"Polizeiruf 110" Es lebe die König - und Bukow auch
31.12.2016, 12:45 Uhr
Zuverlässiges Gespann: die König und der Bukow.
(Foto: dpa)
Gut Ding will Weile haben. Den angesetzten Neujahrs-"Tatort" verschiebt die ARD aufgrund des Terroranschlags in Berlin gleich zwei Mal. Auf die Ersatzmannschaft aus Rostock ist dabei wie gewohnt Verlass.
Es ist noch gar nicht so lange her, da änderte die ARD bereits schon einmal die "Tatort"-Planung. Aus Respekt vor den Opfern der Anschläge von Paris im November 2015 wurde damals eine Doppelfolge mit Til Schweiger gekippt. Auch jetzt reagierte die Programmredaktion des Ersten und nahm den WDR-Tatort "Sturm" aus dem Programm. Der Dortmunder Fall endet mit einem islamistischen Anschlag, zu groß sind die Parallelen zur Terrorattacke vom Berliner Breitscheidplatz.
Das Ersatzprogramm gestaltete sich schwierig. Saarbrücken sollte stattdessen auf Sendung gehen, fand die Idee dann aber doch nicht so prickelnd. "Aus organisatorischen Gründen haben die Programmplanung des Ersten und der Saarländische Rundfunk beschlossen, den vorgezogenen "Tatort: Söhne und Väter" an seinem ursprünglichen Sendetermin, dem 29. Januar 2017, auszustrahlen", so das offizielle Statement. Den Ersatz des Ersatzes - und das ist die beste Nachricht in dieser Gemengelage - bildet nun also das hochgeschätzte Tandem vom "Polizeiruf 110" aus Rostock. "Das kommt überraschend" befand denn auch Charly Hübner auf seiner Facebook-Seite.
Täter werden zu Opfern
Nun denn - "Angst heiligt die Mittel" heißt der 14. Fall von Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner) und der führt die beiden ins Dörfchen Bassow in der Nähe von Rostock. Dort wird die Leiche einer Obdachlosen aufgefunden, die Frau wurde vor ihrem Tod vergewaltigt und misshandelt. Der Blick geht schnell Richtung Martin Kukulies (Markus John) und Peter Buschke (Maciej Sakanib).
Die Ex-Häftlinge sind erst kürzlich aus dem Knast entlassen worden. Beide hatte man wegen Sexualdelikten verurteilt und zum Leidwesen der Bassower haben sie in der Nachbarschaft ein Häuschen bezogen. So naheliegend der Verdacht vor allem für die schratige Dorfgemeinschaft erscheint, so dramatisch spitzen sich die Ereignisse zu. Buschke ist kurze Zeit später tot, Kukulies verschwindet von der Bildfläche.
Es bleibt dabei: Kaum ein Gespann der Sonntags-Primetime im Ersten liefert so hochklassig und spannend ab wie die beiden Ermittler aus der Hansestadt. Bukows Innenleben ist wie gehabt noch zerzauster als sein Haupthaar und dass es bei Katrin Königs geplantem Transfer nach Berlin Probleme geben könnte, zeichnet sich auch schnell ab. Dabei sind das noch die geringsten Sorgen, denn der Fall aus der Feder von Susanne Schneider ("Solo für Klarinette") schlägt eine Volte nach der anderen.
Hat man es zu Beginn noch mit einer typischen Anordnung von Verdächtigen zu tun, entwickelt sich die Geschichte im Schlussdrittel zu einem hochintensiven Suspense-Drama, an dessen Ende es nicht nur für einen der jungen Dorfbewohner, sondern auch für Katrin König um Leben und Tod geht. Reduziert, glaubwürdig, schmerzhaft direkt ist dabei das Spiel der wunderbaren Anneke Kim Sarnau, der man als Zuschauer ebenfalls gern jene Worte sagen würde, die sich der ebenso einnehmend agierende Charly Hübner als Schlusswort abringt: Bitte bleib' in Rostock.
Quelle: ntv.de