Russland spioniert in Amerika "Allegiance" schließt Pakt mit dem Teufel
06.02.2015, 14:59 Uhr
Auch wenn er ihrer Familie droht, hat Victor es Natalie angetan.
(Foto: Twitter/NBCAllegiance)
Fatal, wie nah ein Film der Wirklichkeit kommen kann: Es ist den Russen ernst - sonst würden sie Verräter nicht bei lebendigem Leib verbrennen. Als ihr Sohn bei der CIA Karriere macht, wird Ex-Agentin Katya klar, dass Moskau mit der Familie noch lange nicht fertig ist.
In New York wurden im vergangenen Monat drei Russen wegen Spionage verurteilt. Während sich die üblichen Spionage-Thriller gern im Kontext des Kalten Krieges abspielen, holt "Allegiance" das russisch-amerikanische Misstrauen in die Gegenwart - zur richtigen Zeit. In der Nacht lief in den USA die erste Folge der neuen NBC-Show.
Mark und Katya werden von ihrer Vergangenheit mit dem russischen Geheimdienst einholt.
(Foto: Twitter/NBCAllegiance)
Katya O'Connor (Hope Davis) hat einen brillanten Sohn, der bei der CIA arbeitet und keinen blassen Schimmer davon hat, dass seine Mutter eine russische Spionin ist - Katya übrigens auch nicht. Als sie vor Jahren ihren Mann Mark (Scott Cohen) kennenlernte, den sie als Agentin rekrutieren sollte, kaufte sich das Paar frei. Allerdings stellt sich heraus: Russland führte die Familie nur als Schläferzelle. Jetzt wo Sohn Alex (Gavin Stenhouse) als Analytiker beim Geheimdienst Karriere macht, hat Moskau wieder einen Auftrag für Katya. Sie soll den Nachwuchs anwerben.
Tempo statt Tiefe
Auf den ersten Blick mag "Allegiance" nach einem billigen "The Americans"-Abklatsch klingen, der FX-Show über ein sowjetisches Agentenehepaar in der amerikanischen Vorstadt der 80er-Jahre. Und als Imitation des viel gelobten Dramas kann "Allegiance" nur verlieren.
Mit seinem beruflichen Aufstieg bringt Alex seine gesamte Familie in Gefahr.
(Foto: Twitter/NBCAllegiance)
Die Show ist weniger subtil, weniger komplex und getrieben mehr vom Handlungsstrang als von den einzelnen Charakteren. Das schmälert vielleicht den intellektuellen Anspruch von "Allegiance", nicht aber das Unterhaltungspotenzial. Die neuen russischen Spione wollen gar keine "Americans" sein. Sie setzen auf Tempo statt auf Tiefe.
"Allegiance" fragt nicht nach der ganz großen Moral. Löwenmama Katya will ganz einfach ihre Familie retten. Sie glaubt nicht, ihren Sohn für Russlands Geheimdienst gewinnen zu können, fürchtet gleichzeitig aber, er könne sie enttarnen und damit die gesamte Familie in Lebensgefahr bringen. Deswegen beschließt sie, Alex auszuspionieren.
Doppelagenten wider Willen
Davis, aber auch ihrem Kollegen Cohen, gelingt es, die Existenzangst eines Paares zu zeigen, dessen Lebensentwurf in seinen Grundfesten bedroht ist. Darüber hinaus ist Katya trotz der langen blonden Haare ein herrliches Beispiel dafür, dass eine weibliche Agentenrolle auch ohne übersexualisierte Inszenierung auskommt.
Stenhouse ist jungenhaft und flink, wie sein Alex es erfordert. Wobei sich doch auch hier wieder die Frage stellt, wie viele brillante, männliche Sozialphobiker das Fernsehen eigentlich noch verträgt. Ein Zugewinn für den Spannungsbogen ist sicherlich Alex ältere Schwester Natalie ("Revenge"-Schauspielerin Margarita Levieva), die sich - alles Andere wäre auch zu einfach - in den russischen Kontaktmann der Eltern, Victor (Morgan Spector), verliebt.
Die Charaktere von "Allegiance" haben dem Teufel die Hand gereicht und müssen mit den Konsequenzen leben. Sie lügen, um die Liebsten zu schützen, werden Doppelagenten, weil sie ansonsten alles verlieren könnten. Wenn es den Machern der Show jetzt noch gelingt, den einzelnen Charakteren mehr Geschichte zu geben, und sie dem Zuschauer damit erlauben, Anteil zu nehmen, dann könnte "Allegiance" noch lange zeigen, wie Russland versucht, "Amerika in die Knie zu zwingen" - auch wenn natürlich von vornherein klar ist, dass das nicht gelingt.
Quelle: ntv.de