Fundsache, Nr. 853 Starb Tutanchamun an Blutkrankheit?
23.06.2010, 17:04 Uhr
Tutanchamun ist vor rund 3300 Jahren gestorben. Sein Tod bleibt rätselhaft.
(Foto: picture alliance / dpa)
Hamburger Forscher haben Zweifel an der von einer hochrangigen ägyptischen Wissenschaftlergruppe ermittelten mutmaßlichen Todesursache des legendären Pharaos Tutanchamun angemeldet. Dieser sei möglicherweise doch nicht an Malaria in Kombination mit einem seltenen Knochendefekt, sondern an der erblich bedingten Sichelzellen-Blutkrankheit gestorben, erklärten die Mediziner Christian Timmann und Christian Meyer vom renommierten Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI).
Tutanchamun, dessen goldene Totenmaske weltberühmt ist, lebte vor rund 3300 Jahren. Der Kindpharao bestieg den Thron mit nur neun Jahren und starb bereits zehn Jahre später. Ein Wissenschaftlerteam hatte im Auftrag der ägyptischen Altertumsverwaltung genetische Profile Tutanchamuns und seiner Verwandten erstellt. Dabei fanden sie die Bestätigung dafür, dass der Herrscher aus einer Inzestbeziehung seines Vaters, des berühmtem Pharaos Echnaton, mit einer seiner Schwestern stammte. Bei der Analyse kamen die Experten zudem zu dem Schluss, dass eine schwere Malaria zusammen mit der Schwächung durch die Köhlersche Knochenkrankheit für den frühen Tod des jungen Pharaos verantwortlich war.
In einem in der US-Fachzeitschrift "The Journal of the American Medical Association" (JAMA) veröffentlichten Kommentar äußerten die Hamburger Forscher nach Angaben des BNI nun aber die Vermutung, Tutanchamun sei womöglich eher an der Sichelzellenkrankheit gestorben. Bei dieser nehmen die roten Blutkörperchen eine Sichelform an, verschließen Blutgefäße und schädigen Organe und Knochen.
Es handle sich um eine Erbkrankheit, die insbesondere in Malariagebieten wie Ägypten vorkomme und zudem ähnliche Befunde wie die Köhlersche Knochenkrankheit hervorrufe, teilten Timmann und Meyer mit. Die Sichelzellenkrankheit passe zudem gut zu Tutanchamuns Abstammung aus einer Inzestbeziehung und seinem Tod als junger Erwachsener. Todesfälle in Folge von Malaria träten nach Erfahrung von Tropenmedizinern dagegen meist im Kindesalter auf, später nur noch sehr selten. Zur endgültigen Klärung der Todesursache sollten deshalb weitere DNA-Tests an der Mumie Tutanchamuns veranlasst werden.
Quelle: ntv.de, AFP