Aufnahmen aus der Tiefe Ostseeboden stellenweise tot
11.05.2011, 12:34 Uhr
Tote Qualle auf totem Grund, aufgenommen am Landsorttief, dem tiefsten Punkt der Ostsee.
(Foto: Oceana)
Die Umweltorganisation Oceana dokumentiert den Zustand der Ostsee mit aufwendigen Fotos und Filmaufnahmen vom Meeresgrund: farbenfrohe Meerestiere, aber auch tote Flächen, oft durch den Menschen um jede Form des Lebens gebracht.
Neue Fotobeweise zeigen die bunte Vielfalt des Lebens in der Ostsee - und zugleich den alarmierenden Zustand in vielen Regionen: Eine Expedition der Umweltorganisation Oceana hat im Kattegat und Öresund zwischen Dänemark und Schweden zahlreiche tote Flächen am Meeresgrund abfotografiert, auf denen durch Überfischung, zerstörerische Fangpraktiken und Umweltgifte kein Lebenszeichen mehr auszumachen ist.
"Wir haben Gegenden gesehen, in denen das Leben größtenteils zerstört wurde. Aber wir haben auch Gegenden gefunden, die reich an Leben und einzigartiger biologischer Vielfalt sind", sagte der Leiter der Expedition, Xavier Pastor. "Es ist klar, dass die Regierungen jetzt sofort mit Schutzmaßnahmen handeln müssen, wenn die Zerstörung der Ostsee gestoppt werden soll." Die deutsche Oceana-Projektleiterin Anne Schröer sagte bei einem Zwischenstopp in Kopenhagen: "Unsere Bilder müssten eigentlich eine Alarmglocke für die Anrainerstaaten sein."
Den Unterwasser-Fotografen gelangen aber auch spektakuläre Aufnahmen von Fischen und anderen Lebewesen, die nach bisherigem Wissensstand nicht mehr in dieser Region vermutet worden waren. Ein Taschenkrebs mit Seepocken auf dem Rücken, ein vierhörniger Seeskorpion, eine Flunder und See-Anemonen - mit diesen und weiteren Bildern zeigt Oceana die noch vorhandene Vielfalt auf Teilen des Ostseebodens. Auf einer anderen Aufnahme schwimmt dagegen über zerstörten, grauen Meeresgrund gerade mal eine tote Qualle.
"Viele der von uns fotografierten Flächen sind durch die gewaltigen Grundschleppnetze zerstört worden", sagt Schröer. Ihre Organisation tritt neben dem Verbot solch vernichtender Fischfangmethoden vor allem für die Ausweitung der Schutzzonen in der Ostsee ein. Bisher umfassen sie nur zwölf Prozent der Meeresfläche, Oceana tritt für eine Verdoppelung bis Verdreifachung ein.
Oceana, in den USA gegründet, will mit neuen Büros in Madrid und Paris die Aufklärung über Umweltschäden in europäischen Meeren voranbringen. Seit vier Wochen und noch bis Anfang Juni befahren Fotografen und wissenschaftliche Mitarbeiter auf der gecharterten "Hanse Explorer" die Ostsee, um mit aufwendiger Fototechnik und auch dem Einsatz eines Unterwasserroboters den Zustand des Ostseegrundes zu dokumentieren.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa