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Rätsel um Hasen als Eierbringer Wieso gibt es eigentlich kein Osterhuhn?

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Der Osterhase ist im deutsch- und englischsprachigem Raum eine der bekanntesten Figuren. Er versteckt für Kinder bunt bemalte Eier zu Ostern. Aber warum ausgerechnet ein Hase? Die Forschung zeigt: Auch andere Tiere waren im Rennen.

Es gibt nur wenige Säugetiere, die Eier legen. Etwa das Schnabeltier oder der Ameisenigel. Hasen gehören jedoch nicht dazu. Aber wieso bringt ausgerechnet der in Europa heimische Feldhase dann zu Ostern die Eier? Gut, Schnabeltiere sind hierzulande nicht verbreitet, aber andere eierlegende Tiere schon. Aufdrängen würde sich daher ein "Osterhuhn". Aber wieso gibt es nicht das, anstelle eines Osterhasen?

Tatsächlich gibt es ein Osterhuhn. Oder zumindest gab es eins. Denn bis in die 1930er Jahre waren in Deutschland je nach Region verschiedene Tiere die Eierbringer zu Ostern, wie der Atlas der deutschen Volkskunde aus dem Jahr 1937 belegt. Darunter auch eine Henne, ein Hahn, in der Schweiz der Kuckuck, in Thüringen der Storch, im Teutoburger Wald der Fuchs und in der Kölner Bucht standen die Eier für die "von Rom heimkehrenden Glocken".

Erste Erwähnung im 17. Jahrhundert

Der Hase, in manchen Gegenden auch als grüner oder roter Hase bekannt, war nur einer unter vielen Eierversteckern. Das erste Mal in dieser Rolle erwähnt wurde er, so viel bekannt ist, gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Der Mediziner und Botaniker Georg Franck von Franckenau veröffentlichte 1682 unter dem Namen seines Doktoranden Johannes Richier die Abhandlung "De ovis paschalibus – Von Oster-Eyern". Darin ist vom Brauch der "Hasen-Eier" unter anderem im Elsass und Westfalen die Rede. Mit diesen solle "Einfältigen und Kindern" weisgemacht werden, ein Hase lege die Eier und verstecke sie in Gärten, heißt es in der Abhandlung.

Aber wie kam man überhaupt auf den Hasen? "Vielleicht lag es daran, dass Hasen und andere Tiere sich nach dem Winter auf Futtersuche bis in die Gärten trauten", schrieb Karin Bürkert für das Wissenschaftsportal Nationalatlas aktuell des Leibniz-Instituts für Länderkunde. Sie forscht und lehrt am Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen. Weil die Hasen nach dem Auftauchen im Garten schnell wieder weg waren, so die Vermutung, habe man Kindern gut erklären können, warum sie die Tiere beim vermeintlichen Eierverstecken nicht gesehen haben.

Symbol für Fruchtbarkeit

Aber es gebe noch weitere Theorien, wie der Hase ins Spiel kam, so Bürkert: Nach der Reformation im 16. Jahrhundert sei Ostern von einer rein kirchlichen Veranstaltung immer mehr zu einem bürgerlichen Fest geworden, bei dem "auch erzieherische Aspekte eine größere Rolle spielten". Mit Blick auf die Kindererziehung wurden für diese Feste Rituale erdacht, die sich an Mythen wie den Osterhasen knüpfen. Ein anderer möglicher Grund: Hase - ebenso wie das Ei - waren seit jeher Symbole für Zeugungskraft und Fruchtbarkeit.

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Der Hase konnte sich am Ende also gegen Osterhenne und Osterfuchs durchsetzen und dominiert heute das Feld. Im 20. Jahrhundert zog seine Popularität bundesweit an. Laut Bürkert trugen dazu Bücher wie "Die Häschenschule" von 1924 und ab den 1950er Jahren auch die Schokoladenindustrie bei. Heute ist der Schoko-Osterhase im vorösterlichen Warenangebot allgegenwärtig.

Übrigens: Bunt angemalte Eier werden in Deutschland erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt. In Verbindung mit Osterbräuchen tauchen Eier auch beim sogenannten Eierschieben oder Eiertrudeln auf, das in verschiedenen Teilen des deutschsprachigen Raums bekannt ist. Im sächsischen Bautzen gibt es bereits seit mehr als 400 Jahren die Tradition, dass am Ostersonntag an einem Hügel Eier heruntergerollt werden - ursprünglich von Kindern wohlhabender Familien. Diese Eier wurden von ärmeren Kindern weiter unten aufgefangen. Später wurden auch Nüsse, Äpfel, Apfelsinen, Gebäck oder andere rundliche Dinge den Hügel hinuntergerollt.

Quelle: ntv.de

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