Frage & Antwort Warum werden Eier in Läden nicht gekühlt?
17.07.2018, 09:25 Uhr
In allen EU-Ländern werden Eier nicht gekühlt in den Läden angeboten.
(Foto: imago/Winfried Rothermel)
In hiesigen Supermärkten stehen die Eier sogar in den Sommermonaten völlig ungekühlt zum Verkauf. Zu Hause angekommen, packt man sie hingegen immer gleich in den Kühlschrank. Aber warum diese Unterschiede?
In Süßspeisen, zum Frühstück oder als schnelles Gericht aus der Pfanne: Eier sind als Lebensmittel beliebt, solange sie frisch sind. Aus diesem Grund sind auf jeder Eier-Verpackung, die im Handel angeboten werden, extra zwei Haltbarkeitsdaten aufgedruckt. Zum einen das Mindesthaltbarkeitsdatum und zum anderen, dass sie ab einem bestimmten Tag bei 5 bis 8 Grad Celsius gekühlt werden sollen.
Diese Angaben sind Vorschrift und eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme. In der gesamten Europäischen Union ist es Pflicht, Hühnereier nach dem Legen natürlich zu belassen. Sie dürfen nur ohne Einsatz von Wasser oder Reinigungsmitteln vom gröbsten Dreck befreit werden. Das ist wichtig, damit der natürliche Schutz der Eier, die sogenannte Cuticula, erhalten bleibt. Die dünne Schicht, die sich wie eine Haut rund um die Schale des Eies legt, verhindert, dass Keime und Bakterien wie zum Beispiel Salmonellen ins Innere des Eies eindringen können. Eine intakte Cuticula schützt jedes Ei und macht es nach dem Legen für mindestens 18 bis 20 Tage ungekühlt haltbar.
In Nordamerika wäscht man Eier
In den USA und Kanada gibt es dagegen ganz andere Vorschriften in Bezug auf Eier. Ist es in Europa verboten, gewaschene Eier zum Verkauf anzubieten, dürfen in Nordamerika Eier niemals ungewaschen und ungekühlt verkauft werden. Tatsächlich ist hier die Angst vor Salmonellen groß, so dass jedes Ei, bevor es in den Handel kommt, mit einer Seifenlauge abgewaschen und einem Desinfektionsmittel besprüht wird. So wird der natürliche Schutz ausgehebelt und die Kühlung der Eier notwendig.
Ist das Ei erst einmal im Kühlschrank gewesen, dann darf die Kühlkette nicht mehr unterbrochen werden. Gekühlte Eier, die auf Zimmertemperatur gebracht werden, bilden Kondenswasser, das ebenfalls die Schutzschicht zerstören und Keimen den Weg ins Innere bahnen kann.
Die strengen Vorschriften sowohl in der EU als auch den USA und Kanada sollen vor allem eine Vergiftung mit Salmonellen verhindern. Schätzungsweise 200.000 Menschen im Jahr sterben weltweit daran. Die Bakterien verursachen eine heftige Durchfallerkrankung, in seltenen Fällen kommt es sogar zu Blutvergiftungen durch Salmonellen. Die Krankheitserreger werden über den Mund aufgenommen. Ein gesunder Erwachsener infiziert sich bei einer Anzahl ab 10.000 Salmonellen. Bei Säuglingen, Kleinkindern oder geschwächten Menschen reichen wesentlich weniger Erreger aus, um eine Infektion auszulösen.
Die Krankheitserreger sind außerhalb des menschlichen und des tierischen Körpers wahre Überlebenskünstler. In getrocknetem Tierkot konnte man sie nach zweieinhalb Jahren immer noch nachweisen. Die Bakterien sterben nicht durch Kälte oder Einfrieren ab, lediglich ihre Vermehrung wird gestoppt beziehungsweise eingeschränkt. Auch Wärme macht ihnen nicht so viel aus. Erst wenn sie zehn Minuten lang einer Temperatur von 75 Grad Celsius ausgesetzt werden, sind sie garantiert tot.
Wirkungsvolle Maßnahmen
In Deutschland wird deshalb nicht nur das Waschen von Eiern verboten, sondern auch die Hennen gegen Salmonelleninfektionen geimpft. Die Maßnahmen haben Erfolg: Wurden 1990 hierzulande noch rund 200.000 Erkrankungen gemeldet, waren es 2005 nur rund 55.000 und 2016 nur noch knapp 13.000.
Wer mit Eiern, Fleisch oder Gefrorenem hantiert, sollte peinlich genau darauf achten, sich davor und danach gründlich die Hände zu waschen und Arbeitsflächen zu reinigen. Nahrungsmittel, die rohe Eier enthalten, wie Tiramisu oder Mayonnaise, sollten nur mit frischen Eiern zubereitet und noch am selben Tag gegessen werden.
Übrigens: Eier, die im Kühlschrank gelagert werden, können durch die Poren der Schale schnell Fremdgerüche aufnehmen. Aus diesem Grund sollten Eier in der Verpackung oder im Eierfach aufbewahrt werden.
Quelle: ntv.de