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Diese Wahl ist schon mal durch "Chefsache ESC" geht "unter die Gürtellinie"

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Darauf einen Humpen Met: Feuerschwanz schaffen es ins Finale.

Darauf einen Humpen Met: Feuerschwanz schaffen es ins Finale.

(Foto: RTL / Raab ENTERTAINMENT / Willi Weber)

Ganz egal, wie es für Olaf Scholz bei der Bundestagswahl ausgeht - im Halbfinale des ESC-Vorentscheids feiert sein Mini-Double schon mal einen Triumph. Und auch acht weitere Acts überspringen diese Hürde. Nicht alle Entscheidungen sind unumstritten.

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Da ist es doch an sich gut, dass das Jury-Gespann um Stefan Raab den Deutschen kurz vor der Bundestagswahl schon mal eine wichtige Richtungsentscheidung abnimmt.

In der dritten Show unter der Überschrift "Chefsache ESC" bei RTL und auf RTL+ stehen am Samstagabend 14 Direktkandidaten für das Finale des deutschen Vorentscheids zum Eurovision Song Contest (ESC) zur Wahl. Doch nur neun von ihnen erhalten ein Mandat. Fünf dagegen scheitern an der Vier-Juroren-Hürde, für die diesmal neben El Presidente Raab und seinen ständigen Ratsmitgliedern Yvonne Catterfeld und Elton auch Gast-Beisitzer Max Giesinger verantwortlich zeichnet.

Vorentscheid verpasst?
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(Foto: RTL / Raab ENTERTAINMENT / Willi Weber)

"Chefsache ESC 2025 - Wer singt für Deutschland?" ist auf RTL+ abrufbar.

Der Clou an diesem Abend: Erstmals treten die potenziellen deutschen Botschafter beim internationalen ESC-Finale am 17. Mai in Basel mit ihrem echten musikalischen Wahlprogramm an. Keine Coversongs, keine alten Eigenkompositionen - alle 14 stellen sich mit dem Lied der Abstimmung, mit dem sie letztlich auch die relative Mehrheit der gesamten Eurovisions-Wählerschaft hinter sich bringen wollen.

"Das wahre Quadrell"

Klar, dass die bevorstehende Bundestagswahl auch in Barbara Schönebergers Moderation zu Beginn gestreift wird. Dann etwa, als sie die Jury als "das wahre Quadrell" ankündigt, auch wenn sie offenlässt, welcher der drei Herren denn nun jeweils das Pendant zu Olaf Scholz, Friedrich Merz und Robert Habeck darstellen soll. Und auch wenn Catterfeld womöglich nicht so ganz damit einverstanden ist, dass ihr da eigentlich nur die Alice-Weidel-Position bleibt.

Ja, so ähnlich sah Olaf Scholz auch mal aus: Benjamin Braatz.

Ja, so ähnlich sah Olaf Scholz auch mal aus: Benjamin Braatz.

(Foto: RTL / Raab ENTERTAINMENT / Willi Weber)

Das wahre Olaf-Scholz-Double kommt aber ohnehin erst etwas später in der Sendung zum Einsatz. Schließlich hat der Kölner "Express" die erstaunliche Ähnlichkeit von Kandidat Benjamin Braatz und dem Noch-Kanzler in seinen jungen Jahren dokumentiert. Spoiler - oder um es an dieser Stelle passend zum Auftritt von Braatz zu sagen, der einen in die Zeit von "Disco 76" und Ilja Richter zurück teleportiert: Licht aus … Spot an! Braatz gelingt das, wovon Scholz noch immer zu träumen wagt: ein Überraschungserfolg. Er kommt mit seinem Song "Like You Love Me" eine Runde weiter und ist damit einer der neun Acts in der vierten und alles entscheidenden "Chefsache ESC"-Show, die am 1. März in der ARD über den Bildschirm flimmern wird.

Doch das steht natürlich neben den anderen acht Finalisten erst ganz am Ende der Sendung fest. Vorher gilt es erst einmal das gesamte Teilnehmerfeld im Halbfinale zu begutachten und nebenbei die üblichen Breitseiten zwischen Moderatorin und Jury-Kollegium auszutauschen. "Das geht schon ganz schön unter die Gürtellinie", jubelt Schöneberger bereits zu Beginn der Sendung, in der neben Raabs Haaren und Zähnen zur Abwechslung auch mal thematisiert wird, dass es dank der Anwesenheit des ESC-Chefs wenigstens an diesem Abend keinen Eier-Notstand gibt.

"Pack mich nicht an"

Als Giesinger wagt, Raab freundlich zu tätscheln, erhält er zum Dank ein "Pack mich nicht an". Doch zumindest hier kann Schöneberger schlichten: "Ja, am Anfang stellt er sich an, aber später findet er's gut". Vielleicht erst recht, als Giesinger ihm offenbart: "Ich bin frisch rasiert für dich."

Besonders ins Kreuzfeuer gerät aber wieder mal Elton - und das nicht nur bei Schönebergers zweifelhaftem Kompliment, er sehe aus wie "der alte Elton John". Dass der 53-Jährige nicht weiß, was mit der Hook eines Songs gemeint ist, sorgt bei seinen Jury-Kollegen ebenso für Fassungslosigkeit wie seine Beschreibung der Sängerin Tynna vom Duo Abor & Tynna als "weibliche Cro". Da muss sich Elton von Giesinger sogar attestieren lassen, "Scheiße" zu labern.

