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Vip Vip, Hurra! "Francas Geheimnisse, Kabale und Liebe"

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Haben etwas Märchenhaftes à la Hollywood: Minister Christian Lindner und seine schöne Frau Franca Lehfeldt.

Haben etwas Märchenhaftes à la Hollywood: Minister Christian Lindner und seine schöne Frau Franca Lehfeldt.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Der Ex-Pressesprecher von Andreas Scheuer hat ein Buch geschrieben. Der "Ministeriums-Krimi" über einen "fiktiven Minister" soll "ebenso wahr sein, wie die Lebensläufe von Abgeordneten". Die Promi-Kolumne in dieser Woche könnte glatt Hollywood auf den Plan rufen!

Na, lieber Leser, haben Sie in dieser Woche schon, unabhängig von ntv.de, was Anständiges gelesen? Irgendeinen schönen alten Schmöker vielleicht? Oder einen neuen Thriller? Vielleicht was Erotisches? Ich habe ja unlängst leider lesen müssen, in Deutschland würden immer weniger Bücher verkauft, weil 1.) die meisten nur noch auf Social Media abhängen, 2.) die Leute immer weniger Zeit für dicke Wälzer haben und 3.) die Menschen verständlicherweise gut haushalten müssen, wofür sie die hart verdienten Moneten ausgeben.

Erinnern Sie sich noch an die Groschenheftchen, die einst - obschon so trivial - sehr beliebt waren? Irgendeine Schwester Monika hatte sich in den Chefarzt Dr. Frank verliebt und zwischendrin gab es immer unheimlich Stress, weil ein Pfleger wiederum ebenfalls in Schwester Moni verschossen war und den Anblick nicht ertragen konnte, wie seine Angebetete sich mit dem Arzt, in seinen Augen ein arroganter Kotzbrocken mit schlecht gefärbten Strähnchen, im Bereitschaftszimmer amüsierte. Am Ende wurde immer unter irgendeiner Laterne im Mondschein geknutscht und alle waren glücklich.

Ich weiß natürlich nicht, welches Genre Sie favorisieren, aber ich möchte Ihnen heute unbedingt den sogenannten Schlüsselroman ans Herz legen. Schlüsselromane sind zwar nicht neu, werden aktuell aber wiederentdeckt und ich garantiere Ihnen, um es im Sprech der Jugend zu sagen: Diese Schlüsselromane sind derzeit der angesagteste, heiße Scheiß.

"Geheimnisse, Lügen und andere Währungen"

In Schlüsselromanen kann man sich als Autor richtig austoben! Wir leben in einer Zeit, in der - teils zurecht - über den Journalismus geschimpft wird. Viele Skandale kommen nicht ans Tageslicht. Die Gründe dafür sind mannigfaltig und sollen hier nicht näher beleuchtet werden. Aber es gibt gewiss nicht wenige berühmte Persönlichkeiten, denen es durch ihre Netzwerke, Geld und Vitamin B gelungen ist, Dinge zu vertuschen, die ein riesiges Medieninferno auslösen würden.

Sie überlegen, passives Einkommen zu erzielen? Schreiben Sie einen Schlüsselroman! Natürlich nur, wenn Sie Kenntnisse, im besten Falle exzellentes Insiderwissen über berühmte Personen haben. Vielleicht kennen Sie den Schlüsselroman "Die Clanchefin", ein fiktiver Krimi über eine sagenumwobene Influencerin, die das Leben ihrer prominenten Tochter Vicky Hasenfratz diktiert und die ihren Mann, einen aufgehenden Star am Schlagerhimmel, in die Verzweiflung und schließlich in die Arme einer anderen treibt. Es sind wahre Geschichten wie diese, die das Leserherz höherschlagen lassen und die selbstverständlich nur der blühenden Fantasie meist durchgeknallter, Rotwein trinkender Schriftsteller entspringen.

Nun sorgt dieser Tage ein neuer Schlüsselroman für Furore - ein "Ministeriums-Krimi". Er trägt den Titel: "Geheimnisse, Lügen und andere Währungen". Geschrieben hat ihn Wolfgang Ainetter, der ehemalige Sprecher von - Andi Scheuer! Sie wissen schon: DER Andi Scheuer, ehemaliger Verkehrsminister, der das unsägliche Maut-Desaster verzapft hat. Natürlich heißt Andi in dem Roman nicht Andi, sondern Felix Rohr.

