Seuche Tachomanipulation So erkennen Gebrauchtwagenkäufer Betrüger
15.01.2018, 17:56 Uhr
Tachobetrug ist eine Straftat - und denoch weit verbreitet.
(Foto: imago/Action Pictures)
Dass der Kauf eines Gebrauchten so seine Tücken hat, ist bekannt. Beispielsweise wird von Verkäufern munter am Tacho gedreht, um einen höheren Preis zu erzielen. Laut Polizei, soll jeder dritte Wagen betroffen sein. Finanztest hat ein paar Tipps gegen den Betrug parat.
Der Kauf eines Gebrauchtwagens ist Vertrauenssache. Kennt man den Verkäufer nicht, ist ein gesundes Misstrauen angebracht. Leider. Besonders oft wird am Tachostand manipuliert. Denn das dreiste Zurückstellen bringt dem Verkäufer im Schnitt 3000 Euro mehr ein. Und manchmal wird besonders wild an der Anzeige gedreht, da zeigt diese dann schon mal 100.000 Kilometer weniger an. Die Polizei schätzt, dass bei jedem dritten zum Verkauf stehenden Gebrauchtwagen die Betrügerei Anwendung findet.
Was für Käufer bitter ist. Denn nicht nur, dass sie zu viel Geld für die betroffenen Fahrzeuge hinblättern, vielmehr riskieren sie durch Überziehen von Wartungsintervallen auch Motordefekte. Bei den Tätern handelt es sich oft um Autoschieber und Kfz-Händler. Dabei ist es schwer, gut gemachte Tachomanipulationen zu erkennen. Umso leichter ist diese für die Betrüger durchzuführen. Hierzu wird ein kleines Gerät an die OBD2-Schnittstelle (den Zugang zum elektronischen Innenleben des Pkw) angeschlossen. Hier kann die Werkstatt Dutzende Sensoren auslesen für Motor, Getriebe, Fahrwerk, Airbags & Co. Die entsprechenden Geräte sind legal im Netz schon für 149 Euro zu haben. Denn sie dienen eigentlich zum korrekten Einstellen des korrekten Tachostandes, wenn dieser kaputt ist.
Wer sich als unehrlicher Verkäufer den Eingriff nicht selbst zutraut, findet mitunter auch einen Kontakt, um sich einen Kriminellen mit entsprechenden Kenntnissen ins Haus zu bestellen. So oder so, Betrüger machen sich damit strafbar.
Die Stiftung Warentest hat ein paar Tipps parat, mit denen Verbraucher den Betrügern dennoch auf die Schliche kommen. Hier sind sie:
Check: Einen Tachobetrug kann auch nicht jede Autowerkstatt aufdecken. Dennoch kann ein Gebrauchtwagencheck Sinn machen. Beispielsweise beim Tüv-Nord. Hierfür müssen aber auch 89 Euro berappt werden.
Kaufvertrag: Hier sollte sich der Verkäufer den Tachostand verbindlich zusichern lassen, etwa durch Formulierungen wie: Der Tachostand entspricht der tatsächlichen Laufleistung des gesamten Fahrzeugs. Zusätze wie "laut Vorbesitzer" oder "wie abgelesen" sind gegebenenfalls zu streichen.
Serviceheft: Kann der Verkäufer ein solches nicht vorweisen, heißt es Finger weg. Leider werden aber Servicehefte gefälscht, was mitunter daran zu erkennen ist, wenn alle Stempel gleich aussehen. Normalerweise verändert sich Stempeltusche mit der Zeit - Originale sind dann an unterschiedlichen Schwärzungen und Schattierungen zu erkennen.
Haltedauer: Soll das Fahrzeug nach nur kurzer Haltedauer schon wieder weiterverkauft werden, sollte der Verkäufer dafür einen plausiblen Grund nennen können.
Rechnungen der Werkstatt, Tüv-Berichte, Zettel früherer Ölwechsel: Käufer sind gut beraten, sich entsprechende Belege vorzeigen zu lassen. Meist sind dort auch frühere Tachostände eingetragen, mit Hilfe derer geprüft werden kann, ob die aktuelle Anzeige plausibel ist.
Schnäppchen: Wird ein Wagen deutlich unter Marktwert angeboten, sollten Käufer, die nicht vom Fach sind, gewarnt sein.
Verschleiß: Zeigt der Wagen deutliche Verschleißerscheinungen im Innenraum - etwa an Pedalen, Sitzen, Lenkrad und Schalthebeln - und passen diese offensichtlich nicht zu der niedrigen Kilometeranzeige, ist ebenfalls Misstrauen angezeigt. Leider verstehen sich allerdings ausgebuffte Betrüger auch darauf, den Innenraum wie neu aussehen zu lassen.
Vorbesitzer: Im Fahrzeugbrief stehen die Vorbesitzer. Hier erfahren Käufer den letzten Tachostand.
Vertrauen: Ist schön. Dennoch ist gesunder Menschenverstand gefragt, wenn es um die Beurteilung des Verkäufers geht. Ist dieser allzu smart, oder versucht dieser sich bei Nachfragen herauszureden, heißt es wieder Finger weg.
Quelle: ntv.de, awi