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Kampf gegen Resistenzen Kinder bekommen weniger Antibiotika

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit einer Trendanalyse stellen Wissenschaftler fest, wie viele Antibiotika verordnet werden. Das ist wichtig, um auch in Zukunft Resistenzen zu minimieren. Die Analyse zeigt: Im Osten des Landes geht man vorsichtiger vor.

Antibiotika können Lebensretter sein. Allerdings nur, wenn sie sparsam genug eingesetzt werden. Ansonsten bilden sich Resistenzen und die Medikamente werden wirkungslos. Um das zu verhindern, ist Aufklärung wichtig, sowohl für Patienten als auch für Ärzte. In Deutschland lassen sich gute und schlechte Trends in Bezug auf den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen erkennen.

Verordnete Antibiotika in "Definierter Tagesdosis" (DDD) pro 1000 GKV-Versicherten nach Bundesländern.

Verordnete Antibiotika in "Definierter Tagesdosis" (DDD) pro 1000 GKV-Versicherten nach Bundesländern.

(Foto: Versorgungsatlas)

"Unsere aktuellen Analysen belegen, dass die Antibiotika-Therapie bei Kindern und Jugendlichen weiterhin statistisch signifikant rückläufig ist", erklärt Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum, Erstautor der aktuellen Trendanalyse. Kinderärzte verordnen Antibiotika in geringeren Dosierungen und seltener. Leicht rückläufig ist der Einsatz von Antibiotika auch bei älteren Menschen jenseits des 70. Lebensjahres, vor allem in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Bei der großen Altersgruppe der 15-bis 69-Jährigen dagegen griffen Ärzte unverändert häufig zum Rezeptblock, um Antibiotika zu verordnen. Insgesamt werden in den alten Bundesländern ambulant mehr Antibiotika verordnet als in den neuen.

Wie kann man Resistenzen vermeiden?

Auch Antibiotikaresistenzen sind ein natürlicher Teil der Umwelt. Sie entwickeln sich im Wechselspiel von genetischen Ereignissen wie Mutationen oder die Aufnahme von Resistenzgenen aus der Umgebung und Selektion. Selektion bedeutet, dass bei der Anwendung von Antibiotika solche Bakterienstämme überleben, die eine Resistenz besitzen. Entscheidend für die Verhinderung von Resistenzen ist daher, den Selektionsdruck zu verringern.

Aus diesem Grund ist der gezielte Einsatz von Antibiotika ganz wichtig. Diese Wirkstoffgruppe, die bei bakteriellen Infektionen eingesetzt wird, hilft beispielsweise nicht bei Erkältungen, Grippe oder anderen durch Viren ausgelösten Erkrankungen. Auch ein zu frühes Absetzen von Antibiotika unterstützt die Bildung von Resistenzen. In diesem Fall kann es zu Rückfällen kommen, die oftmals schwerer sind als vorher. Eine erneute Antibiotika-Therapie ist dann nötig und Resistenzen werden so begünstigt. 

Eine internationale Aufgabe

Da auch resistente Erreger nicht an Ländergrenzen haltmachen, ist es wichtig, die Bekämpfung auf internationaler Ebene zu führen. "Resistenzen und Infektionskrankheiten müssen nachhaltig bekämpft werden. Daher sollten Mensch, Tier und Umwelt im Sinne des One-Health-Ansatzes in die Betrachtung einbezogen werden", betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts anlässlich des Europäischen Antibiotikatages am 18. November.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht die Zunahme von Antibiotika-Resistenzen als "globale Gesundheitskrise". Es ist dringend erforderlich, das Wissen über Antibiotika-Resistenzen zu verbessern und die Verhaltensweisen diesbezüglich zu verändern. Die WHO ruft zudem die Pharmaindustrie auf, mehr als bisher in die Entwicklung neuer Antibiotika zu investieren.

Quelle: ntv.de, jaz

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