Ist Dunkle Strahlung die Ursache? Weltall dehnt sich schneller aus als gedacht
03.06.2016, 19:51 Uhr
Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 70 Kilometern pro Sekunden dehnt sich das Universum aus.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Das Universum bläht sich auf - und das schneller als bisher angenommen. Grund dafür könnte ein hypothetisches Elementarteilchen sein. Forscher hegen zudem die Hoffnung, dass nun andere kosmische Rätsel gelöst werden können.
Das Weltall dehnt sich etwas schneller aus als erwartet. Das schließen Astronomen um den US-Nobelpreisträger Adam Riess aus Untersuchungen mit dem "Hubble"-Weltraumteleskop. Die kosmische Expansionsrate ist demnach etwa fünf bis neun Prozent höher als bisher berechnet. Das ist ein deutlicher Unterschied zu der bisher gemessenen Ausdehnung des jungen Universums direkt nach dem Urknall.
Eine Grund für die schnellere Ausdehnung könnte ein hypothetisches Elementarteilchen sein, das die Energiebilanz im jungen Universum verändert haben könnte - sogenannte Dunkle Strahlung. Diese nimmt die Rolle der Photonen im "dunklen" Bereich des Universums ein. Also jenem, in dem Dunkle Materie und Dunkle Energie vorkommen. "Diese überraschende Entdeckung könnte ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis jener geheimnisvollen Teile des Universums sein, die 95 Prozent von allem ausmachen und kein Licht aussenden, etwa Dunkle Energie, Dunkle Materie und Dunkle Strahlung."
Die Forscher stellen ihre Analysen in einer der kommenden Ausgaben des Journals "The Astrophysical Journal" vor. Mit dem Weltraumteleskop bestimmte das Team um Riess die Ausdehnungsgeschwindigkeit des Universums so genau wie nie zuvor. Diese sogenannte Hubble-Konstante liegt im lokalen Kosmos demnach bei 73,2 Kilometern pro Sekunde pro Megaparsec. Ein Megaparsec sind 3,26 Millionen Lichtjahre. Zwei Punkte, die ein Megaparsec voneinander entfernt sind, streben also mit 73,2 Kilometern pro Sekunde weiter auseinander.
Diesen Wert verglichen die Astronomen mit der Expansionsrate, die sich aus Messungen des Urknallechos mit den Satelliten "WMAP" und "Planck" ergeben. Dieser Vergleich sei wie der Bau einer Brücke zwischen beiden Werten, erläuterte Riess in einer Mitteilung des Weltraumteleskop-Instituts STScI in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland. An einem Ufer befinden sich die "Hubble"-Messungen aus dem lokalen Universum, am anderen die Satellitenmessungen des Urknallechos. "Man beginnt an zwei Enden und erwartet, dass sie sich in der Mitte treffen, wenn alle Zeichnungen und Messungen korrekt sind", beschrieb der Astronom. "Aber die beiden Enden treffen sich nun nicht richtig in der Mitte, und wir möchten wissen, warum."
Quelle: ntv.de, kst/dpa