Unterhaltung

"Tatort" mit Batic und Leitmayr Ja, wo laufen sie denn?

Wenn Mord und Totschlag an der Isar das Idyll trüben - dann sind diese beiden Herren nicht weit.

Wenn Mord und Totschlag an der Isar das Idyll trüben - dann sind diese beiden Herren nicht weit.

(Foto: imago/APress)

Die Silberrücken vom Münchner Revier im Herzen der Finsternis: Eine tote Frau, ihr Mann schwerverletzt, dazu der traumatisierte Sohn - eine "Tatort"-Folge, die weniger Krimi als vielmehr Psycho-Puzzle ist. Und dessen Teile am Ende nicht so wirklich zueinander passen.

Was war das für eine Aufregung, als einst "Berlin Alexanderplatz" über die deutschen Bildschirme flimmerte. Nicht dass der Stoff zu hart oder zu schwer wäre, nein, die Bilder waren so düster. Man erkannte den ollen Biberkopf ja kaum. Bei der ARD und in den Briefkästen der Programmzeitschriften stapelten sich die Briefe aus dem ganzen Land.

Auch beim Anblick der Einstiegsviertelstunde des "Tatorts" dürfte so manchem der Stift in der Hosentasche aufgegangen sein. Oder die Hand zur Fernbedienung gewandert. Was für eine düstere Angelegenheit, der Auftakt zum 71. Fall von Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachveitl). Aber der geringe Lichtanteil passte bestens zum Geschehen. Eigentlich wollten die beiden, der eine mehr, der andere weniger widerwillig, die Mutter eines ihrer Kollegen besuchen. Der war genau drei Jahre zuvor getötet worden; zum traurigen Jahrestag seines Todes machen die treuen Kommissare der immer noch am Boden zerstörten Frau Mama traditionell ihre Aufwartung.

Die Kondolenz dauert nicht lange, da werden die beiden zu einem Einsatz gerufen, in der Nachbarschaft sind Schüsse gefallen. Eine Frau ist tot, ihr Lebensgefährte schwer verletzt, später findet man den Sohn der beiden, im Schlafanzug, den Stoff-Elefanten unter dem Arm, völlig verstört vor einem Krankenhaus. Im Laufe der Ermittlungen kommt auch die Tochter des Schwerverletzen ins Spiel. Die hatte einst überlebt, als ihr Vater schon einmal in ein Gewaltverbrechen verwickelt war, damals selbst als Täter, der Frau und Sohn erschossen hatte. In der Folge bekommen es Batic und Leitmayr weniger mit Indizien denn einem gedankenschweren Psychorätsel zu tun, in dem es nicht um Fingerabdrücke oder Alibis, sondern um Traumata, Initial-Erlebnisse und niemals heilende Wunden geht.

Format und Atmosphäre

Zusammen mit Autor Claus C. Fischer zeichnet Dinah Marte Golch für das Drehbuch verantwortlich. Die hatte für ihren Fall "Nie wieder frei sein" bereits den Grimme-Preis erhalten und auch "Einmal wirklich sterben" besitzt Format und Atmosphäre, ein vertracktes Fall-Geflecht, dazu findet Kameramann Martin Farkas viele Bilder, die sich einprägen. Die fast sakral anmutende Fahrt mit dem Ruderboot am Ende, das schaukelnde Kind und jenes, das immer und immer wieder - "Lauf, lauf" - angefeuert wird, davonzurennen.

Das alles passt zum psychologischen Fundament des Geschehens. Ebenso trefflich ist die Besetzung: Die hochtalentierte Anna Drexler als von der Vergangenheit eingeholte Emma spielt eindringlich, Assistent Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) findet mehr und mehr sein Timing zwischen Gags und Engagement und die erfahrenen Silberrücken vom Müncher Revier - denen macht eh keiner mehr was vor. Lediglich auf der Zielgeraden - lauf, lauf - gerät dem Plot die Pointe aus der Spur. Immer wieder soll gelaufen werden, nur wohin das führen soll, scheint bis kurz vor Deadline der Drehbuch-Abgabe nicht ganz klar gewesen zu sein.

Wie Kai aus der Kiste wird plötzlich Emmas Freundin Lissy (Andrea Wenzl) als Täterin surprise präsentiert. Wieso hat der Vater plötzlich die Waffe? Warum schießt ausgerechnet eine Karate-Trainerin, die es gewohnt ist, mit Händen dazwischenzugehen und was, um Himmels willen, soll die völlig aus der Stimmung purzelnde Liebesszene zwischen Emma und Lissy kurz nach der Tat? Statt am Ende alle offenen Fragen zu beantworten, wirft der Fall stattdessen einige überflüssige auf. Über lange Zeit packend, schlussendlich doch etwas zerbröselt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen