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Neue Anti-Baby-Pillen Pillenreport warnt vor Thromboserisiko

Längst nehmen nicht alle Frauen die Pille nur als Verhütungsmittel. Auch wegen der Effekte mancher Präparate auf Haut, Haare und Regelschmerzen wird sie eingenommen.

Längst nehmen nicht alle Frauen die Pille nur als Verhütungsmittel. Auch wegen der Effekte mancher Präparate auf Haut, Haare und Regelschmerzen wird sie eingenommen.

(Foto: dpa)

Die dritte Generation der Anti-Baby-Pille hat mehr Risiken, wird aber deutlich häufiger verordnet als die zweite. Eine Studie warnt vor unbedachter Einnahme und kritisiert die Versprechen der Hersteller: Die Pille sei kein "Lifestyle-Produkt".

Moderne Antibabypillen können das Thromboserisiko erhöhen: Trotzdem würden die neueren Hormonpräparate deutlich häufiger verordnet als die Vorgängerprodukte, obwohl diese genauso gut verhüten, kritisierte die Techniker Krankenkasse (TK) in ihrem "Pillenreport". Die Studie unter Federführung des Bremer Gesundheitswissenschaftlers Gerd Glaeske hat Nutzen und Risiken der neueren Antibabypillen unter die Lupe genommen.

Dass Antibabypillen nicht ohne Nebenwirkungen sind und das Thromboserisiko erhöhen können, ist lange bekannt. In seltenen Fällen können sich durch Hormonpräparate Blutgerinsel entwickeln, die Lungenembolien und Schlaganfälle auslösen oder im Gehirn auftreten.

Insbesondere die Pillen der dritten Generation stehen in der Kritik. Studien zufolge ist ihr Thromboserisiko auf neun bis zwölf Embolien pro 10.000 Frauen und Jahr erhöht und damit um das 1,5- bis zweifache höher als bei Pillen der zweiten Generation. Auch die Pillen der sogenannten vierten Generation haben Studien zufolge ein ähnliches Risiko.

Versteckte Werbebotschaften

"Vor allem bei jungen Frauen, die nicht rauchen und kein Übergewicht haben, spricht auf den ersten Blick auch nichts gegen die neuen Präparate", erklärte Glaeske. Neu sei aber nicht immer gleich besser, im Gegenteil. "Die Pillen der früheren Generationen schützen genauso gut vor einer ungewollten Schwangerschaft und haben ein geringeres Thromboserisiko", erklärte der Experte von der Universität Bremen.

Auch TK-Vorstandschef Jens Baas warnte, es handele sich um verschreibungspflichtige Arzneimittel "und nicht um ein Lifestyle-Produkt". Baas kritisierte die Marketingstrategien der Pharmaindustrie. Dabei würden "vermeintliche Schönheitseffekte der neueren Pillen in den Vordergrund gerückt". Gleichzeitig werde gezielt in den sozialen Netzwerken um junge Frauen geworben.

Die Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel bei Verbrauchern ist in Deutschland durch das Heilmittelwerbegesetz verboten. Gleichwohl betreibe nahezu jeder größere Anbieter von Antibabypillen eine allgemeine Webseite zum Thema Verhütung und Pille, erklärte Baas.

"Es muss hinterfragt werden, ob nicht zwischen Beauty- und Lifestyletipps in Wahrheit ein ungefilterter Informationsfluss der Marketing- und Werbebotschaften der Pharmaindustrie an die Teenager stattfindet", kritisierte auch Glaeske. Zwar werde auf das Thromboserisiko hingewiesen, "aber im Vordergrund stehen neben der Verhütung meist die vermeintlich positiven Nebenwirkungen auf Haut oder Haare", erklärte Glaeske.

Für Frauen unter 30 weniger geeignet

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte wiederholt auf die Risiken der modernen Antibabypillen hingewiesen. Die Behörde empfiehlt vor allem Erstanwenderinnen und Frauen unter 30 Jahren Pillen mit geringerem Thromboserisiko zu verordnen.

Auch sollten die Frauen über persönliche Risikofaktoren einer Embolie, wie Rauchen oder Übergewicht von ihrem Arzt genau aufgeklärte werden. Insgesamt überwiege bei allen zugelassenen Kombinationspräparaten aber "der Nutzen die Risiken", erklärte das BfArM. Schätzungen zufolge nehmen sieben Millionen Frauen in Deutschland die Pille.

Quelle: ntv.de, nsc/AFP

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