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Die 25.000-Euro-Frage Aktienmärkte im Niemandsland

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Anleihen können als Cashersatz dienen.

Anleihen können als Cashersatz dienen.

(Foto: picture alliance / Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB)

Nach einem guten Start ins Jahr sind DAX, Dow und Co. zuletzt etwas die Luft ausgegangen. Da derzeit keine klare Richtung zu erkennen ist, sollten Anleger vorsichtig sein und an der Seitenlinie ausharren.

Zurzeit ist die Lage an den Finanzmärkten von widersprüchlichen Signalen und Wirtschaftsdaten geprägt. Das geht schon einmal mit der Konjunktur los. Deutschland, immerhin die größte Volkswirtschaft Europas, durchläuft derzeit eine Rezession. Nach den Daten des IFO-Instituts befindet sich die Bundesrepublik in einer Wirtschaftskrise.

Andreas Enke zählt zu den Inhabern und Vorständen der Vermögensverwaltung Geneon Vermögensmanagement.

Andreas Enke zählt zu den Inhabern und Vorständen der Vermögensverwaltung Geneon Vermögensmanagement.

Dabei sind so ziemlich alle Bereiche betroffen: Verarbeitendes Gewerbe, Dienstleistungen, Handel oder Bau. Die Unternehmen beurteilen sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten negativ. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat vor Kurzem seine Konjunkturprognose fürs laufende Jahr von minus 0,3 auf minus 0,6 Prozent runtergeschraubt.

Gleichzeitig geht China, der früheren Lokomotive des weltweiten Wirtschaftswachstums, der Dampf aus. Die Exporte und die Importe sind zuletzt regelrecht eingebrochen und es herrscht Deflation. Das wird wohl auch noch eine Zeit lang so bleiben. Mittel- bis langfristig betrachtet leiden Deutschland und China unter der negativen demografischen Entwicklung.

Die USA zeigen Stärke

In den Vereinigten Staaten zeigt sich die Konjunktur dagegen (noch) erstaunlich robust. Im August ist der Gesamtindex für die Einschätzung der Konjunktur auf 5,1 Punkte gestiegen und liegt damit erstmals seit Februar wieder bim positiven Bereich. Im Juli lag der Index noch bei minus 3,7 Zählern. Die positive Einschätzung gilt sowohl für die aktuelle Lage als auch für die Erwartungen.

Die US-amerikanische Wirtschaft wächst derzeit im Bereich von zwei Prozent. Und das vielfach schon abgeschriebene Japan kehrt zur wirtschaftlichen Stärke des vergangenen Jahrhunderts zurück. Der Internationale Währungsfonds rechnete bei seiner jüngsten Prognose in diesem Jahr mit einem Wachstum der Weltwirtschaft von drei Prozent. Das ist nicht schlecht, umwerfend aber auch nicht.

Gleichzeitig agieren die Notenbanken und Regierungen in entgegengesetzter Richtung. Das gilt insbesondere für die USA. Die amerikanische Notenbank Fed hat seit März 2022 die Leitzinsen so stark erhöht wie niemals zuvor. Zuletzt lagen sie bei 5,25 bis 5,5 Prozent. Ob das das Ede der Fahnenstange ist, muss sich erst noch zeigen. Denn die Inflation ist zuletzt wieder leicht angestiegen und noch ein gutes Stück weit vom Zwei-Prozent-Ziel der Fed entfernt. Mit ihrer restriktiven Geldpolitik versuchen die Notenbanker, die Konjunktur abzukühlen, um die Inflation in den Griff zu bekommen.

Trump und Biden halten dagegen

Die Regierungen wollen dagegen die Wirtschaft durch umfangreiche Ausgabenprogramme am Laufen halten. Noch unter Präsident Donald Trump hatte Washington während der Corona-Krise den Konsum mit sagenhaften 3,9 Billionen Dollar unterstützt. Und sein Nachfolger Joe Biden legt nach. Erst setzte er ein Subventionspaket von 1,1 Billionen Dollar durch, dann folgte ein zweites mit einem Volumen von 1,9 Billionen Dollar. Dass dadurch die Staatsverschuldung der USA immer weiter steigt, scheinen die dortigen Politiker zu ignorieren. Zumindest hat die Ratingagentur Fitch im August die Kreditwürdigkeit der USA erstmals runtergestuft.

In Europa zeigt sich eine ähnliche Entwicklung, wenn auch in abgeschwächter Form. Hier notieren die Leitzinsen der EZB noch tiefer als in den USA und die staatlichen Subventionsprogramme fallen kleiner aus.

Durchwachsener Ausblick

Für die Aktienmärkte ist neben den Zinsen immer auch die Entwicklung der Unternehmensgewinne entscheidend. Und da sieht es nicht gerade rosig aus. Die Gewinnerwartungen der US-amerikanischen Unternehmen sind negativ. Vor allem im Technologiebereich ist der Ausblick besorgniserregend. Gerade dieser Sektor war aber zuletzt für die Kurssteigerungen an der Wall Street verantwortlich.

In Deutschland und - noch gravierender - in China stehen die Zeichen auf Krise, und das noch mit fallender Tendenz bei den Unternehmensgewinnen. Dazu kommt, dass es an den Rentenmärkten wieder Zinsen gibt und Aktien damit nicht mehr alternativlos sind. Positiv ist zumindest, dass an den Aktienmärkten der übertriebene Optimismus zurückgegangen ist. Anleger, die zuversichtlich sind, haben ihr Geld in der Regel zu einem hohen Teil bereits investiert, was die Nachfrage drückt. Wenn die Stimmung dagegen negativ ist, halten die Anleger größere Mengen Cash, die sie noch investieren können.

Unterm Strich müssten die Wirtschaftsdaten und die Unternehmensnachrichten positiv ausfallen, damit die Aktienmärkte neuen Schwung bekommen. Danach sieht es derzeit allerdings nicht aus. Anleger sollten also bei ihrem Aktienengagement vorsichtig agieren und ruhig einmal an die Außenlinie treten.

Die 25.000-Euro-Frage

Wenn es das Risikoprofil ermöglicht, ist Anlegern derzeit ein ausgewogenes Portfolio zu empfehlen. Beispielsweise könnten 25.000 Euro zur Hälfte auf Aktien entfallen, mit dem Schwerpunkt USA. Dort ist eher der breite Markt, den der Index S&P 500 abbildet, den sehr hoch bewerteten Tech-Titeln vorzuziehen.

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Für die andere Hälfte des liquiden Vermögens kommen Anleihen guter Bonität in Euro mit kurzen Laufzeiten von zwei bis drei Jahren infrage. Diese können als Cashersatz dienen und werfen wieder Zinsen ab. Sobald sich die Rahmendaten an den Finanzmärkten klären, können langfristig orientierte Anleger die Aktienquote zulasten der Renten dann wieder erhöhen.

Andreas Enke zählt zu den Inhabern und Vorständen der Vermögensverwaltung Geneon Vermögensmanagement. Der Diplom-Kaufmann verfügt über mehr als 25 Jahre Berufserfahrung in der Beratung vermögender Privat- und Geschäftskunden bei verschiedenen Großbanken.

Quelle: ntv.de

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