Nach drei Landungen auf "Tschuri" "Philae" steht ziemlich schief
13.11.2014, 13:39 Uhr
Das hatten sich die Wissenschaftler in ihren Simulationen anders vorgestellt.
(Foto: AP)
Erstes Aufatmen nach den Problemen bei der Landung: Das Mini-Labor "Philae" scheint nach einem wilden Ritt auf dem Kometen ordentlich zu arbeiten. Aber es hat nicht die beste Position.
Der europäische Roboter "Philae" steht auf dem Kometen "Tschuri" "wahrscheinlich auf einem stark geneigten Abhang". Dies lassen erste Photos vermuten, die der Roboter von seinem Standort aus gesendet hat, wie Philippe Gaudon vom französischen Raumfahrtzentrum CNES sagte. "Er scheint von Felsen umgeben" und dadurch "ziemlich blockiert" zu sein, fügte der CNES-Verantwortliche für die Mission hinzu.
Nach den bisherigen Daten scheint "Philae" am Mittwoch nicht nur einmal, sondern sogar dreimal auf dem Kometen gelandet zu sein. Über Twitter schickte die Europäische Raumfahrtagentur Esa im Namen von "Philae" bereits mehrere Tweets. Dabei hieß es auch, der Roboter habe einen sicheren Stand auf dem Kometen.
Die CNES hatte zuvor bereits drei gute Nachrichten von "Philae" verbreitet. Erstens sei der Roboter "auf dem Nukleus des Kometen" gelandet. Zweitens funktioniere die Energiezufuhr gut, was auf eine Lebensdauer über 60 Stunden hinaus hoffen lasse. Und drittens bestehe "ständiger Kontakt" mit dem Roboter, der Informationen an die Raumsonde "Rosetta" sende, von wo aus sie zur Erde weitergeleitet werden, sagte CNES-Chef Jean-Yves Le Gall dem Sender Europe 1. "Alle Systeme funktionieren gut."
Warten auf "Check-up"-Ergebnisse
Auf dem "Agilkia" getauften Kometen-Landeplatz sollte sich der Forschungsroboter unmittelbar nach der Landung mit Harpunen verankern. Beide Harpunen lösten aber nicht aus. Derzeit läuft ein "Check-up" insbesondere zu den Ankerharpunen des Forschungsroboters.
"Philae" war am Mittwoch 500 Millionen Kilometer von der Erde entfernt erfolgreich auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerassimenko, genannt "Tschuri", gelandet. Der Chef des Esa-Flugbetriebs im Satelliten-Kontrollzentrum Esoc in Darmstadt, Paolo Ferri, zeigte sich schon jetzt hoch zufrieden. In den ersten Stunden nach der Landung hätten bereits wichtige Daten gesammelt werden können, sagte Ferri. Neben Fotos sei es etwa gelungen, das Tomographie-Projekt "Consert" zu starten. Dabei durchleuchten "Philae" und "Rosetta" den Kometen in Teamarbeit.
Wissenschaftler wollen mit der Mission einen Blick in die Kinderstube des Sonnensystems werfen, das vor 4,6 Milliarden Jahren entstand. Analysiert werden soll die Bodenbeschaffenheit, Temperatur oder die Zusammensetzung des Kometenkerns. Gesucht wird auch nach Hinweisen darauf, wie Leben auf der Erde entstand. Die Mission ist bis Ende 2015 geplant. "Philae" arbeitet aber nicht so lange. Die Wissenschaftler hofften am Tag der Landung, dass das Labor etwa zweieinhalb Tage besonders fleißig sein könnte, vielleicht auch länger. Das hängt nach DLR-Angaben von der Kapazität der Batterien ab - aber auch, wie wild der Ritt auf "Tschuri" ist.
Quelle: ntv.de, sba/AFP