Häufigste Infektion durch Zecken Was steckt hinter der Erkrankung Lyme-Borreliose?


Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) gilt in Europa als der Überträger von Borrelia. Er sollte schnell entfernt werden.
(Foto: imago images/agrarmotive)
Justin Timberlake macht öffentlich, dass er an Lyme-Borreliose erkrankt ist. Der Sänger reagiert damit auf Kritik an seinem Engagement während seiner Konzerte. Was kann eine Borreliose-Infektion auslösen?
Lyme-Borreliose kann zu einer gefährlichen Erkrankung werden, wenn sie nicht oder zu spät behandelt wird. Die Infektionskrankheit, die auch als Lime Disease oder Borreliose bezeichnet wird, wird durch Bakterien der Gattung Borrelia ausgelöst, die wiederum durch einen Zeckenstich in den Körper des Menschen gelangen. Wird nicht gegengesteuert, dann breiten sich die Bakterien ungebremst im Körper aus und können dort verschiedene, in manchen Fällen auch schwere Symptome auslösen.
Prinzipiell ist jedoch das Erkennen einer Lyme-Borreliose schwierig, denn sie kann zu zahlreichen Erkrankungsformen in verschiedenen Organen führen. Diese können einzeln oder in unterschiedlichen Kombinationen auftreten, schreibt das Robert-Koch-Institut RKI dazu. Borrelia-Bakterien können zu Erkrankungen der Haut, des Nervensystems, der Gelenke und sogar des Herzens führen.
Wanderröte als bestes Zeichen
Eine Borrelien-Infektion beginnt in vielen Fällen mit der sogenannten Wanderröte, die sich 3 bis 30 Tage nach dem Zeckenstich rund um die Einstichstelle zeigt. Auch wenn sich diese nicht bei jeder Borrelien-Infektion bildet, gilt sie doch als sicheres Frühzeichen einer Borreliose, die von einem Arzt oder einer Ärztin bei Erstinfektion durch eine Blutuntersuchung gestützt und schließlich mit Antibiotika-Gabe gut behandelt werden kann. Eine durchgemachte Lyme-Borreliose stellt in der Regel keinen Schutz gegen eine erneute Infektion dar, betont das RKI. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist unter normalen Bedingungen nicht möglich.
Die Lyme-Borreliose wurde als eigenständige Krankheit erstmals 1975 in der Stadt Lyme, in Connecticut, USA von der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe um den Rheumatologen Allen C. Steere beschrieben. Auslöser waren die dort gehäuft auftretenden Fälle von Gelenkentzündungen bei Kindern, die zunächst als rheumatoide Arthritis fehlinterpretiert wurden. Der bakterielle Erreger wurde jedoch erst Jahre später gefunden. Der Bakteriologe Willy Burgdorfer entdeckte, isolierte und beschrieb 1981 die Bakterienart, die später nach ihm benannt wurde und den Namen Borrelia burgdorferi erhielt.
Zeit ist entscheidender Faktor
Bei einer Borreliose ist Zeit ein entscheidendes Kriterium, um die Erkrankung in Schach zu halten:
- Es ist wichtig, die Zecke so schnell wie möglich aus dem Körper zu entfernen. Das Infektionsrisiko steige nach einer Saugzeit von mehr als 12 Stunden, so das RKI.
- Wer von einer Zecke gestochen wurde, sollte sich das Datum notieren, die Einstichstelle und den allgemeinen Gesundheitszustand über mehrere Wochen beobachten. Entsteht die Wanderröte, sollte man sich möglichst bald von einem Arzt behandeln lassen.
- Auch ohne die typische Wanderröte können grippeähnliche Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Abgeschlagenheit auftreten. In diesen Fällen sollte man sich schnell von einem Arzt oder einer Ärztin behandeln lassen und von dem Zeckenstich erzählen.
- Die Einnahme von verordneten Antibiotika hilft dabei, die Bakterien zu töten und die Infektion vollständig zu heilen - insbesondere, wenn die Medikamente in der Frühphase der Erkrankung eingenommen werden.
Wird die Lyme-Borreliose nicht oder erst spät behandelt, kann es zu schweren, teils irreversiblen Krankheitsfolgen kommen. Das passiert auch, weil die Spätfolgen nur schwer von anderen Erkrankungen abzugrenzen sind. Dazu zählen chronische Erkrankungen der Haut und der Nerven. Die sogenannte Neuroborreliose kann zu Schmerzen, Taubheit, Seh- und Hörstörungen, Gesichtslähmungen oder einer Hirnhautentzündung führen. Bei der Lyme-Arthritis handelt es sich um Entzündungen der Gelenke, die am häufigsten die Kniegelenke betreffen und auch noch Jahre nach dem Zeckenstich auftreten können. In sehr seltenen Fällen kann es auch zu Entzündungen des Herzens, der Augen, der Leber oder des Rachens kommen.
Bisher kein Impfstoff zugelassen
Wie viele Menschen sich jährlich in Deutschland mit Borrelien infizieren, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Fachleute gehen von rund 300.000 Fällen im Jahr aus. Die Zahlen schwanken jedoch regional erheblich und sind wetterabhängig. Klar ist allerdings, dass Borreliose in Deutschland die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung ist.
Obwohl bereits mehrere Firmen an einer Borrelien-Impfung forschen, ist bisher keiner dieser Impfstoff-Kandidaten auf dem Markt. Um eine Infektion zu verhindern, bleibt Prävention die aktuell beste Maßnahme. Das bedeutet: Im Wald, auf Wiesen oder im Unterholz, also im bevorzugten Lebensraum von Zecken möglichst lange Hosen, langärmlige Shirts und geschlossene Schuhe tragen. Am besten ist es, die Hosenbeine in die Socken zu stecken. Unbedeckte Haut kann zusätzlich mit Insektenschutzmittel behandelt werden.
Nach dem Ausflug in die Natur oder der Arbeit im Garten sollte man sich, Partner und Kinder gründlich nach Zecken absuchen – auch auf der Kleidung. "Zecken mögen warme, weiche Hautstellen. Suchen Sie deshalb besonders in den Kniekehlen, in den Leisten, unter den Achseln, hinter den Ohren sowie am Kopf und Haaransatz", rät das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit. Tierhalter sollten auch bei Hund und Katze darauf achten, diese auf Zecken zu untersuchen, damit die Lieblinge die Blutsauger nicht mit ins Haus tragen.
Quelle: ntv.de