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"Noch nie eine Frau geschlagen" Johnny Depp sagt erstmals vor Gericht aus

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Seit vergangener Woche stehen sich Hollywood-Star Johnny Depp und seine Ex-Frau Amber Heard vor Gericht gegenüber. Gegenseitig werfen sie sich häusliche Gewalt und Verleumdung vor. Nun äußert sich Depp erstmals persönlich in dem Prozess. "Mein Ziel ist die Wahrheit", sagt er.

Johnny Depp kämpft derzeit erneut gegen Ex-Frau Amber Heard vor Gericht. Nach der verlorenen Verleumdungsklage gegen die Zeitung "The Sun" in Großbritannien startete kürzlich der US-Prozess vor einem Gericht in Virginia. Depp verklagt seine Ex-Frau auf 50 Millionen Dollar (46 Millionen Euro) wegen eines Beitrags in der "Washington Post", in dem sie von häuslicher Gewalt sprach.

Nun hat der 58-Jährige erstmals persönlich vor Gericht ausgesagt. Er bestreitet, Heard jemals geschlagen zu haben und sagte laut "People"-Magazin bei dem Termin am Dienstag unter Eid: "Ich selbst habe nie den Punkt erreicht, Frau Heard in irgendeiner Weise zu schlagen, noch habe ich jemals in meinem Leben eine Frau geschlagen." Zu Heards Vorwürfen erklärte er zudem: "Da ich wusste, dass daran überhaupt nichts dran war, fühlte ich es als meine Verantwortung, mich in diesem Fall nicht nur für mich selbst einzusetzen, sondern auch für meine Kinder. Mein Ziel ist die Wahrheit. Die Wahrheit ist das einzige, woran ich interessiert bin."

Er hoffe, die Anschuldigungen seiner Ex-Frau aus dem Weg räumen zu können, so Depp. Er könne es nicht ertragen, Menschen in seinem Leben "denken zu lassen, dass ich ein Betrüger war und sie angelogen habe". Es sei seltsam, "wenn man an einem Tag sozusagen Aschenputtel ist und 0,6 Sekunden später Quasimodo. Das habe ich nicht verdient, meine Kinder auch nicht, und die Menschen, die all die Jahre an mich geglaubt haben, auch nicht."

Depp streitet "Drogenmissbrauch" ab

"Sie war zu gut, um wahr zu sein", sagte Depp später über seine Ex-Frau, die er 2010 am Set ihres gemeinsamen Films "The Rum Diaries" kennengelernt hatte. "Sie war aufmerksam, sie war liebevoll, sie war klug, sie war nett, sie war lustig, sie hatte Verständnis. Wir hatten viele Gemeinsamkeiten". Doch das habe nicht lange angehalten. Heard sei eine andere Person geworden.

Weiter beschrieb Depp seine schwierige Kindheit in Kentucky und die ständige Angst vor den häufigen Gewaltausbrüchen und Schlägen seiner 2016 verstorbenen Mutter Peggy Sue Palmer. Um dieser Realität zu entkommen, habe er schon als Elfjähriger Drogen probiert - die "Nervenpillen" seiner Mutter. Seinen Vater, John Depp Sr., beschrieb der Schauspieler dagegen als einen "ruhigen" und "schüchternen" Mann, der "erstaunlicherweise sehr stoisch" geblieben sei, als seine Ex-Frau auch auf ihn losgegangen sei. "Er stand da und sah sie nur an, während sie den Schmerz austeilte, und er schluckte es runter."

Ab 2011 sei er wegen einer Verletzung bei den Dreharbeiten zu "Fluch der Karibik - Fremde Gezeiten" jahrelang von Opioid-Schmerzmitteln abhängig gewesen. Auch gab er zu, des Öfteren andere Drogen wie Kokain genommen zu haben. Heards Darstellung von seinem angeblichen "Drogenmissbrauch" sei aber völlig überzogen, betonte Depp in dem Prozess.

Zeugenaussagen belasten Heard

In den vergangenen Prozesstagen war Amber Heard bei den Zeugenaussagen nicht unbedingt gut weggekommen. So hatte unter anderem Kate James, die von 2012 bis 2015 Heards persönliche Assistentin war, behauptet, schrecklich von der Schauspielerin behandelt worden zu sein. "Beleidigungen" und "blinde Wut" seitens Heard hätten zum Alltag gehört. Weiter sagte sie aus, ihre Ex-Chefin habe nie etwas von körperlicher Misshandlung durch Depp erwähnt. James sei sich sicher: Falls es diese gegeben habe, hätte sie "den Schaden gesehen, selbst wenn ich im Moment nicht anwesend gewesen wäre".

Auch Johnny Depps Krankenschwester Debbie Lloyd, die angeheuert worden war, um dem Schauspieler zu helfen, sich von Opiaten zu entgiften, äußerte sich vor Gericht. Ihr zufolge habe Heard häufig versucht, Auseinandersetzungen mit ihrem Ex-Mann zu provozieren, während dieser "von Raum zu Raum" gegangen sei, um diesen zu entkommen. Seine Ex sei Depp aber immer weiter gefolgt. Einmal habe Heard versucht, ihn und sein Gefolge, zu dem auch Lloyd gehörte, daran zu hindern, ihren Penthouse-Aufzug zu verlassen, weil "sie nicht wollte, dass er geht".

"Sie hat die Gewalt begonnen"

Die ehemalige Therapeutin des Paares, Dr. Laurel Anderson, unterstützte die Aussagen der Krankenschwester: Heard "würde lieber streiten, als ihn gehen zu lassen". Die Anwendung von Gewalt sei für Heard "eine Sache des Stolzes" gewesen, "wenn sie sich nicht respektiert fühlte", so die Psychologin. "Sie hat Kämpfe initiiert. Sie hat die Gewalt begonnen." Und weiter: "Er hat viel mehr versucht zu deeskalieren, als ich denke, dass sie es getan hat." Sie räumte aber ein, dass Heard ihr in ihren Einzelsitzungen über körperliche Gewalt durch Depp berichtet habe. Im Dezember 2015 habe sie "Blutergüsse" unter Heards Auge gesehen.

Am heutigen Mittwoch sollen Heards Anwälte den Hollywood-Star ins Kreuzverhör nehmen. Wie lange sich der Prozess, der vor rund einer Woche begann, hinziehen wird, ist nicht klar. Mehrere US-Medien gehen davon aus, dass es bis zu sechs Wochen dauern könnte, ehe ein Urteil fällt. Allein auf der Liste an möglichen Zeugen sollen knapp 120 Personen stehen.

Quelle: ntv.de, lpe/spot

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