
Sucht nach einem Zeichen: Sheriff John Bell Tyson (Sam Neill).
(Foto: AppleTV+)
Der Kampf der Streaming-Dienste geht in die nächste Runde. Apple schickt seine zweite 200 Millionen teure Sci-Fi-Serie an den Start. Außerirdische greifen mal wieder die Erde an. Doch funktioniert eine Alien-Invasion ohne Aliens?
Es ist schwer geworden, ob der Bilder, die auf der Leinwand oder dem heimischen TV-Gerät zu sehen sind, noch ins Staunen zu geraten. Die Zeiten, in denen ein imperialer Sternzerstörer über dem Wüstenplaneten Tatooine oder ein lebensechter Velociraptor im Dickicht des Jurassic Parks Kinderaugen zum Leuchten und die Kinnladen von Erwachsenen runterklappen ließ, scheinen endgültig vorbei zu sein. Dank dem Fortschreiten des Computerzeitalters sind den Phantasien der Kreativen keine Grenzen mehr gesetzt. Selbst denen nicht, die unkreativ sind. Historische Massenschlachten, Weltraumkämpfe, gigantische Monster und Scharen von Superhelden. Nichts ist mehr unmöglich.
Immer freitags präsentiert Ronny Rüsch "Oscars & Himbeeren", den ntv-Podcast rund ums Streamen. Diesmal neben der ausführlichen Kritik zu "Infiltration": Die Netflix-Serie "Maid", ein romantisches Drama mit Ryan Gosling und der neueste Filmableger des Computerspiels "Mortal Kombat". "Oscars & Himbeeren" - Informativ. Unterhaltsam. Kompakt. In der ntv-App, bei Audio Now, Spotify und Apple Podcasts.
Doch die Flut des Machbaren in der Zauberwelt Kino hat sich mit der Zeit abgenutzt. Selbst die schönsten Bilder und größten technischen Raffinessen lösen beim Zuschauer oft nur noch ein müdes Achselzucken aus. Fast jede Hinterhof-TV-Serie kann es in puncto Optik mittlerweile mit den großen Produktionen aufnehmen. Wenn das Sichtbare keine Faszination mehr auslöst, sollte sich das Interesse dem Unsichtbaren zuwenden - dem, was im Bildausschnitt nicht zu sehen ist. Der britische Regisseur Gareth Edwards hat es mit seiner "Godzilla"-Verfilmung 2014 vorgemacht. Sein Reboot des japanischen Kult-Monsters war immer dann am stärksten, wenn man die Gefahr und Größe der Kreatur nur spürte, sie aber nicht sah. Weniger war hier mehr.
Entschleunigung ist gut
Diesem Credo scheinen sich auch Simon Kinberg und David Weil, die Macher hinter "Infiltration", einer neuen Serie auf Apple TV+, verschrieben zu haben. Gemeinsam mit ihrem Cast - Golshifteh Farahani, Shamier Anderson, Shioli Kutsuna und Sam Neill - wird hier eine Spannung und Bedrohungslage geschaffen, die sich aus Langsamkeit und Unsichtbarkeit nährt. Eine Alien-Rasse greift die Erde an. Doch die Geschichte enthält keine politischen oder militärischen Machtzentralen, keine Helden oder Heldinnen, die sich der Gefahr aufrecht entgegenstellen - einem Ansatz, dem auch Steven Spielbergs "Krieg der Welten" mehr schlecht als recht folgte.
"Infiltration" wird fast unspektakulär aus der Sicht durchschnittlicher Menschen erzählt. Keine Raumschiffflotte. Keine riesigen Explosionen. Die Serie startet im Schleichmodus. Das menschliche Drama steht im Vordergrund. Apples neuer Ausflug ins Sci-Fi-Genre bricht mit gängigen Sehgewohnheiten und wird es demzufolge schwer haben, viele Zuschauer hinter sich zu vereinen. Einen Blick ist "Infiltration" trotz kleiner Schönheitsfehler aber allemal wert, denn Entschleunigung ist an sich nichts Schlechtes.
Eine ausführliche Kritik zu "Infiltration" von Ronny Rüsch und Axel Max - jetzt in der neuen Folge des ntv Podcasts "Oscars & Himbeeren". Außerdem dabei: die Netflix-Serie "Maid", ein romantisches Drama mit Ryan Gosling und der neueste Filmableger des Computerspiels "Mortal Kombat".
"Oscars & Himbeeren" - der ntv Podcast - wo sich jeden Freitag alles rund um Streaming-Dienste wie Netflix, TVNOW, Amazon Prime & Co. dreht.
Quelle: ntv.de