Ursachen, Symptome und Therapie Parkinson ist mehr als nur ein Zittern
09.07.2024, 17:18 Uhr Artikel anhören
Erste Anzeichen von Morbus Parkinson werden oft nicht bemerkt oder als normale Alterserscheinungen abgetan.
(Foto: picture alliance / empics)
US-Präsident Joe Biden leidet wohl doch nicht an Parkinson - im Gegensatz zu mehr als acht Millionen Menschen auf der Welt. Meist beginnt die Krankheit schleichend. Bis zu einer Diagnose können Jahre vergehen. Doch wie entsteht Parkinson überhaupt? Und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Besuche eines Spezialisten für Parkinson im Weißen Haus sorgen in den USA für Wirbel. Schnell kommen Gerüchte auf, dass Joe Biden Parkinson haben könnte. Der Leibarzt des US-Präsidenten hat jetzt die Gerüchte dementiert. Auch wenn Biden also offenbar nicht an der Nervenkrankheit leidet, mehr als 8,5 Millionen Menschen weltweit tun es. Doch wie entsteht Parkinson? Was sind die Symptome? Und wie kann die Krankheit behandelt werden?
Morbus Parkinson ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge hat sich die Zahl der Patientinnen und Patienten in den letzten 25 Jahren verdoppelt. Allein in Deutschland sind aktuell 400.000 Menschen betroffen. Eine Heilung gibt es nicht.
Was sind die Ursachen für Parkinson?
Es gibt verschiedene Formen von Parkinson. Am häufigsten ist das sogenannte idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS). "Idiopathisch" bedeutet, dass keine Ursache gefunden werden kann. Die Krankheit geht von einer bestimmten Hirnregion aus, der sogenannten schwarzen Substanz im Mittelhirn. Hier befinden sich spezielle Nervenzellen, die den Nervenbotenstoff Dopamin produzieren und mit ihm mit anderen Nervenzellen kommunizieren. Dopamin ist unter anderem wichtig für die Bewegungssteuerung. Durch die Parkinson-Erkrankung sterben immer mehr dieser Nervenzellen ab, es entwickeln sich ein Dopaminmangel und ein Ungleichgewicht der Nervenbotenstoffe im Gehirn, was zu den typischen Symptomen der Parkinson-Krankheit führt, wie die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörung auf ihrer Website schreibt.
Namensgeber der Parkinson-Krankheit ist der englische Arzt James Parkinson, der die Hauptsymptome der "Schüttellähmung" 1817 erstmals beschrieben hat und auf dessen Geburtstag am 11. April der Welt-Parkinson-Tag fällt.
Die Ursache für den Zelltod bei der Parkinson-Krankheit ist demnach noch nicht eindeutig nachgewiesen. In den betroffenen Nervenzellen bilden sich Ablagerungen, die hauptsächlich aus Verklumpungen des Eiweißmoleküls Alpha-Synuklein bestehen und als Ursache für den neurodegenerativen Prozess diskutiert werden.
Parkinson-Beschwerden können zudem die Folge anderer Erkrankungen des Nervensystems wie beispielsweise einer Demenz sein. Auch Entzündungen, Tumoren oder Medikamente wie Psychopharmaka können solche Beschwerden verursachen.
Wie äußert sich Parkinson?
Die Symptome von Morbus Parkinson entwickeln sich schleichend. In der Regel beginnen sie einseitig, werden im Verlauf der Erkrankung ausgeprägter und beeinträchtigen die Betroffenen zunehmend im Alltag und in ihrer Selbstständigkeit. Die typischen Symptome sind laut Gesundheitsinformation.de:
Bewegungsarmut (Akinesie): Betroffene können sich nur noch langsam bewegen. So wird ihr Gang sehr zögerlich, mit kurzen, kleiner werdenden Schritten. Handgriffe und Tätigkeiten, die etwas Geschick erfordern, wie etwa das Zubinden von Schuhen, werden ebenfalls immer schwieriger. Weil die Beweglichkeit der Gesichtsmuskeln abnimmt, erscheint das Gesicht mit der Zeit maskenartig. Das Sprechen wird leise und monoton, auch das Schlucken fällt schwer.
Muskelsteife (Rigor): Vor allem die Arme, die Beine und der Hals können von Parkinson-Patienten dauerhaft steif und angespannt sein. Arme und Beine lassen sich meist auch durch eine zweite Person nur gegen einen Widerstand oder gar nicht bewegen und versteifen sich bei solchen Versuchen sogar noch stärker. Die übermäßige Anspannung führt oft zu Muskelschmerzen.
Zittern in Ruhe (Ruhetremor): Der Ruhetremor tritt auf, wenn sich die Muskeln in Ruhe befinden. Ein Arm oder Bein zittert, selbst wenn die Person absolut entspannt ist. Der Tremor ist weniger auffällig oder verschwindet, wenn die Person die beteiligten Muskeln bewegt.
Mögliche weitere Krankheitsfolgen sind zum Beispiel Blasen- und Verdauungsstörungen, Kreislaufprobleme, Probleme beim Sprechen, eine erhöhte Talgproduktion der Haut, Konzentrationsstörungen sowie Depressionen.
Meist wird Parkinson zwischen dem 55. und dem 60. Lebensjahr diagnostiziert, bei jedem zehnten Patienten sogar vor dem 40. Lebensjahr. Erste Anzeichen kann es aber lange vor einer Diagnose geben. Sie werden oft nicht bemerkt oder als normale Alterserscheinungen abgetan. Typischerweise lässt etwa die Feinmotorik nach und die Schrift verändert sich. Manchmal schwindet das Rhythmusgefühl oder die Arme schwingen beim Gehen nicht mehr mit. Bei vielen Menschen wird der Gesichtsausdruck starrer. Oft kommt es zu Verstopfung, Schlafproblemen oder Stimmungsschwankungen. Viele erleben, dass ihr Geruchssinn abnimmt oder ganz verschwindet.
Wie wird Parkinson behandelt?
Obwohl es keine Heilung gibt, können die Symptome behandelt werden. So können Medikamente helfen, das fehlende Dopamin zu ersetzen. Da die Medikamente das Fortschreiten der Krankheit aber nicht aufhalten können, reicht ihre Wirkung mit der Zeit nicht mehr aus. Deshalb müssen Art und Dosierung der Mittel immer wieder angepasst werden. Damit sie gleichmäßig wirken, kann eine Medikamentenpumpe eingesetzt werden. Sie gibt den Wirkstoff entweder unter die Haut oder direkt in den Dünndarm ab.
Manchmal kann auch ein hirnchirurgischer Eingriff sinnvoll sein, die sogenannte Tiefe Hirnstimulation (THS). Dazu werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die durch elektrische Impulse bestimmte Hirnregionen positiv beeinflussen. Studien haben gezeigt, dass vor allem jüngere Patientinnen und Patienten von einem frühzeitigen Einsatz der THS profitieren. Zusammen mit Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie bewirken die Maßnahmen, dass Betroffene über viele Jahre eine gute Lebensqualität haben.
Quelle: ntv.de