Frage & Antwort

Fremde Gene beim Sex Bekämpft das Immunsystem Spermien?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wenn das Immunsystem gegen körperfremde Zellen vorgeht, gilt das auch beim Sex? Werden auch Spermien angegriffen? (fragt Frau oder Herr Bekowie aus Ulm)

Das Immunsystem schützt den Organismus ununterbrochen vor Krankheitserregern. Es geht aber nicht nur gegen Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze vor, sondern auch gegen fehlerhaft gewordene körpereigene Zellen und gegen fremde Substanzen. So reagiert es zum Beispiel auch dann mit Abwehr, wenn im Rahmen einer Therapie fremde Zellen in den Körper eindringen, wie es bei einer Bluttransfusion oder einer Organtransplantation der Fall ist.

Körperfremde Zellen sind in der Tat auch beim Sex im Spiel. Das eigene Immunsystem wird beim Austausch von Körperflüssigkeiten mit den Fremdkörpern des Partners konfrontiert. Doch interessanterweise führt das in den meisten Fällen nicht zu ausgeprägter Abwehr, sondern vielmehr zu einer Stärkung des Immunsystems. Denn wie uns Dr. Bastian Dornbach vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung erklärt, gibt es im Körper so genannte "immunprivilegierte Regionen".

Der Fortpflanzungstrakt ist tolerant

Sex stärkt das Immunsystem.

Sex stärkt das Immunsystem.

(Foto: picture-alliance / dpa)

In diesen Körpergegenden reagiert das Immunsystem sehr differenziert, und es toleriert viel mehr als an anderen Stellen im Körper. "Immunprivilegiert ist zum Beispiel der Magen-Darm-, aber auch der Fortpflanzungstrakt", so Dornbach. "Im Magen-Darm-Trakt kommt unser Körper mit allen Stoffen, die wir mit der Nahrung aufgenommen haben, in Kontakt. Er löst aber keine Immunantwort aus", erläutert der Wissenschaftler. Das liegt, wie er weiter ausführt, unter anderem an den regulatorischen Immunzellen. Diese verhindern überschießende Angriffe des Immunsytems und können eine Immunreaktion unterdrücken. Auch im weiblichen Fortpflanzungstrakt sind regulatorische Immunzellen tätig.

Außerdem, so ergänzt Dr. Daphne Nikles vom Institut für Biochemie der Goethe-Universität Frankfurt a.M., "ist die Oberfläche der Spermien so strukturiert, dass sie fürs weibliche Immunsystem quasi unsichtbar werden."

Spermien meist unbehelligt

Im Ergebnis bedeutet das, dass Spermien in fast allen Fällen unbehelligt bleiben vom biologischen Abwehrsystem der Frau. "Diese Toleranz ist auch wichtig für den Fötus", betont Dornbach. "Da der Fötus genetisch halb Vater, halb Mutter ist, würde er bei fehlender Toleranz abgestoßen werden."

Hier ist in der Mitte eine Eizelle zu sehen, drumherum wuseln Spermien.

Hier ist in der Mitte eine Eizelle zu sehen, drumherum wuseln Spermien.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Manchmal allerdings passiert genau das. Und in anderen Fällen kommt es aufgrund einer Abwehr-Reaktion gar nicht erst zur Befruchtung. Nikles weist darauf hin, dass bei 10% der unfruchtbaren Frauen Spermien-Antikörper im Gebärmutterhals-Schleim nachgewiesen wurden.

Vereinzelt wartet der weibliche Organismus also doch mit Abwehrmechanismen gegen Spermien auf. "Der Vorgang ist", fasst Nikles zusammen, "hoch-komplex und die Leserfrage daher nicht ganz einfach mit 'ja' oder 'nein' zu beantworten." Die Forschungen zu diesem Thema sind demzufolge auch noch längst nicht abgeschlossen.

Übrigens: Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen spielt das Immunsystem auch bei der Partnerwahl eine Rolle. Offenbar suchen wir im Allgemeinen einen Partner aus, der mit seinem Immunsystem unser eigenes ergänzt. So ist gewährleistet, dass beide von der Beziehung profitieren - zumindest in dieser Hinsicht.

Quelle: ntv.de

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