Zinssturz bei Hypothekenzinsen Wie Italiens Krise das Baugeld verbilligt
31.05.2018, 07:25 Uhr
Für alle, die gerade mit dem Kauf eines Haus planen, ist die Italien-Krise eine erfreuliche Entwicklung.
(Foto: imago stock&people)
Von wegen Zinswende: Die Angst vor einer neuen Eurokrise macht Anleger unruhig – und lässt sie in sichere Staatsanleihen flüchten. In der Folge wird auch das Baugeld billiger. Vorerst zumindest.
Krisenzeiten sind gute Zeiten fürs Baugeld. Es ist zwar makaber, aber Bauherren und Käufer profitieren von der politischen und wirtschaftlichen Krise in Italien – und den damit verbundenen Unsicherheiten. Die gescheiterte Regierungsbildung in Rom steigerte die Nachfrage nach sicheren Bundesanleihen sprungartig – und schickte deren Rendite auf Talfahrt: Sie sank innerhalb von nur einer Woche von 0,56 auf nur noch 0,21 Prozent. Einen derart niedrigen Stand hatten wir zuletzt im Februar 2017 – siehe Zins-Charts der FMH. Damals waren die Hypothekenzinsen etwa 0,1 Prozentpunkt niedriger als heute.
Vergleichbare Werte beim Baugeld sind auch jetzt wieder zu erwarten. Erste kräftige Zinssenkungen gab es bereits. Und es spricht viel dafür, dass die Hypothekenzinsen im Laufe der kommenden Tage noch einmal billiger werden.
Des einen Freud, des anderen Leid

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.
Für alle, die gerade den Kauf eines Haus planen, ist das eine erfreuliche Entwicklung. Sie profitieren in jedem Fall von niedrigen – oder eben noch niedrigeren – Zinsen. Wer hingegen auf absehbare Zeit eine Anschlussfinanzierung braucht, hat ein Problem. Er muss den richtigen Zeitpunkt abpassen, um sich die Zinsen der Gegenwart für die Zukunft festschreiben zu lassen. Wann das ist, kann niemand verlässlich vorhersagen. Zu ungewiss sind der neue Kurs Italiens und die Reaktionen der Anleger auf diese Unsicherheit. Die Erfahrungen aus der Griechenlandkrise sprechen jedoch dafür, dass Sicherheit wieder ein Thema wird und die Renditen der Bundesanleihe (zumindest vorerst) weiter sinken.
Dass aus dieser Entwicklung ein Dauerzustand wird, ist allerdings nicht gesagt. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass die Anleger irgendwann sogar das Vertrauen in die Finanzkraft Deutschlands verlieren. Das könnte dazu führen, dass sie ihr Heil in den USA suchen. Das Ergebnis eines solchen Schwenks wären (womöglich sogar sprunghaft) steigende Hypothekenzinsen.
Kühl kalkulieren
Die Taktik für alle, die aktuell vor einer Finanzierungsentscheidung stehen, lautet daher: Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen!
Da die Zinsen in den kommenden Tagen erst einmal sinken werden, kann es sich lohnen, das aktuelle Kreditangebot Ihrer Bank verfallen zu lassen und um eine Aktualisierung der Bedingungen bitten. 0,2 Prozentpunkte weniger Zinsen sind aktuell leicht zu bekommen – und machen durchaus einen Unterschied: Bei einer Kreditsumme von 300.000 Euro und zehn Jahren Zinsbindung sparen Käufer durch einen solchen Abschlag bereits 5500 Euro. Beträgt die Zinsfestschreibung 20 Jahre, liegt die Ersparnis bei rund 10.000 Euro.
Nicht uneingeschränkt zu empfehlen ist diese Taktik jenen Kunden, die zu einem bestimmten Tag den Kaufpreis bezahlen müssen. Denn wer den Stichtag versäumt, weil er das Finanzierungsangebot abgelehnt hat, kommt mit der Kaufpreiszahlung in Verzug. Das kann der Verkäufer nutzen, um vom Kaufvertrag Abstand zu nehmen und das Objekt (zu einem höheren Preis) an einen anderen Interessenten zu verkaufen. Hier sollte man sich auf alle Fälle genau informieren, ob eine Kreditauszahlung bei einer neuen Bank noch möglich ist, bevor man eine vorliegende Finanzierungszusage verfallen lässt.
Immobilienbesitzer, die gerade über ein Forward-Darlehen nachdenken, sollten ebenfalls nichts überstürzen und stattdessen die Entwicklung der Bundesanleihen und Hypothekenzinsen beobachten. Solange deren Rendite sinkt, werden auch die Hypothekenzinsen nicht steigen und der Abschluss eines Forward-Darlehens kann warten.
Quelle: ntv.de