Risse, Flecken, Krater Ceres ist "geologisch extrem spannend"
10.06.2015, 12:46 Uhr
Wie sind all diese kraterförmigen Strukturen entstanden?
(Foto: NASA/JPL-Caltech)
In rund 5000 Kilometern Höhe umkreist die Raumsonde "Dawn" bereits den Zwergplaneten Ceres - und fotografiert schon fleißig drauf los. Forscher hoffen auf viele Aha-Erlebnisse. Doch bislang gibt ihnen jedes Bild von Ceres neue Rätsel auf.
Es ist ein Flug über Kraterlandschaften, helle Flecken und ausgedehnte Ebenen - weit, weit weg von der Erde. In enger werdenden Bahnen umkreist Raumsonde "Dawn" den Zwergplaneten Ceres mehr als 335 Millionen Kilometer von uns entfernt. Mittlerweile ist sie dem größten Objekt zwischen Mars und Jupiter schon vergleichsweise nah: Ende Mai schickte sie Bilder, die in einer Höhe von 5100 Kilometern über dem Zwergplaneten entstanden. Darauf zu sehen: Risse, Linien, Kurven und unzählige Krater. Es sind Strukturen, die auch Planetenforscher zurzeit noch nicht erklären können.
"Ceres ist geologisch extrem spannend", sagt Planetenforscher Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit Blick auf die aktuellen Aufnahmen. "Wir erkennen eine ungewöhnlich große Ansammlung von kleinen runden Strukturen auf engem Raum. Dazu gehören kleinere so genannte Sekundär-Krater, die bei großen Einschlägen durch das dadurch ausgeworfene Material entstanden sind, aber auch längere linienförmige Anordnungen und sehr wahrscheinlich Einsturzsenken", erläutert der Experte, der an der "Dawn"-Mission der Nasa beteiligt ist. Ähnliche Strukturen seien zwar auch von den Eismonden um Jupiter und Saturn bekannt, aber nicht in dieser Dichte.
Ozean unter der Oberfläche?
Ceres, der größte Himmelskörper im Asteroidengürtel, sorgt für jede Menge Gesprächsstoff unter den Wissenschaftlern. Risse könnten auf Bewegungen in Kraterböden hinweisen, Linien könnten viele kleine Einsturzlöcher sein, angeordnet in einer Reihe. Es ist denkbar, dass Ceres Risse hat, in die loses Material von der Oberfläche hineingerutscht ist. Kleine Krater könnten aus Gesteins-Geschossen entstanden sein, die bei großen Einschlägen fortgeschleudert wurden. Genaue Analysen stehen noch aus, aber eines zeigt sich schon jetzt: Ceres' Oberfläche ist von komplexen geologischen Vorgängen geprägt.
Um welche Entwicklungen genau es sich dabei handelt, könnte sich nächstes Jahr klären: Bis November 2015 soll "Dawn" dem Zwergplaneten immer weiter auf die Pelle rücken – bis der Orbit in 375 Kilometern Höhe erreicht ist. Aus dieser Entfernung wird die Sonde dann bis August 2016 weitere Daten und Bilder zur Erde schicken. Dann gibt es vielleicht auch eine Antwort auf die Frage, die die Forschung schon länger umtreibt: Verbirgt sich unter Ceres' Kruste möglicherweise ein Ozean?
Quelle: ntv.de, asc