Fundsache, Nr. 1210 Haarige Viper in Liberia
04.08.2013, 15:21 Uhr
Haare hat sie nicht, aber borstig sieht sie aus: die westafrikanische haarige Buschviper, von der bislang erst zwei Exemplare entdeckt wurden.
(Foto: Museum für Naturkunde, Berlin)
Dass es die "westafrikanische haarige Buschviper" gibt, ist schon länger bekannt. Doch gesehen hat man sie bislang erst ein einziges Mal. Nun freut sich ein Schlangenforscher aus Berlin über einen zweiten Fund. Völlig unvermutet stieß er auf das Tier. Sein Schuppenkleid ist auffällig "haarig".
"Manchmal muss man einfach Glück haben", sagt Johannes Penner, Reptilienexperte am Museum für Naturkunde in Berlin. Durch Zufall machte er mit seinen Kollegen einen überraschenden und seltenen Fund bei Feldarbeiten in Liberia. Sie entdeckten eine "westafrikanische haarige Buschviper". Es ist das zweite Tier dieser Art, das überhaupt jemals gesichtet wurde.
Gut zehn Jahre ist es her, dass Raffael Ernst und Mark-Oliver Rödel die neue Schlangenart beschrieben haben. 2002 hatten sie im Taï Nationalpark in der Elfenbeinküste ein einzelnes Exemplar gefunden. Von der einzigen anderen Buschviper Westafrikas, der blattgrünen, war die neue Art gut zu unterscheiden: Die abstehenden Schuppen geben der Viper ihr "haariges" Aussehen und damit ihren Namen. Doch seit 2002 wurde keine weitere haarige Buschviper mehr gesehen – bis vor Kurzem.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Das nun zweite Exemplar der "westafrikanischen haarigen Buschviper" tauchte mehr als 200 Kilometer vom letzten Fundort entfernt auf. "Es war der letzte Tag im Feld in diesem Gebiet und die letzte Arbeitsnacht", erzählt Penner von seiner Entdeckung. "Alle waren müde und wollten wieder ins Camp. Doch ich wollte noch einmal auf dem kleinen Berg den nächsten Kamm untersuchen." Dort fanden die Forscher die Schlange dann in der Vegetation. Ob die Art grundsätzlich selten ist oder bisher nur übersehen wurde, lässt sich aktuell nicht klären.
In Ostafrika lebt eine äußerlich ähnliche Art, die "Rauhschuppen Buschviper". Die Verbreitungsgebiete liegen jedoch fast 4000 Kilometer auseinander. Untersuchungen sollen nun zeigen, ob die Arten miteinander verwandt sind und ob sich noch mehr Exemplare der "westafrikanischen haarigen Buschviper" finden lassen.
Viel Zeit darf sich die Forschung nicht lassen, denn die verbleibenden Wälder in der Region sind bereits jetzt stark fragmentiert und durch Rodung bedroht. Aktuell ist die "westafrikanische haarige Buschviper" auf der Internationalen Roten Liste der internationalen Naturschutzorganisation (IUCN) als "Data Deficient", also als Art mit "nicht ausreichenden Daten" klassifiziert.
Quelle: ntv.de, asc