Frage & Antwort

Am besten morgens wässern Warum nicht bei praller Sonne gießen?

Der Mittag ist oft die Zeit, wo Pflanzen Wasser am nötigsten zu haben scheinen. Doch diesem Bedarf lässt sich vorbeugen.

Der Mittag ist oft die Zeit, wo Pflanzen Wasser am nötigsten zu haben scheinen. Doch diesem Bedarf lässt sich vorbeugen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es ist mir schon oft passiert, dass ich mir mittags meine Pflanzen angeschaut habe und sofort gesehen habe: Die brauchen Wasser. Ich warte dann aber immer bis zum Abend mit dem Gießen. Irgendwo habe ich gehört, dass man bei praller Sonne nicht gießen oder wässern sollte. Ist das denn richtig? (fragt Irene K. aus Waren)

"Gießen ist nicht gleich gießen, hier gibt es große Unterschiede", antwortet Gesche Hohlstein spontan auf unsere Leserfrage. Hohlstein ist Biologin und als solche im Botanischen Garten in Berlin-Dahlem tätig. "In der Mittagshitze sollte man schon allein deshalb nicht gießen, weil die Feuchtigkeit dann verdunstet, bevor sie an den Wurzeln angekommen ist", sagt die Expertin. "Das ist nicht effizient. Gießt man dann auch noch auf die Blätter der Pflanzen, bilden sich darauf Wassertropfen und die können wie Brenngläser wirken. Die begossenen Blätter verbrennen dann also im Sonnenschein."

Die beste Tageszeit zum Wässern ist der Morgen. "Gießt man zur Nacht, freuen sich die nachtaktiven Schnecken, die sich auf der feuchten Erde und den feuchten Pflanzen besser bewegen können", erklärt Hohlstein und fügt hinzu, dass an Blättern, die längere Zeit feucht sind, auch Krankheitserreger eher angreifen könnten. "Wenn man jedoch in den frühen Morgenstunden gießt, ist die Pflanze gut versorgt, nasse Blätter können über den Tag schneller abtrocken und Schnecken haben weniger gute Karten", so die Biologin. Generell empfiehlt sie, immer dort zu gießen, wo die Pflanze das Wasser direkt aufnehmen kann - also direkt am Wurzelbereich und möglichst nicht auf die Blätter.

Ausnahmen im Notfall erlaubt

Doch was, wenn eine Pflanze so trocken ist, dass sie ohne Wasser bis zum nächsten Morgen massiv Schaden nehmen würde? Für diesen Fall rät Hohlstein zu Sofortmaßnahmen: "Eine getopfte Pflanze", sagt sie, "sollte man dann aus der Sonne nehmen und den gesamten Topf für ein bis drei Stunden - nicht länger! - in einen Eimer mit Wasser stellen, sodass der Ballen für einige Zeit getaucht wird." Bei einer Pflanze im Beet könne man, so die Expertin, den Wurzelbereich wiederholt schluckweise gießen. So fließt das Wasser nicht einfach seitlich weg, sondern sickert langsam in die Tiefe.

Damit Pflanzen in Trockenphasen robuster sind, ist es, wie Hohlstein sagt, "besser, sie in Abständen einiger Tage richtig durchdringend zu gießen als täglich immer nur etwas auf die Erdoberfläche." Denn nur so entwickeln sich die Feinwurzeln auch in der Tiefe gut. Wird die Pflanze häufig, dafür aber stets nur oberflächlich gewässert, bilden sich die Feinwurzeln nur im oberen Erdbereich aus. "Die Pflanze hängt dann sozusagen am Tropf", erläutert die Biologin. "Dann nimmt sie schon bei einer kurzen Trockenzeit schnell Schaden."

Sprenger geht nicht an die Wurzeln

Grundsätzlich gilt, so Hohlsteins Tipp: Nicht einfach drauflos gießen, sondern "immer mit der Fingerprobe oder mit der Schippe auch etwas tiefer graben und dort prüfen, wie feucht der Boden tatsächlich ist! Denn die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens ist je nach Zusammensetzung sehr verschieden." Auch ist der Wasserbedarf der Pflanzen sehr unterschiedlich. Nicht nur die Pflanzenart spielt eine Rolle, sondern auch, ob sie im Beet oder im Topf wächst, ob sie in der Sonne oder im Schatten steht, ob sie dem Wind ausgesetzt ist oder nicht.

Einen Rasensprenger – darauf sei noch hingewiesen – kann die Expertin nur selten empfehlen: "Er geht zu stark in die Luft und auf die Blätter und eben nicht direkt an die Wurzeln", sagt sie. "Besser ist es, mit dem Schlauch oder der Gießkanne zu wässern, per Hand genau zu dosieren und den Strahl an die richtige Stelle zu lenken."

Übrigens: Beim Brennglaseffekt werden Lichtstrahlen durch die Wassertropfen so gebündelt, dass sie in einem Punkt zusammenlaufen und das Blatt an dieser Stelle stark erhitzen. Wie eine Forschergruppe aus Budapest 2010 herausgefunden hat, tritt dieser Effekt nicht bei allen Pflanzen auf. Er hängt von der jeweiligen Blattstruktur ab. Hat die Pflanze feine Härchen auf den Blättern, bilden sich die kugelrunden Tropfen, die zu Verbrennungen führen können. Ist die Blattoberfläche glatt, besteht diese Gefahr nicht. Die Tropfen sind dann nicht kugelig, sondern eher linsenförmig, und sie bleiben nicht auf den Härchen hängen, sondern liegen direkt auf den Blättern auf. Der Brennglaseffekt bleibt dann aus. - Wer nicht bei praller Sonne gießt, ist so oder so auf der sicheren Seite.

Quelle: ntv.de

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