
Martin Kocher hat seine Entscheidung bisher nicht bereut.
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An einem Samstagabend im Januar bekommt Martin Kocher ein überraschendes Angebot: Ob er neuer Arbeitsminister von Österreich werden will, wird der Ökonom gefragt. Für seine Entscheidung braucht er eine halbe Stunde. Im ntv-Podcast "Ja. Nein. Vielleicht" erzählt er, wie sein Alltag aussieht.
Martin Kocher war in seinem früheren Leben wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS) in Wien. Seit Januar ist der Verhaltensökonom neuer österreichischer Bundesminister für Arbeit. "Es war Samstagabend, ich hatte mir schon ein Bier aufgemacht, dann kam der Anruf, ob ich Arbeitsminister werden möchte", erzählt der 48-Jährige in der neuen Folge des ntv-Podcasts "Ja. Nein. Vielleicht", wie die Regierung von Bundeskanzler Sebastian Kurz auf ihn zugekommen ist. "Ich konnte nur wenige Argumente finden, das Angebot nicht anzunehmen und habe dann relativ spontan gesagt: Ich mach das jetzt. Bisher habe ich das nicht bereut."
Für diese lebensverändernde Entscheidung hat der Neu-Minister nur eine halbe Stunde gebraucht, wie er erzählt. "Ich habe gesagt, dass ich auf jeden Fall mit meiner Frau reden muss", erinnert sich Kocher an den Schnellschuss zurück, der ihn rückblickend nicht überrascht: "Es gibt in der Psychologie einige Forschung dazu, wie große und kleine Entscheidungen getroffen werden. Oft denken wir bei großen Entscheidungen weniger lange nach als bei kleineren - und sind damit oft auch glücklicher."
Fünf Monate nach seiner Ernennung zum Arbeitsminister trifft das auch auf Kocher zu. Aber welche Entscheidungen trifft er als Minister eigentlich? Auf oberster Ebene würden oft nur die Parameter festgelegt, erklärt der parteilose Politiker die Organisationsstruktur. "Meistens allerdings, das ist eine Eigenschaft der Politik, nicht alleine, sondern in Verhandlungen mit Parlamentariern oder Sozialpartnern wie Arbeitnehmerverbänden." Entscheidungen, die man als Minister ganz alleine trifft, gibt es dagegen nur wenige, sagt er: "Die betreffen das Haus selbst oder Dienststellen, die dem Haus direkt zugeordnet sind."
Ein normaler Arbeitstag dauert bei dem 48-Jährigen nun ungefähr 14 Stunden. Verlängert wird der vor allem durch Präsenztermine am Abend. Davon gebe es jetzt wieder mehr, erzählt Kocher. Im Corona-Lockdown habe es abends nur Videokonferenzen gegeben, die nicht so lange gedauert hätten. "Die Autonomie über den Terminkalender wird kleiner", fasst er sein neues Minister-Dasein zusammen.
Außerdem in der neuen Folge "Ja. Nein. Vielleicht":
- Wie entscheidet ein Minister, wenn er sich nicht auskennt?
- Wer ist involviert?
- Wie lange dauert dieser Prozess?
"Ja. Nein. Vielleicht." gibt es in der ntv-App, auf Audio Now und allen anderen bekannten Podcast-Plattformen wie Apple Podcasts und Spotify. Für alle anderen Apps können Sie den RSS-Feed verwenden: Kopieren Sie einfach die Feed-URL und fügen Sie "Ja. Nein. Vielleicht." zu den Podcast-Abos hinzu.
Im "Ja. Nein. Vielleicht."-Podcast erklärt Verhaltensökonomin Verena Utikal, wie Entscheidungen funktionieren, warum wir uns damit schwertun und wie leicht wir uns manipulieren lassen. Es gibt wertvolle Tipps und Tricks für alle Lebenslagen.
Quelle: ntv.de, chr