Einzigartiges Immunsystem Was schützt Fledermäuse vor Ebola?
15.09.2015, 10:55 Uhr
Die Große Samtfledermaus stammt aus Mittel- und Südamerika.
(Foto: MPI für Ornithologie)
Fledermäuse haben Kontakt mit verschiedenen Krankheitserregern, auch das gefürchtete Ebola-Virus ist dabei. Dennoch erkranken die Tiere erstaunlich selten daran. Forscher wollen nun wissen, wie sich die Tiere schützen.
Das Immunsystem von Fledermäusen arbeitet grundlegend anders als das von anderen Säugetieren. Das haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfzell herausgefunden. So tragen zwar viele der 1300 bekannten Fledermausarten eine Reihe Antikörper in ihrem Blut, nur selten aber sind die Erreger selbst nachweisbar. Aus diesem Grund wurden Fledermäuse als Überträger für gefährliche Krankheiten wie Ebola oder Tollwut auf den Menschen ausgemacht. Das könnte sich nun ändern.
Für die Untersuchung des Immunsystems von Fledermäusen nahmen die Wissenschaftler die Großen Samtfledermäuse (Molossus molossus) in Panama unter die Lupe. Sie konnten feststellen, dass sich die Körpertemperatur der Tiere, die am Tag ruhen und in der Nacht jagen, nachts auf über 40 Grad Celsius erhöht. Das passiert während der Jagd, denn der Körper leistet Schwerstarbeit beim Fliegen. Die festgestellte Erhöhung der Körpertemperatur könnte als eine Art tägliches Fieber die Immunabwehr gegen Krankheitserreger aktivieren. Andererseits könnte auch die Ruhe am Tag, bei der der Stoffwechsel auf ein Minimum gedrosselt wird, die Vermehrung von Krankheitserregern verhindern.
Angriff auf Immunsystem simuliert
Um Klarheit zu schaffen, verabreichten die Forscher den Fledermäusen eine harmlose Verbindung aus Fett- und Zuckerbestandteilen, ein sogenanntes Lipopolysaccharid (LPS), das an der Außenhaut vieler Krankheitserreger vorkommt. So wurde den Körpern der Tiere ein bakterieller Angriff simuliert, was das Immunsystem in den Abwehrmodus schaltet.
Bei den getesteten Samtfledermäusen blieben die Temperaturschwankungen auch nach der Gabe von LPS bestehen. Auch die Zahl der weißen Blutkörperchen, deren Erhöhung normalerweise auf eine Immunabwehr schließen lässt, blieb bei dem Test mit LPS konstant. Das, was sich innerhalb von 24 Stunden mit der Gabe von LPS stark veränderte, war das Gewicht der Tiere. Die Forscher interpretierten das als Zeichen, dass die Tiere Energiereserven für die Immunabwehr mobilisieren. Wie genau die besondere Arbeit des Immunsystems von Fledermäusen abläuft, können die Forscher bisher nicht sagen.
Die Erkenntnisse der Forscher könnten in Zukunft auch für die Bekämpfung von Viruserkrankungen, die von Tieren auf den Menschen überspringen, bedeutsam sein. Im Falle von Ebola ist es möglich, dass Fledermäuse zu Unrecht als Krankheitsüberträger beschuldigt werden. Da das Ebola-Virus selbst bislang nicht in Fledermäusen nachgewiesen werden konnte, scheinen andere Übertragungswege sehr wahrscheinlich.
Quelle: ntv.de, jaz