Frage & Antwort

Frage & Antwort Kann Husten gefährlich sein?

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(Foto: imago/UIG)

Eine Nachbarin von mir hatte eine schlimme Lungenerkrankung. Als ich sie im Hausflur traf, hat sie das Husten unterdrückt. Auf meinen Hinweis, sie müsse das wegen mir nicht machen, erklärte sie mir, dass ihr das ihre Physiotherapeutin geraten hätte, weil es sonst gefährlich für sie sei. Wie kann Husten gefährlich sein? Es ist doch eine normale Reaktion des Körpers. (fragt Anneliese W. aus Stuttgart)

Husten ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom. So wie es viele verschiedene Ursachen für Husten gibt, so gibt es auch viele verschiedene Arten von Husten - und tatsächlich ist nicht jede Art zu husten gesundheitsfördernd. "Das Problem beim Husten ist, dass zuerst tief eingeatmet, dabei der Brustkorb zusammengepresst und danach die Luft hörbar mit Vollgas wieder ausgeatmet wird", erklärt Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Pneumologen und niedergelassener Lungenarzt in Ulm. Beim speziellen Husten-Ausatmen, aber auch beim Niesen kann die Atemluft Geschwindigkeiten zwischen 120 und 170 Kilometer je Stunde erreichen. Diese immensen Kräfte werden vor allem vom Zwerchfell, aber auch von Bauch- und Rückenmuskeln erzeugt, um die Atemwege zu schützen.

So viel zur Theorie. In der Praxis aber kann das Husten selbst die Schleimhäute der Bronchien reizen, im schlechtesten Fall sogar verletzen, was dann erneut zum Husten führt. "Die Bronchien sind keine festen Rohre, sondern flexible Muskelschläuche mit einer zarten und sehr empfindlichen Schleimhaut", erklärt Barczok weiter. Wenn die eingeatmete Luft mit hoher Geschwindigkeit durch Husten aus dem Körper rausgejagt wird, entsteht ein Unterdruck in den Bronchien. Die Bronchien kollabieren quasi und die Schleimhäute in den Bronchien knallen aufeinander. Das führt zu einem neuen Hustenreiz. Je mehr man also hustet, umso mehr werden die Schleimhäute in den Bronchien gereizt. Das kann dazu führen, dass Menschen durch das Husten selbst zu Patienten werden, ohne eine erkennbare Krankheit zu haben.

Gerade bei akuten Erkrankungen mit vielen und langen Hustenattacken ist es wichtig, nicht jedem Hustenreiz nachzugeben beziehungsweise auf eine bronchienschonende Art und Weise zu husten. "Ich habe für meine Patienten und alle Interessierten eine Hustenmethode entwickelt, die ich zärtliches Husten nenne", betont Barczok in diesem Zusammenhang. Es geht dabei vor allem darum, die Luft beim Husten abzubremsen - entweder mit der sogenannten Lippenbremse oder mit dem Husten in die Faust, wobei man die Lippen aufblasen sollte. "So wird die Luft gebremst und die Schleimhäute in den Bronchien schlagen nicht mit voller Wucht aufeinander", so der Experte weiter. Mit dem "zärtlichen Husten" kann der Teufelskreis von Husten und Hustenreiz durchbrochen werden. Die empfindliche Schleimhaut der Bronchien kann sich wieder regenerieren.

Übrigens: Auch das Räuspern kann eine schädigende Wirkung haben, besonders für die Stimmbänder. Wer sich ständig räuspert, der setzt seine Stimmbänder einem fortwährenden mechanischen Reiz aus, der neues Räuspern verursacht. Dann lieber mal bewusst zärtlich husten.

Quelle: ntv.de

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