So läuft der dritte Spieltag Für den Hoffnungs-Baum wird's richtig hart
03.10.2020, 11:10 Uhr
Manuel Baum muss sich als Trainer von Schalke 04 erstmal beweisen.
(Foto: imago images/Christoph Reichwein)
Ein Trainerwechsel wirkt manches Mal Wunder, oft sieht man allerdings auch wenig Verbesserung: Manuel Baum hofft auf ersteres und will mit Schalke 04 nach 18 sieglosen Spielen erstmals gewinnen. Der BVB ist zum Siegen verdammt gegen Freiburg, Bayern München will die eigene Ordnung wiederherstellen.
Spiel der Woche: RB Leipzig - Schalke 04
Irgendwann musste der FC Schalke 04 ja die Reißleine ziehen. "Die Überzeugung, dass es zu drehen ist, mit dem morgigen Spiel als Startpunkt, ist zu 100 Prozent da", sagte David Wagner vergangene Woche vor dem Krisenduell mit Werder Bremen. Da war er noch Trainer der Königsblauen. Wenig später stand dann fest, dass seine Mannschaft nun 18 Spiele in Folge nicht mehr gewonnen hat - und dass Wagner von der Klubführung geschasst wurde.
Die Überzeugung, "es zu drehen", die Horrorserie zu beenden, muss nun Neu-Coach Manuel Baum aufbringen. Als dieser im Winter 2016 den FC Augsburg übernahm, stand der Verein übrigens auf Tabellenplatz 13 - und endete am letzten Spieltag auch genau dort. Ein solches Szenario wäre für Schalke natürlich fatal, haben sie doch den letzten Rang inne mit null Punkten und einem Torverhältnis von minus zehn auf dem Konto. "Schalke 04 ist ein grandioser Klub mit unheimlich viel Tradition und sportlichem Potenzial", sagte Baum daher fix direkt nach der Übernahme des Postens. "Unsere dringlichste Aufgabe ist es, der Mannschaft so schnell wie möglich wieder Erfolgserlebnisse zu geben. Ich bin von der Qualität unseres Kaders überzeugt."
Nun, mit Erfolgserlebnissen könnte es im Gastspiel bei den noch unbesiegten und fußballerisch so begnadeten Nagelsmännern aus Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr) schwer werden. Und wie überzeugt ist Baum von dem sportlichen Potenzial des Schalker Kaders wirklich? Mitte August hatte er als Experte für den TV-Sender Sky die Tabelle für die Saison getippt - und sein neuer Klub landete auf Platz 15. Immerhin über dem Strich, werden einige gehässige Fußballfans (und vielleicht auch ein paar Schalker) sagen. Baum scheint jedenfalls zu glauben, dass er der Richtige ist, um das Potenzial aus seinen Spielern herauszukitzeln und endlich ein funktionierendes Mannschaftsgefüge beim Revierverein aufzubauen. Wie er mit sich als Schalke-Trainer getippt hätte, ist aber nicht bekannt.
Gibt es also einen Baum-Effekt, der die Horrorserie stoppt? Immerhin wüsste der Trainer, so sagt er selbst, "relativ gut und schnell, was man machen muss, um wirken zu können". Vielleicht gibt's auch eher den Naldo-Effekt, der als Co-Trainer sowohl Stallgeruch, Derby-Heldengeschichten als auch langjährige Bundesliga-Erfahrung mitbringt? Nicht dabei helfen kann bis auf Weiteres Ozan Kabak. Nach seiner Spuckattacke gegen Bremens Ludwig Augustinsson sperrte der DFB den Abwehrspieler "wegen krass sportwidrigen Verhaltens in der Form einer versuchten Tätlichkeit gegen den Gegner" für vier Pflichtspiele. Zunächst muss Kabak aber noch seine Gelb-Rot-Sperre absitzen.
Dass es auf Schalke längst nicht so ruhig zugeht wie im beschaulichen Augsburg, erfuhr Baum neben der Kabak-Sperre direkt an seinem zweiten Tag. Der "Kicker" berichtete, dass es interne Zweifel an ihm gebe und sich Sportvorstand Jochen Schneider bei der Verpflichtung des Trainers gegen Widerstände im Aufsichtsrat durchgesetzt habe. Der fehlende Stallgeruch Baums habe gestört - den einen oder anderen Profi auf dem Platz könnte das bei den ständigen Querelen der Alt-Schalker aber durchaus erfreuen.
