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"Cosmic Girl" von Virgin Orbit Briten schießen erste Rakete ins All - mit Boeing 747

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Vorbereitungen für den Start: Die "Launcher One"-Rakete ist unter der Tragfläche der "Cosmic Girl" befestigt, einer modifizierten Boeing 747.

(Foto: REUTERS)

Zum ersten Mal soll von Großbritannien aus eine Rakete ins All geschickt werden. Das Besondere: Sie startet von einer fliegenden Plattform aus, einer modifizierten Boeing 747. Zwar kann das System nur geringe Nutzlasten tragen - doch die Macher sehen dennoch großes Potenzial.

Ein neues Kapitel der Raumfahrt wird aufgeschlagen: Zum ersten Mal soll am Montagabend eine Rakete von Großbritannien aus in den Weltraum starten. Tausende von Menschen werden laut britischen Medien in der Grafschaft Cornwall im Südwesten Englands erwartet, um den Start mitzuverfolgen. Dieser wird anders verlaufen, als man sich gemeinhin Raketenstarts vorstellt: Es handelt sich um einen "Air Launch" - einen "Luftstart".

Die historische Mission "Start Me Up" soll vom Spaceport Cornwall aus neun Satelliten in einen Orbit bringen. Bei dem Weltraumbahnhof handelt es sich um den an Cornwalls Nordküste gelegenen früheren Militärflughafen Newquay. Der Start ist für 23.16 Uhr MESZ geplant - wenn das Wetter mitspielt und es keine technischen Probleme gibt. Die Mission sollte eigentlich schon vor Weihnachten starten, musste aber wegen technischer Probleme verschoben werden.

Das Besondere an einem Air Launch: Die Rakete wird nicht vom Boden, sondern von einer fliegenden Plattform aus gestartet. Dabei handelt es sich um eine modifizierte Boeing 747 mit dem exotischen Namen "Cosmic Girl". Die Rakete mit dem Namen "Launcher One" ist unter einem ihrer Flügel montiert. Die Boeing hebt die Rakete auf den Startpunkt in mehr als zehn Kilometern Höhe, wodurch diese weniger Treibstoff benötigt, als wenn sie vom Boden aus starten würde.

Starts von überall auf der Welt denkbar

Und so soll das Ganze ablaufen: Nachdem das Flugzeug vom Spaceport Cornwall gestartet ist, steigt es bis auf mehr als zehn Kilometer Höhe. Dann zieht der Pilot die Maschine in einem 30-Grad-Winkel nach oben, klinkt die Rakete aus und dreht dann nach rechts von der Rakete weg. Diese zündet fünf Sekunden nach der Trennung ihr Triebwerk. Die erste Stufe der Rakete bringt sie auf einen niedrigen Orbit um die Erde, die zweite Stufe schließlich in den Zielorbit.

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Sicht auf die Rakete "Launcher One" unterhalb der Tragfläche - hier bei einem Test in den USA im Jahr 2019.

(Foto: REUTERS)

Das Verfahren ist nicht neu, benötigt aber ein großes und stabiles Flugzeug wie die Boeing 747. Der Nachteil: Mit dem System können nur Satelliten bis zu einem Gewicht von 400 Kilogramm und etwa der Größe einer Waschmaschine ins All gebracht werden. Zum Vergleich kann die "Falcon 9"-Rakete von SpaceX bis zu 22 Tonnen Nutzlast in einen niedrigen Erdorbit befördern.

Die Vorteile: Auf diese Weise sollen Satelliten schneller und günstiger ins All gebracht werden können als mit größeren Raketen, die von der Erde aus starten. Die 747 kann zudem an verschiedenen Orten auf der Welt eingesetzt werden, was mehr Kunden den Zugang zum Weltraum ermöglicht, heißt es beim Raketen-Entwickler Virgin Orbit, Tochter des Weltraumunternehmens Virgin Galactic des Briten Richard Branson.

"Neue Generation inspirieren"

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In Großbritannien ist man angesichts dieser Perspektiven begeistert: Von einer "neuen Ära für den Weltraum" sprach Ian Annett, stellvertretender Leiter der britischen Raumfahrtbehörde, laut "Guardian". Auf der Insel hofft man zudem auf Schub für die heimische Wirtschaft. "Dies wird zu neuen Karrieren führen, die Produktivität verbessern und die nächste Generation von Raumfahrtfachleuten inspirieren, und das ist erst der Anfang", so Annett.

Werden bald auch Menschen von Cornwall aus in den Weltraum starten? Melissa Thorpe, Leiterin des Weltraumbahnhofs Cornwall, zeigte sich auf einer Pressekonferenz zurückhaltend: "Wir konzentrieren uns im Moment zu 100 Prozent auf den Start von Satelliten", sagte sie laut britischen Medien. Dies sei schon Herausforderung genug, bevor man noch Menschen dazunehme. Dennoch sei auch die bemannte Raumfahrt für den Weltraumbahnhof interessant - etwa für Mikrogravitationsexperimente, aber auch mit Blick auf Weltraumtourismus. "Wir werden anfangen, die Möglichkeiten zu prüfen."

Quelle: ntv.de

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