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Virus wieder auf dem Vormarsch Wie gefährlich ist die neue Corona-Variante XEC?

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Mit den sinkenden Temperaturen steigen auch wieder die Corona-Zahlen.

Mit den sinkenden Temperaturen steigen auch wieder die Corona-Zahlen.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Sie wird erstmals im Juli in Deutschland nachgewiesen und verbreitet sich seitdem rasant: die neue Corona-Variante XEC. Sie scheint noch ansteckender zu sein als ihre ohnehin schon infektiösen Verwandten. Ein Grund zur Sorge?

Mit der Erkältungssaison ist auch ein alter Bekannter zurück: das Coronavirus. Dass wir auch in diesem Herbst eine neue Covid-Welle erleben werden, hält Virologe Martin Stürmer für wahrscheinlich. "Wir müssen uns auf einiges einstellen", sagt der Experte im Gespräch mit ntv. Das Virus entwickele sich immer weiter und passe sich immer besser an. Daher sehe man immer noch Menschen, die durchaus länger an einer Infektion litten.

Dass die Corona-Zahlen wieder steigen, zeigt auch der aktuelle ARE-Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI). Sars-CoV-2 ist inzwischen für 17 Prozent aller akuten Atemwegserkrankungen verantwortlich - Tendenz steigend. Dabei dominiert nach wie vor die Sublinie KP.3.1.1 (41 Prozent). Allerdings holt eine neue Corona-Variante rasant auf: XEC.

XEC wurde erstmals Anfang Juli in Deutschland nachgewiesen. Seitdem hat sich die Variante rasant ausgebreitet und kommt inzwischen in 27 Ländern Europas, aber auch in Nordamerika und Asien vor. Ein besonders starkes Wachstum von XEC sei in Dänemark und Deutschland zu verzeichnen, schrieb der Datenwissenschaftler Mike Honey vor wenigen Tagen auf der Plattform X. Laut RKI ist die neue Mutante mittlerweile für 21 Prozent der Corona-Infektionen verantwortlich.

Ansteckender, aber nicht gefährlicher

XEC ist eine Hybridvariante, die sich aus den beiden Omikron-Sublinien K.S.1.1 und KP.3.3. gebildet hat. Durch eine Veränderung des Spike-Proteins kann sie sich offenbar besser an die menschlichen Zellen binden und ist laut Experten daher ansteckender. Ein Grund zur Sorge?

Nein, beruhigt Virologe Stürmer. Auch wenn sich das Virus verändere und immer weiter anpasse, "sind wir zum Glück immer noch in der Omikron-Gruppe". Das bedeutet, dass es bislang keine Anzeichen dafür gibt, dass XEC schwerer krank macht oder den aufgebauten Immunschutz wirksamer umgeht. Somit ist sie "nicht gefährlicher als das, was wir bislang gekannt haben", sagt Stürmer. Sowohl die Intensivbettenbelegung als auch die Krankenhausbesuche oder die Todesfallzahlen sprächen dagegen, dass XEC stärkere klinische Auswirkungen hat.

Und auch die durch XEC verursachten Symptome unterscheiden sich ersten Erkenntnissen nach nicht von altbekannten: Fieber, Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, zum Teil starke Kopf- und Gliederschmerzen. Es kann auch zum vorübergehenden Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns kommen. Insgesamt berichten Betroffene von eher milden Verläufen.

"Long Covid ist immer noch ein Thema"

Klar scheint: Mit XEC werden die Corona-Zahlen in den nächsten Wochen noch einmal steigen. Schon jetzt hat sich die Inzidenz im Vergleich zur Vorwoche mit 1500 Covid-Erkrankungen pro 100.000 Einwohnern mehr als verdoppelt. Die Daten kommen aus dem Abwassermonitoring, dem sogenannten Grippe-Web und den Meldungen aus einzelnen Praxen. Da aber kaum noch auf Covid getestet wird und auch positive Schnelltests ohne Arztbesuch nirgendwo gemeldet werden, ist zu vermuten, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt.

Neue Corona-Mutationen "sind etwas, womit wir auch in Zukunft leben müssen", sagt Virologe Stürmer. "Das Virus wird sich weiter an uns anpassen. Und dementsprechend wird es auch immer wieder Erkrankungswellen geben." Dennoch sollte man eine Infektion nicht auf die leichte Schulter nehmen. "Long Covid ist immer noch ein Thema", mahnt Stürmer. Deshalb sollte man alles tun, um eine Infektion möglichst zu vermeiden.

Da sich XEC nicht grundlegend von den anderen derzeit kursierenden Varianten unterscheidet, bieten sowohl Impfung als auch eine oder mehrere durchgemachte Covid-Erkrankungen immer noch einen guten Schutz vor schweren Verläufen. Älteren Menschen ab 60 Jahren und immungeschwächten Menschen empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) jedoch eine Auffrischungsimpfung. "Alle, die zu Risikogruppen gehören, die kein gesundes Immunsystem haben oder einen schweren Verlauf zu erwarten hätten, wären gut daran, sich jetzt impfen zu lassen, damit sie sich in der Welle nicht anstecken", rät auch Virologin Sandra Ciesek.

Generell sei die Lage aber momentan keinesfalls bedrohlich und nicht vergleichbar mit der Situation von 2020 und 2021, sagt Ciesek der dpa. "Im Grunde ist es wie letztes Jahr, nur die Varianten und Buchstaben heißen anders."

Quelle: ntv.de

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