Doch kommen wir zum Ernst der Dinge. Schließlich geht es ja nicht nur darum, alle Neune für das Vorentscheids-Finale auszukegeln, sondern sogar um die von Raab ausgelobte "Mission Platz eins" beim ESC. An die glaubt der Entertainer felsenfest. Sogar so fest, dass er nun erklärt, er hoffe, "dass wir so was (wie 'Chefsache ESC') in der Form nächstes Jahr wieder machen können".

Ballermann meets Wacken

Bereits in einer Woche geht es aber erst einmal darum, Deutschlands ESC-Hoffnung für dieses Jahr ein für alle Mal zu krönen. Neben dem bereits erwähnten Benjamin Braatz steht dann ein buntes Potpourri an musikalischen Beiträgen zur Wahl. So lässt die Jury etwa auch die Mittelalter-Rocker Feuerschwanz passieren, die in "Knightclub" den Ballermann mit Santiano und Wacken verschmelzen.

Auch die Rockband Cosby mitsamt dem Song "I'm Still here" und zwei halb nackten Pobacken der Sängerin - statt einer ganz nackten wie noch in Show 1 - kommt eine Runde weiter. Ebenfalls im Finale: die Gruppe The Great Leslie, die mit "These Days" hörbar auf den Spuren von Franz Ferdinand wandelt.

Sängerin Lyza, die in der Vorwoche noch für ihr Barbara-Pravi-Cover "Voilà" stehende Ovationen erhalten hatte, liefert mit der Eigenkomposition "Lovers On Mars" einen massentauglichen Popsong ab, der ihr ebenfalls das Ticket für das Finale des Vorentscheids sichert. Deutlich düsterer geht es dagegen bei ihrer Kollegin Julika mit "Empress" zu, die am kommenden Samstag ausnahmsweise mal keinen Horrorfilm-Abend einplanen kann, sondern erneut auf der Bühne stehen wird.

Schützenhilfe aus Österreich?

Leonora hat ihren Happy Sound beim Song "This Bliss" in ein Diven-Gewand samt Klavier und roter Robe gepackt - und auch damit die Jury überzeugt. Von Moss Kenas Gesicht träumt Stefan Raab inzwischen nachts, doch auch dessen Schnulze "Nothing Can Stop Love" verfängt beim ESC-Chef und dem Rest der Jury.

Bereits so etwas wie Geheimfavoriten? Abor & Tynna.

Bereits so etwas wie Geheimfavoriten? Abor & Tynna.

(Foto: RTL / Raab Entertainment / Willi Weber)

Last but not least werden auch Abor & Tynna mit "Baller" beim Showdown von "Chefsache ESC" am Start sein. Und das völlig zurecht. Der Elektropop-Song ballert sich sprichwörtlich derart in die Gehörgänge, dass dem Duo vielleicht sogar bereits ein kleiner Favoritenstatus zukommt. Dabei kommen die beiden eigentlich aus Österreich. Aber hey, wenn es darum geht, Deutschland beim ESC wieder great zu machen, nehmen wir diese Schützenhilfe natürlich gerne an.

Wo Licht ist, ist jedoch bekanntlich auch Schatten. So verpassen JALN mit "Weg von dir" und Olli Dittrichs Sohn Jonathan Henrich mit "Golden Child" das Finale vor allem wegen ihrer schwachen Songs. Die mit "If Jesus Saw What We Did Last Night" ebenfalls gescheiterte Cloudy June kann sich damit trösten, dass sie im Pop-Business bereits anderweitig Fuß gefasst hat.

Umstrittene Entscheidung

Auch für die Linkin-Park-Epigonen From Fall To Spring gibt es ein Trostpflaster, nachdem sie nach ihrem ersten Auftritt vor Raab und Co. vor einer Woche prompt für das Wacken Open Air gecastet wurden. Im ESC-Vorentscheid ist für sie und ihr Lied "Take The Pain Away" hingegen schon Schluss. Und auch die Kölner Lokalmatadorin Cage hat trotz ihrer Stimmgewalt mit "Golden Hour" nicht länger die Chance, die Reise nach Basel anzutreten.

Sie verpasst das Finale: Cage.

Sie verpasst das Finale: Cage.

(Foto: RTL / Raab Entertainment / Willi Weber)

Vor allem diese beiden letzten Entscheidungen sorgen beim Live-Publikum der Show in einem Studio in Hürth bei Köln für einigen Unmut. Auf dem Weg zur Bahn sind so einige zu hören, die sich darüber echauffieren, dass etwa Benjamin Braatz und Leonara den Vorzug erhielten. Der Unmut ist durchaus nachvollziehbar. Denn man muss tatsächlich kein Kölscher Jung sein, um wenigstens Cage gesichert im Finale gesehen zu haben.

Auch wenn Raab beteuert, bei der Entscheidung über das Wohl und Wehe der Kandidatinnen und Kandidaten würden ihn vor allem taktische Erwägungen rund um die potenziellen ESC-Siegchancen leiten, dürften einige sein Gespür an dieser Stelle infrage stellen. Doch nach der Wahl ist ja bekanntlich vor der Wahl. Und da hat endlich exklusiv der Souverän das Wort. Erst bei der Bundestagswahl und dann beim großen Finale von "Chefsache ESC", in der das TV-Publikum zur Telefonabstimmung schreitet. Und wer weiß? Vielleicht ballert sich Deutschland dann ja einfach mal gepflegt weg.

Quelle: ntv.de

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