26 Antibiotika wirkungslos Frau stirbt an multiresistentem Super-Keim
14.01.2017, 08:36 Uhr
Multiresistente Keime sind weltweit in Krankenhäusern ein Problem.
(Foto: picture alliance / dpa)
Forscher beobachten mit zunehmender Sorge die Zahl der Infektionen mit multiresistenten Keimen. Ein Fall aus den USA gibt dazu jetzt weiteren Anlass: Dort stirbt eine Patientin, nachdem bei ihr alle zugelassenen Antibiotika wirkungslos geblieben sind.
Eine Patientin in den USA ist an einer Infektion gestorben, nachdem alle 26 zugelassenen Antibiotika keine Wirkung bei ihr gezeigt hatten. Bei der Rentnerin sei ein multiresistenter Klebsiella-Pneumoniae-Keim gefunden worden, der nicht wirksam mit Antibiotika behandelt werden könne, teilte das US-Seuchenabwehrzentrum CDC mit. Derartige Bakterien machen Medizinern zunehmend Sorge, weil sie Infektionen unheilbar werden lassen.
Die Frau sei letztlich an einer Blutvergiftung gestorben, teilte das CDC mit. Sie habe sich in den vergangenen Jahren oft in Indien aufgehalten und sei dort wegen eines Oberschenkelbruchs behandelt worden. Sie kam dann in ein Krankenhaus im US-Bundesstaat Nevada, wo sie bereits im September auf der Isolierstation gestorben sei. Alle 26 in den USA zugelassenen Antibiotika hätten nicht geholfen.
Steigende Anzahl von Bakterien ist resistent
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Klebsiella-Pneumoniae-Keim bereits als "dringende Gefahr für die Gesundheit des Menschen" eingestuft. Laut Experten liegt die Sterblichkeitsrate bei mit diesem Bakterium infizierte Menschen bei 40 bis 50 Prozent. Wissenschaftler stellen eine steigende Zahl von Bakterien fest, die gegen Antibiotika resistent und damit kaum zu behandeln sind. Sie warnen, dass in einer post-antibiotischen Ära selbst leichtere Erkrankungen bei geschwächten Patienten zum Tode führen könnten.
Im Mai 2016 war in den USA erstmals ein sogenannter Super-Erreger entdeckt worden, der gegen alle bekannten Behandlungsmethoden immun ist. Bei einer 49-Jährigen aus dem Bundesstaat Pennsylvania war bei einem Harnwegsinfekt ein E-Coli-Bakterium gefunden worden, gegen das kein Antibiotikum geholfen hatte. Selbst gegen das Notfallantibiotikum Colistin zeigte sich der "Super-Erreger" immun.
Erreger aus Nevada ist kein Mcr-1-Gen
Die Frau überlebte dennoch. Das Bakterium enthielt ein Gen, das es immun gegen die Behandlung mit Antibiotika für multiresistente Keime werden lässt. Das sogenannte Mcr-1-Gen wurde bei der nun in Nevada verstorbenen Frau nicht gefunden. Bei der Autopsie ergab sich, dass ihr möglicherweise eine Behandlung mit dem Antibiotikum Fosfomycin geholfen hätte, das in den USA aber nicht zugelassen ist.
Multiresistente Erreger (MRE) sind vor allem im Krankenhausbereich ein weltweit wachsendes Problem. Laut Bundesgesundheitsministerium erkranken jährlich 400.000 bis 600.000 Patienten an Krankenhausinfektionen. 10.000 bis 15.000 Menschen sterben jedes Jahr daran. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) geht sogar von fast einer Million Infektionen und mindestens 30.000 Todesfällen aus.
Antibiotika nur gezielt einsetzen
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, hatte aus diesem Grund bereits im vergangenem November zu einem zurückhaltenden Umgang mit Antibiotika aufgerufen. "Der Einsatz von Antibiotika ist der Haupttreiber von Resistenzen", sagte Wieler im Deutschlandradio Kultur. Es sei wichtig, dass Ärzte und Tierärzte nur sehr gezielt und wenn es wirklich medizinisch notwendig sei, Antibiotika einsetzen.
Außerdem müsse laut Wieler mehr dafür gesorgt werden, dass es erst gar nicht zu Infektionen komme. Hier seien zum Beispiel Impfungen ein "unheimlich wichtiges Mittel", betonte der Präsident des Robert-Koch-Instituts. Antibiotika werden unter anderem in der Behandlung von Infektionskrankheiten verwendet.
Quelle: ntv.de, jug/AFP/epd