Jupiter-Sonde kommt nah dran Juno soll Großen Roten Fleck durchschauen
10.07.2017, 19:51 Uhr
Malerisch: Der "Große Rote Fleck" in einem von Björn Jonsson aufbereiteten Foto der Voyager 1 von 1979.
(Foto: NASA)
Auf dem Jupiter tobt der größte Sturm des Sonnensystems - und das schon seit 350 Jahren oder länger. Was treibt ihn an? Wie ist er im Detail beschaffen? Und wo kommt eigentlich seine rote Farbe her? Nasa-Sonde Juno könnte jetzt Antworten liefern.
Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass die Nasa-Sonde Juno ihr Ziel erreichte und in einen Jupiter-Orbit einschwenkte. Jetzt steht ihr einer der spannendsten Teile ihrer Mission bevor: Am frühen Dienstagmorgen, um 3.55 Uhr MESZ, kommt die Sonde dem Großen Roten Fleck des Jupiter so nah wie bislang kein anderes irdisches Gerät. Bis auf 9000 Kilometer gelangt Juno an ihn heran. Die Forscher hoffen, dass sich mithilfe der Sonde nun das eine oder andere Rätsel um den gigantischen Wirbelsturm lösen lässt.
Denn das ist es, woraus der markante Flecke des größten Planeten des Sonnensystems besteht: aus einem Wirbelsturm von riesigen Ausmaßen. Astronomen entdeckten ihn bereits vor mehr als 350 Jahren. Er ist also . anders als die Wirbelstürme, die wir von unserem Heimatplaneten kennen . überaus beständig.
Jedoch wird der Fleck allmählich kleiner. Mit Weltraumteleskop Hubble ließ sich 2014 feststellen, dass der Wirbelsturm innerhalb von zwei Jahren in seiner Ausdehnung um 1000 Kilometer geschrumpft war. Nur noch rund 16.500 Kilometer maß er damals an seiner breitesten Stelle. Im 19. Jahrhundert waren es noch 40.000 Kilometer gewesen. Damals hätte man die Erde dreimal nebeneinander in dem Fleck unterbringen können.
Schnell, komplex und kalt
Und nicht nur die Größe verändert sich, der Fleck wird auch blasser. Die Nasa nimmt an, dass er mit kleineren Stürmen in Wechselwirkung tritt und mit ihnen verschmilzt. So verändert sich die Dynamik des Großen Roten Flecks - und damit auch seine Ausmaße und Farbe.
Fest steht, dass die Gasbewegungen im größten Sturm des Sonnensystems höchst komplex sind. Die Winde wehen dort mit Geschwindigkeiten von mindestens 400 Kilometern in der Stunde. Für eine Umdrehung braucht der Wirbelsturm - er rotiert gegen den Uhrzeigersinn - sechs Tage. Minus 160 Grad Celsius beträgt seine Temperatur. Damit stellt der Supersturm eine besonders kalte Region in der Jupiteratmosphäre dar. Im Zentrum des Roten Flecks allerdings ist es drei bis vier Grad wärmer. Hier dreht sich der Sturm auch anders herum - und ist kräftiger gefärbt. Woran das liegt und wie der Große Fleck überhaupt zu seinem Rot kommt, ist nicht abschließend geklärt.
Vor zwei Jahren haben Forscher zudem einen mysteriösen, fadenähnlichen Schleier im Zentrum des Wirbelsturms ausfindig gemacht. Wie er entstanden sein könnte, war unklar. Farbe, Schleier – das sind nur zwei von vielen Geheimnissen, die der Riesensturm bislang für sich behält. Wenig ist bekannt über seine genaue Beschaffenheit und über das, was ihn antreibt. Und wie weit eigentlich reicht er ins Innere des Gasplaneten Jupiter hinab? Auch das wissen die Forscher bislang nicht.
Die Sonde schickt Fotos
Juno könnte jetzt einige Fragen beantworten. Mit ihren Instrumenten soll die Sonde durch die Jupiterwolken tauchen und erkunden, wie tief die Wurzeln des Sturms reichen. "Das wird uns helfen, zu verstehen, wie dieser gigantische Sturm funktioniert und was ihn so besonders macht", sagt Juno-Missionsleiter Scott Bolton vom Southwest Research Institute.
Und natürlich sind nicht nur Junos Mess-Instrumente im Einsatz, sondern auch ihre Kamera. Sie wird dem Wirbelsturm ins Auge schauen. In einigen Tagen gibt es dann neue Bilder vom Großen Roten Fleck - vielleicht malerisch und atemberaubend, sicherlich aber wissenschaftlich aufschlussreich.
Quelle: ntv.de, asc