
Mit 280 PS wird der Skoda Superb als SportLine sogar zum Gegner von Audi.
(Foto: Holger Preiss)
Richtig zuladen und dennoch Spaß haben? In der Regel bieten dieses Vergnügen nur die Premiummarken mit ihren Kombis. Jetzt hat Skoda aber mit dem Superb SportsLine aufgeschlossen. Eine Motorisierung beeindruckt besonders.
Irgendwie scheinen bei Skoda alle Dämme gebrochen. Nachdem mit dem Octavia RS ein extrem erfolgreicher Massensportler auf den Markt gebracht wurde, dürfen die Tschechen jetzt endlich auch ihr Flaggschiff aufmotzen, den Superb. Und das scheint konsequent, denn der Lademeister hat bei den Verkaufszahlen längst die Konkurrenz in Form des Opel Insignia oder Ford Mondeo überflügelt. Bei den Privatkunden nimmt der Superb Combi inzwischen den vierten Platz ein, im relevanten Flottenmarkt hat sich der große Tscheche einen beachtlichen fünften Rang erobert. Die vorderen Plätze werden von den üblichen Verdächtigen Audi, VW, Mercedes und BMW besetzt.
Jetzt in der neuen sportlichen Variante könnte der Superb noch einmal mehr eine Alternative zu den etablierten Marktführern werden. Optisch wird der Dynamik mit etlichen schwarzen Designelementen Vorschub geleistet. Dazu gehört unter anderem auch ein der Kühlergrillrahmen oder die dunkel hinterlegten Nebelscheinwerfer und die schwarz lackierten Chromleisten im unteren Lufteinlass.
Corrida-Rot oder Dragonskin-Gold?
Für einen markanten Auftritt gibt es glanzgedrehte 19-Zoll-Felgen und am Heck verströmen schwarz eingefasste Diffusoren, die von Chrome gerahmt werden, einen potenten Hauch. Zum Sportambiente gehört natürlich auch der markante Dachkantenspoiler in Wagenfarbe. Wem das alles nicht auffällig genug ist, der kann darauf setzen, dass alle SportLine-Modelle mit einer ausschließlich für sie vorgesehenen Sonderlackierung versehen sind. Darunter – für ganz Mutige – erstmals auch Dragonskin-Gold Metallic. Eine Farbe, die wohl eher im Reich der Mitte ihre Fans finden dürfte. Hierzulande wird man eher, will man auffallen, auf Laser-Weiß und Corrida-Rot setzen.
Ansonsten bleibt der Superb SportLine ein Understatement. Das ist auch gut so, hat aber bei der Entscheidung für den falschen Motor den Nachteil, dass die nach außen getragenen Sportlichkeit beim optischen Zweikampf Vorteile hat, fahrdynamisch aber in der puren Unscheinbarkeit versandet. Denn das Einstiegsaggregat ist der 1,4 TSI ACT mit Zylinderabschaltung und 150 PS. Der ist effizient, aber mitnichten ein Ausbund an Sportlichkeit. Mehr zu bieten hat da schon der 1,8 TSI mit 180 PS. Aber auch hier spielt man ehrlich gesagt antriebstechnisch noch in der Liga der Normalos mit.
Understatement mit Power
Spaßig wird es erst ab dem 2.0-Liter TSI mit 220 PS. Der kommt serienmäßig mit Frontantrieb und 6-Gang-Direktschaltung daher und beschleunigt in 7,1 Sekunden aus dem Stand auf Landstraßentempo. Highend ist aber der 2.0 TSI mit 280 PS. Der geht mit einem permanenten Allradantrieb in 5,8 Sekunden über die 100 km/h-Marke und erfreut im Sportmodus auf freien Autobahnstrecken mit Tempo 250. Hier wird der Superb SportLine zu einem echten Understatement, aber mit Power. Dem Fahrer bereitet der kernige Sound Freude und die während der Leistungsschau bei 6800 Kurbelwellenumdrehungen akkurat schaltende Sechsgangautomatik.

Dank neuer Intarsien hat sich der Superb SportLine auch mit Blick auf die Armatur dynamisiert.