Generell gebe ein Trainerwechsel dem Gegner "immer einen kleinen Push", sagte RB-Coach Julian Nagelsmann, "es wird etwas passieren." Er hätte es lieber gehabt, hätte Schalke noch ein Spiel mit der Entlassung Wagners gewartet. Allerdings gibt es wenig Grund zur Sorge für Nagelsmann: Von seinen bisher sechs Duellen mit Baum hat er noch keines verloren. Zwar plagen RB Sorgen in der Offensive (Kapitän Marcel Sabitzer fällt mit Muskelfaserriss weiterhin aus, Hee-chan Hwang konnte nicht trainieren und Yussuf Poulsens Einsatz ist fraglich), aber ein gewisser Alexander Sørloth hatte ja nun seine erste Trainingswoche, und selbst mit einem Baum-Naldo-Effekt dürfte Leipzig eine Nummer zu groß für die Schalker sein.
Was ist sonst noch los?
Borussia Dortmund will sich nicht die dritte Niederlage innerhalb von sieben Tagen einfangen nach den Pleiten gegen Augsburg und die Bayern im Supercup. Im Spiel gegen den SC Freiburg (alle Samstag, 15.30 Uhr) ist ein Sieg für das Team von Lucien Favre absolute Pflicht. Ein echtes Spitzenspiel steigt in Frankfurt, wenn die Eintracht auf Tabellenführer Hoffenheim trifft. Die TSG reist nach dem Bayern-Sieg mit breiter Brust an, aber die SGE schielt ganz nach oben: "Ich freue mich, dass wir dabei sind und die Möglichkeit haben, Tabellenführer zu werden. So schnell geht der Fußball", sagte Eintracht-Coach Adi Hütter. Die Partie wird auch zum Duell der starken Offensivreihen: Frankfurts André Silva (zwei Tore) und Bas Dost (ein Tor, eine Vorlage) gegen Andrej Kramarić (sieben Tore in drei Pflichtspielen).
Ein Derby mit zusätzlicher Brisanz steigt in Köln: Der punktlose Effzeh braucht genauso einen Dreier wie die Borussia aus Mönchengladbach, die erst einen Zähler auf dem Konto hat. Bald geht es für die Fohlen in der Champions League gegen Real Madrid und Inter Mailand, da sollte in Köln schon mal ein Sieg her. Wenn Werder Bremen auf Arminia Bielefeld trifft, darf die Hansestadt wohl das letzte Spiel von Davy Klaassen anschauen. Der Holländer, mit jeweils sieben Toren und Vorlagen in der vergangenen Saison zweitbester Scorer, ist auf dem Sprung zurück zu Ajax Amsterdam. Den Aufsteiger dürfte das wenig interessieren, nach vier Punkten aus den ersten beiden Partien wollen die Arminen weiter für Furore im Oberhaus sorgen.
Am Sonntag beenden schließlich die Bayern den Spieltag gegen Hertha BSC (18 Uhr). Der frisch gebackene Quintuple-Sieger will nach Joshua Kimmichs Kunstschuss-Slapstick auch in der Bundesliga wieder für - nach eigenem Verständnis - geordnete Verhältnisse sorgen. Ein FC Bayern auf Platz sieben, wo gibt es denn sowas? Wenige Stunden nach dem 30. Tag der Deutschen Einheit wollen die West-Berliner die Münchner aber wenigstens ein klein wenig ärgern: "Wir müssen nicht drüber reden, dass Bayern die höhere Qualität hat. Aber wir wollen natürlich gegen jeden Gegner versuchen, die Spiele zu gewinnen", sagte Hertha-Coach Bruno Labbadia bereits am Montag. Am Anfang der vergangenen Spielzeit gelang den Berlinern das mit dem Ärgern ganz gut: Das Eröffnungsspiel in München endete 2:2.
Was war gestern los?
Nun, Union Berlin feiert, der FSV Mainz 05 nicht. Warum genau? Weil Union 4:0 gewonnen, beziehungsweise Mainz 0:4 verloren hat. Und weil Loris Karius (noch) nicht im Tor stand, richtete sich der mediale Fokus auf Unions neuen Star im Sturm, auf Max Kruse. Der sah indes trotz seiner guten Leistung noch Luft nach oben. Man habe gesehen, dass es schon besser geworden sei, "dass ich aber noch nicht bei 100 Prozent bin, ist auch klar", sagte der prominente Neuzugang. Kruse hatte großen Anteil am höchsten Bundesliga-Sieg von Union, erzielte das wichtige 1:0 (13.). Kurz darauf hatte er noch das 2:0 auf dem Fuß, da habe man aber gesehen, dass "ich ein bisschen langsam gewesen bin." Dass es mit dem zweiten Treffer nicht geklappt hat, sei "völlig wurscht", meinte der Angreifer: "Ich bin froh, dass wir gewonnen haben."
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Vielleicht im Hinterkopf, aber nicht im Vorderkopf" habe er ein mögliches Ende der Sieglos-Serie gegen den BVB, sagte Freiburg-Trainer Christian Streich. Die Schwarz-Gelben sind der einzige Bundesligist, gegen den er in über achteinhalb Jahren als Cheftrainer der Breisgauer noch nicht gewonnen hat.
Quelle: ntv.de