Neues Karrierelevel Lohnt sich ein berufsbegleitendes Studium?
05.08.2023, 20:24 Uhr Artikel anhören
Eine Entscheidung für ein duales Studium ist meistens auch eine Entscheidung gegen die Universität.
Studieren statt Freizeit genießen: Wenn sich Berufstätige für eine Weiterbildung neben dem Job entscheiden, wollen sie meist ihre Karrierechancen verbessern. Das Modell ist aber nicht ohne Tücken.
Wer im Berufsleben vorankommen möchte, kann sich mit einem berufsbegleitenden Studium weiterqualifizieren. Die Karrierechancen verbessern sich durch einen höheren Abschluss oft deutlich. Dafür verlangt ein Studium neben dem Job den Studierenden einiges ab. Diese Punkte sollten Interessierte beachten:
Voraussetzungen prüfen
Selbstverständlich müssen Interessenten die formalen Voraussetzungen für ein berufsbegleitendes Studium erfüllen. In der Regel ist dies das Abitur oder das Fachabitur. Bei manchen Hochschulen müssen Bewerberinnen und Bewerber zudem Aufnahmetests bestehen. Bei einem berufsbegleitenden Studiengang, der überwiegend in einer Fremdsprache erfolgt, ist oft der Nachweis eines bestandenen Sprachtests Pflicht.
Passende Angebote finden
Wer die grundlegenden Voraussetzungen erfüllt, braucht etwas Glück, um ein Studienangebot zu finden, das fachlich und zeitlich zum Job-Alltag passt. Einer Auswertung des Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) zufolge lassen sich zum Beispiel nur rund 16 Prozent der Studienangebote als Teilzeitangebot nutzen.
Viele Teilzeitstudierende (rund 50 Prozent) sind der Statistik zufolge dabei an Fernhochschulen wie der FOM Hochschule für Ökonomie und Management, der Fern-Uni Hagen oder der Hamburger Fern-Hochschule eingeschrieben.
Wer auf der Suche nach einem passenden Angebot ist, kann etwa auf der Webseite Studienwahl.de nach berufsbegleitenden Teilzeitstudiengängen filtern. Die Suchmaschine spuckt in diesem Fall knapp 2000 Treffer aus. Genauere Angaben lassen sich erzielen, wenn man zusätzlich ein bestimmtes Studienfeld wählt.
"Idealerweise sollte der ausgeübte Beruf in einem Zusammenhang mit dem Studium stehen", rät Beate Scherupp-Hilsberg von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.
Studienform wählen
Auch die Studienform spielt eine Rolle. Es gibt Präsenz- oder Fernstudiengänge. Bei Präsenz-Studiengängen besuchen die Studierenden die Vorlesungen abends nach der Arbeit und an den Wochenenden.
"Man hat unmittelbaren Kontakt mit Lehrpersonen und Kommilitonen", hebt Scherupp-Hilsberg als Vorteil hervor. So lassen sich etwa Lernschwierigkeiten besser und schneller bewältigen. Daneben kann das Miteinander mit Gleichgesinnten die Motivation fördern.
Bei einem Fernstudium, das überwiegend im E-Learning stattfindet, haben Studierende dafür mehr Flexibilität und können Ort und Zeit für ihre Lerneinheiten selbst wählen. Der Nachteil: Es ist unpersönlicher, weil der direkte Kontakt fehlt.
Daneben gibt es auch berufsbegleitende Studiengänge, die überwiegend E-Learning-Elemente und einige Präsenz-Veranstaltungen an Wochenenden beinhalten. "Hier ist zumindest sporadisch ein Miteinander mit anderen gegeben", so Scherupp-Hilsberg.
Absprache mit dem Arbeitgeber
Beschäftigte sind nicht verpflichtet, ihren Arbeitgeber über ihr berufsbegleitendes Studium zu informieren. Beate Scherupp-Hilsberg zufolge empfiehlt es sich dennoch, das Unternehmen in Kenntnis zu setzen. Mit dem Hinweis, dass sie ein berufsbegleitendes Studium absolvieren, signalisieren Beschäftigte, dass sie weiterkommen möchten.
Arbeitgeber wiederum können das bei ihrer Personalplanung berücksichtigen und Studierende mittel- oder langfristig für eine höhere Position vorsehen. Manche Arbeitgeber beteiligen sich sogar an den Kosten eines berufsbegleitenden Studiums. Im Gegenzug müssen sich Beschäftigte oft verpflichten, für längere Zeit nicht zu kündigen. Andernfalls müssen sie die Weiterbildungskosten selbst tragen.
Finanzierung klären
Ein berufsbegleitendes Studium ist in der Regel nicht billig. Allein die Studiengebühren können sich Angaben des CHE zufolge auf mehrere Tausend Euro belaufen. Das gilt etwa für bestimmte Zertifikatskurse, die von Hochschulen anerkannt werden oder für ein Zweitstudium an einer staatlichen Hochschule.
Bei privaten Institutionen müssen Studierende laut CHE eher mit 15 000 bis 20 000 Euro rechnen, noch teurer können MBA-Pogramme (Master of Business-Administration) sein. Hinzu kommen Bücher, Prüfungsgebühren und unter Umständen ein geringeres Einkommen, wenn Studierende ihre Arbeitszeit zugunsten der Weiterbildung reduzieren.
Wie sich das auffangen lässt? Wenn der Arbeitgeber sich finanziell nicht beteiligt, kommen dem CHE zufolge etwa das Weiterbildungsstipendium, das Aufstiegsstipendium oder das Deutschlandstipendium infrage. Auch Studienkredite sind möglich.
Beratung und Unterstützung nutzen
Ein berufsbegleitendes Studium ist ein Stressfaktor. Freizeit bleibt neben der Doppelbelastung kaum. Damit das Vorhaben zum Erfolg führt, kommt es auch auf umfassende und passende Beratungs- und Unterstützungsangebote für berufsbegleitend Studierende an, sagt Sigrun Nickel vom CHE. Solche Angebote bieten die meisten Hochschulen etwa in Form eines Telefon- oder Email-Services.
Auch Scherupp-Hilsberg rät, Beratungsangebote unbedingt zu nutzen. Leidet die Motivation dennoch, hilft es sich zunächst kleine Ziele zu setzen: Bis nächste Woche schaffe ich dieses und jenes. "Auf diese Weise rückt man dem Ziel zunehmend näher."
Quelle: ntv.de, awi/dpa