RTL/ntv-Trendbarometer Pistorius ist Umfragenkönig, Lindner und Scholz verlieren deutlich
10.09.2024, 15:22 Uhr Artikel anhören
Pistorius bleibt der Beliebteste, aber will er auch anstelle von Scholz antreten?
(Foto: picture alliance / Chris Emil Janßen)
Trotz leichter Verluste bleibt Boris Pistorius vorne: Beim Verteidigungsminister sehen die meisten Menschen das Land in guten Händen. Die Plätze zwei bis vier besetzen Unionspolitiker - von denen keiner CDU-Chef Merz ist. Im Osten sind nur drei Politiker beliebter als Sahra Wagenknecht.
Mit Spannung wartet die SPD auf eine Entscheidung von Verteidigungsminister Boris Pistorius, ob er sich für ein Bundestagsmandat bewirbt. Die Kandidatur gilt als Fingerzeig, ob Spekulationen über eine Ablöse von Olaf Scholz als nächster SPD-Kanzlerkandidat noch einmal Fahrt aufnehmen. Entsprechende Überlegungen befeuert das Politiker-Ranking im neuen RTL/ntv-Trendbarometer: Dieses führt Pistorius erneut mit deutlichem Vorsprung an. Vor allem ist er der mit Abstand beliebteste Sozialdemokrat.
Im Auftrag von RTL und ntv hat das Institut Forsa gefragt, bei welchen Politikern die Menschen das Land in "in guten Händen" sehen. Die Befragten konnten Werte von 0 ("ist überhaupt nicht in guten Händen") bis 100 ("ist voll und ganz in guten Händen") abgeben. Mit 55 Punkten ist Pistorius deutlich auf Platz eins, wenn auch mit zwei Punkten weniger als noch im Juni. Einen Punkt gibt auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst ab, der nun wie Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther auf 49 Punkte kommt.
Auf dem vierten Platz landet CSU-Chef und Bayern-Ministerpräsident Markus Söder mit 42 Punkten, einem Punkt mehr als noch im Juni. Friedrich Merz gewinnt zwei Punkte auf 36 Punkte hinzu und liegt damit auf Rang sechs. Der leichte Zuwachs korrespondiert mit der gewachsenen Zustimmung für Merz bei der Frage nach der Kanzlerpräferenz. Mit vier Unionspolitikern unter den ersten sechs könnte Unionsfraktionschef Merz zufrieden sein. Allerdings macht die hohe Zustimmung für Wüst und Söder auch erklärungsbedürftig, warum nur der CDU-Chef für die Kanzlerkandidatur infrage kommen sollte.
Grüne verlieren - mit beliebtester Politikerin
Die Grünen-Politiker Cem Özdemir, Robert Habeck und Annalena Baerbock verlieren jeweils drei Punkte und rangieren auf den Plätzen sieben bis neun. Mit 32 Punkten bleibt die neuntplatzierte Außenministerin Baerbock die beliebteste Frau unter den Spitzenpolitikern. Ihr folgen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (26 Punkte, Platz 14), BSW-Chefin Sahra Wagenknecht (25 Punkte, Platz 16), die SPD-Vorsitzende Saskia Esken (22 Punkte, Platz 17) und die AfD-Vorsitzende Alice Weidel (16 Punkte, Platz 18).
Weidel und ihr Co-Vorsitzender Tino Chrupalla haben mit drei Punkten Plus stärker zugelegt als alle anderen Spitzenpolitiker in den Top-20. Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke gewinnt dagegen keinen Punkt hinzu, kann sich aber mit 9 Punkten gerade so noch unter den beliebtesten 20 halten.
Lindner und Scholz lassen Federn
Größter Verlierer hingegen ist der FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner. 25 Punkte bedeuten einen Einbruch um 6 Punkte, wodurch Lindner hinter seinen Parteikollegen und Bundesjustizminister Marco Buschmann fällt. Der liegt mit 28 Punkten auf Platz 13, Lindner nur noch auf Platz 15.
