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Ebola-Epidemie in Westafrika Ansteckung von Touristen unwahrscheinlich

Ebola-Virion unter dem Elektronenmikroskop: Bis zu 90 Prozent der Infektionen enden tödlich.

Ebola-Virion unter dem Elektronenmikroskop: Bis zu 90 Prozent der Infektionen enden tödlich.

(Foto: picture alliance / dpa)

In Westafrika wütet das tückische Ebola-Virus. Hunderte Menschen fallen der Seuche zum Opfer. Die Angst, dass Reisende das Virus nach Europa einschleppen, wächst. Doch wie groß ist die Gefahr, dass der Erreger in Europa auftaucht, tatsächlich?

Der grassierende Ebola-Ausbruch in Westafrika hat für Deutschland keine weiteren Vorbeugemaßnahmen zur Folge. "Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand die Erkrankung einschleppt, ist Deutschland bereits bestens ausgerüstet", betonte Lars Schaade, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts, in Berlin. "Zudem ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Touristen sich anstecken." Eine Ansteckung sei nur möglich, wenn man mit Erkrankten, deren Körperflüssigkeiten oder Menschen, die an Ebola gestorben sind, direkten Kontakt habe.

"Solche Kontakte sind leicht zu vermeiden, denn während der Inkubationszeit, in der die Betroffenen noch keine Symptome zeigen, sind weder sie selbst noch ihre Ausscheidungen ansteckend", sagte Schaade. Darüber hinaus kann man sich durch den Verzehr erkrankter Wildtiere ("Bushmeat") anstecken.

Virus bislang nie in Europa nachgewiesen

In den rund 40 Jahren, in denen der Ebola-Erreger in Afrika bekannt ist, wurde er kein einziges Mal nach Europa eingeschleppt. Nur ein Importfall des verwandten Marburg-Virus ist bekannt. "Wir haben neun spezielle Behandlungszentren bundesweit verteilt, die sind jederzeit einsatzbereit", ergänzte Schaade. Diese Sonderisolierstationen sind auf den Umgang mit gefährlichen Infektionskrankheiten spezialisiert. Dort geht es darum, die Weiterverbreitung zu stoppen und die Patienten zu stabilisieren.

"Es kommt immer wieder mal vor, dass dort bei Menschen ein Verdacht auf ein hämorrhagisches Fieber, wie Lassa- oder Ebolafieber, ausgeschlossen und stattdessen Malaria diagnostiziert wird", sagte Schaade. Wichtig sei es jedoch, dass auch ein niedergelassener Arzt immer mitdenke, wenn ein Reisender aus den betroffenen Regionen mit Fieber oder unklaren Beschwerden zu ihm komme.

Behörden dämpfen Angst

Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hält es ebenfalls für unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass Touristen sich anstecken. Das Auswärtige Amt rät von Reisen in die betroffenen Regionen von Guinea, Sierra Leone und Liberia vorsichtshalber ab.

Eine Gefahr durch Touristen sieht auch das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (Hamburg) nicht. "Die betroffenen Regionen sind keine Touristendestinationen. Allenfalls könnten vermögende Westafrikaner, die das Land aus Angst vor Ebola verlassen, das Virus mitbringen", sagte Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik. Am Frankfurter Flughafen beispielsweise gebe es bestimmte Vorsichtsmaßnahmen, um fiebernde Reisende ausfindig zu machen, etwa mittels Wärmekameras.

Westafrikanische Gesundheitsminister beraten

Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf warnte ihre Landsleute eindringlich vor einer weiteren Ausbreitung des Ebola-Virus. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden allein in Liberia bis Ende Juni 90 Fälle der Krankheit bestätigt, 49 Patienten starben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die Zahl der Ebola-Toten in Westafrika auf 467 gestiegen. Vor etwa einer Woche hatte die UN-Behörde die Totenzahl in Guinea, Liberia und Sierra Leone mit 399 beziffert. Den Angaben vom Montag zufolge gab es einschließlich der Toten 759 bekannte Fälle. Die WHO warnt vor einem Übergreifen der Epidemie auf andere Staaten. Nach Einschätzung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ist sie außer Kontrolle.

An diesem Mittwoch und Donnerstag treffen sich in Ghanas Hauptstadt Accra die Gesundheitsminister der betroffenen Regionen und zahlreiche internationale Experten zu einer Krisensitzung. Auf Einladung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wollen sie in der Hauptstadt Accra mit Experten über Maßnahmen zur Eindämmung des hämorrhagischen Fiebers beraten. Das Ebola-Virus hat sich erstmals in der Region ausgebreitet. Infizierte leiden an Fieber, Muskelschmerzen, Durchfall sowie in heftigen Fällen an inneren Blutungen und Organversagen. Gegen die Krankheit gibt es bislang keine Medikamente. In bis zu 90 Prozent der Fälle sie Ebola tödlich.

Quelle: ntv.de, sni/dpa

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