag bei Shooter-Spielen auf bis zu 80 Schläge pro Minute. Durch die verschiedenen Veränderungen wird im Körper ein Zustand wie beim Ausdauersport erreicht. Dieser allerdings gilt für Kinder und Jugendliche mit angeborenen Herzerkrankungen als Risikofaktor für einen plötzlichen Herztod.
Mit ihren Ergebnissen konnte das Forschungsteam zeigen, dass vor allem Kriegsspiele am Computer bei Kindern und Jugendlichen mit entsprechenden Vorerkrankungen zu tödlichen Herzrhythmusstörungen führen können. Das Problem: Nicht bei jedem Kind ist klar, dass es ein Problem mit dem Herzen hat. Da Computerspielen bei Kindern und Jugendlichen jedoch ein angesagter und weitverbreiteter Zeitvertreib ist, könnten mehr Heranwachsende gefährdet sein, als man zum gegenwärtigen Zeitpunkt annimmt.
Betroffene sollten Computerspiele, die bei ihnen bereits einen Zusammenbruch ausgelöst haben, lieber meiden, raten die Forscherinnen und Forscher. Computerspiele sollten zudem auf keinen Fall mehr als "sichere" Alternative zu Bewegung und Sport für Patientinnen und Patienten mit Herzerkrankungen angesehen werden, schreiben die Forschenden abschließend in der Veröffentlichung im Fachmagazin "HeartRhythm". Sie fordern mehr Aufklärung und weitere Untersuchungen.
Quelle: ntv.de, jaz