(Foto: Holger Preiss)
Vor allem dann, wenn sich die oben genannten Mitbewerber von der linken Spur verabschieden, weil der testosterongeschwängerte Tscheche mit einem breit grinsenden Piloten angeflogen kommt. Dabei bleibt der Superb erstaunlich gut handhabbar. Dank der Progressivlenkung und eines angenehm straffen Fahrwerks neigt der 4,86 Meter lange Wagen nicht zum Verzug. Kurven lassen sich erstaunlich neigungsarm durchlaufen und dank der Kraftverteilung an alle vier Räder gibt es auch kein Untersteuern.
Sogar Audi getoppt
Die Frage, ob derartige Ausritte ökologisch sind, darf getrost mit Nein beantwortet werden. Klar, wer Leistung abruft, wird nicht mit einem auf dem Rollenprüfstand ermittelten Verbrauch von 7,2 Litern am Ziel ankommen. Da steht dann schon mal die doppelte Menge auf der Uhr. Doch wer jetzt hadert, sollte sich vor Augen führen, dass er mit diesem Triebwerk sogar den in der aktuell möglichen Konfiguration stärksten Audi A6 mit einem Vierzylinder Benziner übertrifft. Der 2.0 Liter TFSI leistet hier nämlich lediglich 252 PS und kostet 51.800 Euro. Den Superb Combi SportLine mit 280 PS gibt's für knapp 45.000 Euro. Das Geld, was hier übrig bleibt, kann gewinnbringend in die Ausstattung gesteckt werden.

Kein Alleinstellungsmerkmal der SportLine-Ausführung ist der 660 Liter fassende Kofferraum des Superb Combi.
(Foto: Holger Preiss)
Darin sind dann solche Leckerlis wie adaptive Abstands-, Licht- und Spurhalte- und Spurwechselassistenten enthalten. Auch eine 3-Zonen-Klimaautomatik, Progressivlenkung, Rückfahrkamera, elektrisch öffnende Heckklappe, Canton Soundsystem oder eine beheizbare Windschutzscheibe sind bezahlbar. Ist die Kiste pickepacke voll, stehen als letzte Zahl auf der Rechnung 54.440 Euro. Viel Geld, denkt der kluge Rechner und liebäugelt mit dem potentesten Diesel.
Der 190-PS-Diesel kann auch was
Der zeigt sich von seiner besten Seite ebenfalls mit Allradantrieb und 6-Gang-Automatik und generiert mit seinem 2.0-Liter Aggregat immerhin 190 PS. Allerdings wirken die Beschleunigungswerte mit 7,7 Sekunden von null auf 100 km/h lange nicht mehr so beeindruckend und auch die Endgeschwindigkeit, die mit 228 km/h angegeben ist, wird wesentlich behutsamer erreicht. Einzig der im Datenblatt angegebene Durchschnittsverbrauch versteht mit 5,1 Liter zu überzeugen.
Einschränkend darf aber angemerkt werden, dass der Diesel, der bereits im Seat Ateca und im VW Tiguan zu gefallen wusste, bei echtem Leistungsabruf auch auf seine 11 Liter kommt. Natürlich ist die Ersparnis dann immer noch größer, als wenn man den TSI bis zum Exzess ausreizt. Beachtlich ist der Anschaffungspreis für den Diesel, der bei ähnlicher Ausstattung, wie sie der oben beschriebene TSI hatte, hingelegt werden muss. Hier schlagen nämlich auch 51.205 Euro zu Buche.
Insgesamt hat man bei einem Skoda Superb Combi die finanzielle Schallmauer ja bereits bei 40.000 Euro durchbrochen. Trösten kann man sich dann letztlich nur mit der Potenz und dem Vergleich mit der Konkurrenz und den Preisen, die Audi, BMW, Mercedes und Co. für derartig ausgestattete Fahrzeuge aufrufen. Letztlich ist man dann aber schnell wieder beim Skoda Superb SportLine 2.0 TSI 4x4. Denn der kann die Mitbewerber nicht nur optisch ärgern.
Quelle: ntv.de