Teil einer chinesischen Rakete? Brennendes Objekt aus dem All schlägt in australischer Wüste ein
21.10.2025, 15:06 Uhr Artikel anhören
Ein brennendes Metallstück, entdeckt mitten in der Wüste: In Westaustralien ist ein großes Trümmerteil aus dem Himmel gefallen. Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass es von einer chinesischen Jielong-Rakete stammt. Weltraumexperten warnen: Solche Abstürze könnten in Zukunft häufiger vorkommen.
In der abgelegenen Pilbara-Wüste im Westen Australiens ist ein massives, verbranntes Metall- und Carbonfaserteil entdeckt worden, das höchstwahrscheinlich aus dem Weltraum stammt. Bergleute stießen am vergangenen Samstag auf das ungewöhnliche Objekt, das mitten auf einer einsamen Zufahrtsstraße rund 30 Kilometer von der Bergbaustadt Newman entfernt lag.

Ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge handelt es sich bei dem verkohlten Objekt um einen Druckbehälter oder Tank einer Rakete.
(Foto: Western Australia Police Force)
"Das Objekt wurde von den Rettungsdiensten geborgen und die Umgebung gesichert. Nach ersten Einschätzungen besteht keine Gefahr für die Öffentlichkeit", teilte die Polizei von Westaustralien auf Facebook mit. Der Fund habe umgehend eine behördenübergreifende Untersuchung ausgelöst - beteiligt seien neben der Polizei auch die australische Weltraumbehörde (ASA), die Feuerwehr und das Australian Transport Safety Bureau (ATSB).
Erste Untersuchungen deuten laut Polizei darauf hin, dass es sich bei dem großen Trümmerstück um ein Teil eines Raumfahrzeugs handeln könnte. "Das Objekt besteht aus Carbon und ist möglicherweise ein mit Verbundwerkstoff ummantelter Druckbehälter oder Raketentank", erklärte ein Sprecher der Polizei. Solche Druckbehälter dienten in Raumfahrzeugen zur Speicherung von Treibstoff oder Hochdruckgasen - sie seien darauf ausgelegt, extremen Temperaturen und Belastungen standzuhalten. Das würde erklären, warum das Trümmerteil den Wiedereintritt in die Atmosphäre überstanden hat.
Verdacht auf chinesische Rakete
Weltraumarchäologin Alice Gorman von der Flinders University in Adelaide hält es für wahrscheinlich, dass das Objekt von einer chinesischen Rakete stammt, die am 25. September gestartet wurde. Nach ersten Einschätzungen könnte es sich um den oberen Teil - die sogenannte vierte Stufe - einer chinesischen Jielong-Rakete handeln, sagte die Expertin dem "Guardian". Diese Stufe dient normalerweise dazu, Satelliten in ihre Umlaufbahn zu bringen, bevor sie im All zurückbleibt.
"Wenn es tatsächlich diese chinesische Mission war, dann hat die Stufe vermutlich einige Wochen die Erde umkreist, bevor sie völlig überraschend wieder eingetreten ist", so Gorman. Es habe allerdings keine Hinweise darauf gegeben, dass dieser Wiedereintritt unmittelbar bevorstand.
Solche Raketenstufen werden nach dem Start normalerweise kontrolliert zum Absturz gebracht oder so konstruiert, dass sie beim Wiedereintritt vollständig verglühen. Doch nicht immer gelingt das. "In diesem Fall war der Eintritt offenbar unvorhergesehen", so Gorman.
Zunehmende Gefahr durch Weltraummüll
Die Bergung von Weltraumschrott ist selten - doch die Wahrscheinlichkeit solcher Funde steigt. "Das Risiko wächst, weil die Zahl der Raketenstarts in den vergangenen Jahren massiv zugenommen hat", warnte Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher kürzlich beim Internationalen Astronautischen Kongress in Australien. "Wir haben mittlerweile über 36.000 größere Objekte im Orbit - jedes davon potenziell gefährlich."
Tatsächlich landet der überwiegende Teil von Weltraummüll nicht an Land, sondern in den Ozeanen. 2023 wurde bereits ein großes Trümmerteil einer SpaceX-Rakete an einen Strand in Westaustralien gespült. Dass nun erneut ein Objekt mitten im Outback niedergegangen ist, ist Experten zufolge außergewöhnlich.
Die australische Weltraumbehörde ASA rät dringend davon ab, solche Objekte zu berühren. "Weltraumteile können gefährliche Materialien oder scharfe Kanten enthalten", heißt es in einer Mitteilung. Wer einen mutmaßlichen Fund macht, solle sofort den Notruf wählen oder die örtliche Polizei verständigen.
Quelle: ntv.de, hny