Bundeskanzler Olaf Scholz verliert fünf Punkte und liegt mit nunmehr 30 Punkten auf Platz elf - einen Punkt vor SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. SPD-Chef Lars Klingbeil ist mit unverändert 37 Punkten auf Platz fünf, der sozialdemokratische Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rutscht um drei Punkte auf 31 Punkte und Platz zehn.
Mit Blick auf die Entscheidungen über die jeweils anstehenden Kanzlerkandidaturen kann einzig Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einigermaßen zufrieden sein: Die Grünen-Anhänger bewerten Habeck mit 77 Punkten, Baerbock kommt auf 71 Punkte und Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir auf 62 Punkte. Damit hat der amtierende Vize-Kanzler weitere Argumente für die erwartete Kanzlerkandidatur für seine Partei.
Bei der SPD ist das Bild unklarer. Mit 72 Punkten liegt Pistorius zwar auch unter Sozialdemokraten vorn, Scholz folgt mit 68 Punkten aber nur knapp dahinter. Klingbeil ist mit 65 Punkten vorn mit dabei. Die auch intern umstrittene Co-Vorsitzende Esken kommt auf nur 45 Punkte.
Unter den Unionsanhängern muss sich Merz mit 62 Punkten hinten anstellen. Dort liegt Söder mit 80 Punkten klar in Führung. Wüst kommt auf 68 Punkte und Günther auf 63 Punkte. CSU-Chef Söder dürfte in diesen Werten weitere Anreize sehen, nachdem er zuletzt wiederholt sein Interesse an einer Kanzlerkandidatur bekundet hat.
Wie schon in den vergangenen Rankings kommen - mit Ausnahme von Wagenknecht und den AfD-Politikern - alle Spitzenpolitiker im Osten auf deutlich schlechtere Werte. Dort liegt zwar auch Pistorius vorn, aber nur mit 47 Punkten. Auf Platz zwei folgt Söder mit 38 Punkten und liegt damit vor den CDU-Länderchefs Wüst (36) und Günther (37 Punkte). Ebenfalls oben mit dabei ist die bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen so erfolgreiche BSW-Gründerin Wagenknecht: Sie gehört mit 36 Punkten zu den Top-5 im Osten.
Alice Weidel folgt mit 31 Punkten schon auf Platz 6 unter den Befragten in den neuen Bundesländern. Ihr Co-Chef Chrupalla kommt auf 27 Punkte. Der Rechtsextremist Björn Höcke ist mit 20 Punkten auch weit weniger abgeschlagen als im Bundesdurchschnitt - und liegt sogar einen Punkt vor Annalena Baerbock sowie vier Punkte vor der im Osten letztplatzierten Saskia Esken.
Bei den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen waren AfD und BSW besonders stark. Das Politiker-Ranking unter den Anhängern von AfD und BSW weicht teils drastisch von den Bewertungen der Anhänger anderer Parteien ab: Unter den AfD-Anhängern kommt Weidel auf 72 Punkte, Chrupalla auf 59 und Höcke auf 53. Bei den BSW-Anhängern liegt naturgemäß Wagenknecht mit 79 Punkten vorn.
Zugleich zeigen sich echte Feindbilder: Grünen-Politiker kommen bei den AfD-Anhängern besonders schlecht weg. Auch Esken, Faeser, Scholz, Lauterbach und Klingbeil werden schlecht bewertet.
Der einzige Politiker der älteren Parteien, der auch im BSW- und AfD-Lager auf einen ähnlichen Wert wie im Bundesschnitt kommt, ist CDU-Chef Söder. 40 Punkte erhält er bei den AfD-Anhängern und sogar 43 Punkte bei denen des BSW. Auch diese Argumente für seine Kanzlerkandidatur dürfte der Bayer mitnehmen in die Entscheidungsschlacht um die Kanzlerkandidatur der Union.
Die Daten zum RTL/ntv-Politiker-Ranking wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland zwischen dem 4. und 6. September erhoben. Datenbasis: 1532 Befragte.
Weitere Informationen zu Forsa hier.
Forsa-Umfragen im Auftrag von RTL Deutschland.
Quelle: ntv.de, shu/lst