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China gelingt Historisches Erstmals landet Sonde auf Rückseite des Mondes

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Das Manöver gilt als schwierig, doch die junge Weltraumnation China liefert: Erstmals ist eine Sonde auf der Rückseite des Mondes gelandet. Auch deutsche Technik ist an Bord.

Erstmals in der Geschichte ist eine Raumsonde auf der Rückseite des Mondes gelandet. Die chinesische "Chang'e 4" setzte am frühen Donnerstagmorgen um 3.26 Uhr am Aitken-Krater in der Nähe vom Südpol des Erdtrabanten auf. Das berichteten chinesische Medien übereinstimmend.

Ausflüge von Raumschiffen und Astronauten auf den Mond gab es schon viele. China ist nun aber die erste Nation, die auf der von der Erde abgewandten Seite des Mondes gelandet ist. An Bord der "Chang'e 4" befindet sich ein Roboterfahrzeug, das in einem nächsten Schritt das Terrain um die Landestelle erkunden soll.

Chinesische Experten hatten die Mission im Vorfeld als sehr anspruchsvoll bezeichnet. Als Hürde galt die reibungslose Kommunikation mit der Erde, weil auf der Rückseite des Mondes keine direkte Funkverbindung aufgebaut werden kann. Deshalb brachten die Chinesen bereits im Mai den Übertragungssatelliten "Queqiao" (Brücke der Elstern) in Position, um Signale aus dem Funkschatten senden zu können. 1959 war es der Sowjetunion gelungen, die ersten Bilder der Rückseite aufzunehmen und damit das Geheimnis um die "dunkle Seite des Mondes" zumindest teilweise zu lüften.

Auch deutsche Technik an Bord

Der Mond fasziniert immer noch.

Der Mond fasziniert immer noch.

(Foto: picture alliance/dpa)

"Chang'e 4" muss nun unter harten Bedingungen funktionieren. Während der Mondnacht, die 14 Tagen auf der Erde entspricht, sinken die Temperaturen auf bis zu minus 173 Grad Celsius. Während des Mondtages, der ebenfalls 14 Tage dauert, wird es bis zu 127 Grad warm. Die Instrumente müssen diesen Schwankungen standhalten und während der hellen Zeit genug Energie tanken, um die dunkle Zeit zu überstehen.

Geplant sind unter anderem Experimente mit niedrigen Radiofrequenzen. Ohne die Erdatmosphäre und andere Störungen können Astronomen in der Stille des Alls besser Signale auffangen und hoffen auf neue Erkenntnisse über die Entstehung der Sterne. Zudem hat "Chang'e 4" Saatgut geladen, mit dem geprüft werden soll, ob Gemüseanbau in einer geschlossenen Umgebung bei der niedrigen Schwerkraft der Mondoberfläche möglich ist. 

An Bord ist auch ein von Wissenschaftlern der Kieler Christian-Albrechts-Universität entwickeltes Strahlenmessgerät. Das Kieler Experiment soll mindestens ein Jahr lang die Strahlung und den Wassergehalt des Bodens messen und die Daten zur Erde schicken. Die Erkenntnisse daraus sollen helfen, zukünftige bemannte Mondmissionen vorzubereiten.

Weitere Missionen geplant

2019 plant China eine weitere unbemannte Landung, um Gesteinsproben zur Erde zurückzubringen. Bis 2030 soll erstmals ein Chinese einen Fuß auf den Erdtrabanten setzen. Die Mondmissionen sind nur ein Teil des ehrgeizigen Raumfahrtprogramms Chinas, das auch den Bau einer Raumstation um 2022 vorsieht.

"Chang'e 4" war am 8. Dezember von der Erde gestartet und erreichte laut Staatsfernsehen am 12. Dezember die Mond-Umlaufbahn. Mit "Chang'e 3" hatten die Chinesen erstmals 2013 eine Sonde auf der Vorderseite des Erdtrabanten gelandet - weit später als Russen und US-Amerikaner. Die USA hatten nach unbemannten Sonden zwischen 1969 und 1972 auch zwölf Astronauten auf den Erdtrabanten gebracht.

Die Raumfahrzeuge des chinesischen Mondprogramms sind nach der Mondgöttin Chang'e aus der chinesischen Mythologie benannt. "Chang'e 4" ist die zweite chinesische Mondsonde nach der Mission "Yutu" (Jade-Hase) von 2013. "Yutu" hatte den schwierigen Bedingungen auf dem Mond standgehalten. Nach anfänglichen Problemen untersuchte die Sonde den Mond 31 Monate lang.

China schafft neue Machtverhältnisse im All

Mit einem reibungslosen Ablauf der Mond-Mission soll unter Beweis gestellt werden, dass Chinas ambitioniertes Raumfahrtprogramm große Fortschritte macht. "Die Landung hat vor allem einen großen symbolischen Wert", sagt der Dortmunder Techniksoziologe und Weltraumexperte Johannes Weyer. Die Amerikaner hätten sich in der Vergangenheit mit den Russen einen Wettkampf um die Vorherrschaft im All geliefert - und gewonnen. Jetzt kommen die Chinesen, "die demonstrieren, dass sie eine technologische Großmacht sein wollen".

Chinas Raumfahrtvorhaben dienen nicht nur dem Prestige und der wissenschaftlich-technischen Entwicklung, verfolgt werden ganz klar auch militärische Interessen. Militärexperten in China verweisen gerne darauf, dass künftige Kriege im All gewonnen werden. "Wer Raketen in den Weltraum schießt, kann auch andere Länder bedrohen. Das muss man immer im Hinterkopf haben", sagt Weltraumexperte Weyer. Auf die neue militärische Konkurrenz im All stellen sich die USA unter Präsident Donald Trump längst ein. Er hat ein neues militärisches Führungskommando "Space Command" ins Leben gerufen.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/AFP

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