Der Autor hat, wie man sich das bei der Vita denken kann, jede Menge Insiderwissen. Aber das ist das Herrliche an der Schriftstellerei: Bei den Protagonisten des Buches handelt es sich schlicht um "Halluzinationen". Allein das Wort mit einer halben Flasche Wein intus auszusprechen ... Echt nicht wahr. Oder doch?

"Fiese Milieustudie der politischen Hauptstadtszene"

So schreibt Roman Deininger, Chefreporter der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) über den Krimi des ehemaligen Scheuer-Sprechers herrlich humorig: "Zunächst mal ist sein Buch eine heitere, dabei durchgehend fiese Milieustudie der politischen Hauptstadtszene zwischen Bundestag und Borchardt, wo sich Abgeordnete und Beamte den lieben langen Tag nach oben schleimen und boxen und gelegentlich auch arbeiten. Die Krimihandlung dreht sich um ein Ekelpaket von einem Spitzenbeamten, der auf jeden Fall zu Recht entführt wird - man weiß nur lange nicht, von wem." Und weiter: "Ainetter stellt diesen Rohr als 'Bundesfiaskominister' vor, der mit seinen Entscheidungen Hunderte Millionen Steuergeld versenkt und zu dessen größten politischen Erfolgen der Sieg beim Bürostuhlrennen am Tag der offenen Tür seines Ministeriums gehört."

Man muss sich nur mal vorstellen, das würde verfilmt werden! Wer könnte Felix Rohr verkörpern? Und könnte man Deichkind bitte für die Filmmusik gewinnen?

Wir sollten dringend öfter in einer (virtuellen) Buchhandlung schnüffeln! Es soll nämlich schon der nächste Coup im Busch sein! Der Legende nach (Legenden bilden sich ja heutzutage rasend schnell, genauso wie jede zweite Wald- und Wiesen-Fashionista gleich als "Ikone" gilt) soll ein Straßenbahnfahrer nach Feierabend beim Überprüfen seiner Bahn einen liegengebliebenen, dreckigen Turnbeutel zwischen zwei Sitzen gefunden haben. Darin: das Manuskript eines weiteren Schlüsselromans. Dessen Arbeitstitel lautet, frei nach einem Theaterstück von Friedrich Schiller: "Francas Geheimnisse, Kabale und Liebe".

"Skippo" und das zugenähte Geheimfach im Aktenkoffer

Der Straßenbahnfahrer hat lange versucht, den Autor ausfindig zu machen - vergebens. Die Gerüchteküche brodelt. Angeblich interessieren sich gleich drei große Publikumsverlage für das Skript, dessen Inhalt so brisant ist, dass das politische Berlin derart zittert, dass vor allem von einem Ministerium sogar der Putz abfliegen soll. Hier grob die unglaublich wahre Geschichte: Dem ehemaligen Klassensprecher und Aktenkofferträger Karl Froh ist es gelungen, in der Politik eine Karriere hinzulegen, die ihresgleichen sucht.

Die Welt liegt ihm gefühlt zu Füßen, die Schickeria sowieso. Statt über seine politische Arbeit berichtet die Hauptstadt-Presse aber viel lieber über seine wunderschöne Frau Franca Budweiser und das gemeinsame Jetset-Leben, allem voran die gemeinsame Hochzeit auf der Ferieninsel Usedom. Doch plötzlich ist Franca wie ausgewechselt und immer öfter mit ihren Gedanken ganz woanders als bei ihrem tüchtigen Karl. Mitten in der Nacht schleicht sie sich aus dem gemeinsamen Schlafzimmer und flüstert stundenlang ins Telefon mit einer unheimlichen Stimme, die nicht die ihre zu sein scheint.

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Und dann steht eines Tages auch noch Karls alter Schulfreund "Skippo" vor der Tür und macht von nun an pausenlos Probleme. Er droht, über Karls wahre Vergangenheit auszupacken. War Karl gar kein Klassensprecher? Gehörte sein wichtiger Aktenkoffer in Wahrheit Skippos Vater? Und was war wirklich drin im zugenähten Geheimfach? Im Laufe der Geschichte wird schließlich die Polente mit einer Hundertschaft vor der Tür stehen und die schöne Franca soll sich nicht erinnern können, ob die Leichen im Keller ihres Mannes real sind oder nur ein böser Traum waren.

Im politischen Berlin geht es indes auch ohne Karl froh weiter. Der Bundespresseball steht an. Auch Felix Rohr soll geladen und auf dem Parkett noch immer eine Legende sein. Es heißt, niemand tanze den Contemporary so eindrucksvoll wie er. Barfuß. Mit einem Bürostuhl! Bis nächste Woche!

Quelle: ntv.de

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