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Geklaut oder rausgeschleudert Woher kommt Planet Neun?

Illustration eines fernen Planeten. Eines ist sicher: Planet Neun wäre bei seiner Entfernung zur Sonne eiskalt.

Illustration eines fernen Planeten. Eines ist sicher: Planet Neun wäre bei seiner Entfernung zur Sonne eiskalt.

(Foto: REUTERS)

Vieles deutet darauf hin, dass wir einen neunten Planeten in unserem Sonnensystem haben. Weit draußen, wo ihn keiner sehen kann. Astronomen fragen sich, wie der Himmelskörper da hinkommen konnte.

Anfang des Jahres tönt ein Paukenschlag durch die Welt der Astronomie: Forscher des California Institute of Technology veröffentlichen stichhaltige Hinweise auf einen neunten Planeten im Sonnensystem. Seitdem schließen sich viele Fragen an. Eine davon ist die, wie Planet Neun überhaupt in seine Umlaufbahn gelangen konnte.

Astronomen des Havard-Smithionian Center for Astrophysics haben unterschiedliche Szenarien durchgespielt, die den Orbit von Planet Neun erklären könnten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im US-Fachblatt "Astrophysical Journal Letters". Immerhin umkreist der neptungroße Planet - sollte er denn tatsächlich existieren - unsere Sonne auf einer Ellipsenbahn zehnmal weiter entfernt als Pluto. "Die Hinweise legen nahe, dass Planet Neun existiert. Wir können aber nicht mit Sicherheit sagen, wie er entstanden ist", sagt Gongjie Li, die die Berechnungen zusammen mit ihrem Kollegen Fred Adams durchführte. Die Ergebnisse sind alles andere als eindeutig - die simulierten Szenarien erweisen sich als eher unwahrscheinlich.

Von anderem Planetensystem gestohlen?

Eine der Schüsselfragen, denen sich die Forscher zu nähern versuchten, ist: Hat sich Planet Neun weit draußen im Sonnensystem gebildet oder formte er sich an anderer Stelle und kam erst später auf seine ungewöhnliche Umlaufbahn?

Der wildesten Theorie zufolge, die Li und Adams überprüften, könnte Planet Neun ursprünglich zu einem anderen Planetensystem gehört haben, das unser Sonnensystem passierte. Bei diesem Vorgang könnte der Planet von der Schwerkraft der Sonne "eingefangen" worden sein. Oder aber Planet Neun war ein heimatloser Planet ohne Stern, der in den Einflussbereich der Sonne gelangte. Diese Szenarien sind jedoch höchst unwahrscheinlich. Die Chance, dass Planet Neun so auf seine Umlaufbahn geriet, liegt den Berechnungen der Astronomen zufolge bei gerade einmal zwei Prozent.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass der zusätzliche Himmelskörper in unserem Sonnensystem entstanden ist, aber durch einen passierenden anderen Stern auf seinen jetzigen Orbit gezogen wurde. Das Problem hierbei: Die Interaktion mit einem anderen Stern würde viel eher dazu führen, dass Planet Neun komplett aus dem Sonnensystem herausgeschleudert wird. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario veranschlagen die Forscher deshalb auch nur mit zehn Prozent.

Planetare Wechselwirkungen bieten Erklärungsmodell

Das denkbarste Szenario ist ein anderes - es wurde von Lis Kollegen Scott Kenyon und Benjamin Bromley berechnet. Sie gehen davon aus, dass Planet Neun in einer Umlaufbahn entstanden ist, die verhältnismäßig nahe an der Sonne lag. Durch Wechselwirkungen vor allem mit Jupiter und Saturn könnte sich die Bahn mit der Zeit immer weiter ins äußere Sonnensystem verlagert haben. "Man denke nur daran, wie man ein Kind auf einer Schaukel anschubst. Tut man dies immer wieder zur richtigen Zeit, dann schwingen sie höher und höher", erklärt Kenyon.

Zur Herausforderung werde es dann, den Planeten wieder abzubremsen, damit er das Sonnensystem nicht verlässt. Das könnte durch die Wirkung der damals bestehenden Gaswolke um die Sonne jedoch verhindert worden sein.

"Das schöne an diesen Szenarien ist, dass sie anhand von Beobachtungen überprüfbar sind", erklärt Kenyon. "Ein herausgeschleuderter Gasplanet würde aussehen wie ein kalter Neptun. Ein Planet hingegen, der sich auf dieser entfernten Umlaufbahn direkt gebildet hat, sähe einem gigantischen Pluto ganz ohne Gas ähnlich". Sobald wir Planet Neun also vor die Linse bekommen, sind wir nicht nur um eine Sensation reicher, sondern auch wieder ein Stückchen schlauer.

Quelle: ntv.de, fma

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