Musik

Boyband vs. Baby Bad Boy One Direction im Duell mit Justin Bieber

One Direction veröffentlichen "Made In The A.M.", Justin Bieber "Purpose". Welche Platte ist besser?

One Direction veröffentlichen "Made In The A.M.", Justin Bieber "Purpose". Welche Platte ist besser?

(Foto: Sony Music / Universal Music)

Wenn der größte männliche Popstar der Welt ein neues Album veröffentlicht, will kaum einer gleichzeitig neue Musik auf den Markt bringen. One Direction aber haben sich nicht einschüchtern lassen. n-tv.de nimmt die Platten unter die Lupe.

Es ist das Battle der Herzensbrecher. Seit heute ist sowohl das neue Album von Justin Bieber "Purpose" als auch das der Boygroup One Direction "Made In The A.M." auf dem Markt. "Es ist ein freundlicher Wettkampf", sagte Bieber vor Kurzem in einem Radio-Interview. Er hatte den Veröffentlichungstermin seiner Platte als Erster bekannt gegeben. Dass die Stimmung nicht ganz so freundlich ist, verrät, was der 21-Jährige sich im Folgenden dennoch nicht verkneifen konnte. "Für die ist das Werbung", merkte er nicht völlig zu Unrecht an. "Das ist vermutlich also der Grund, warum sie das gemacht haben."

Die Öffentlichkeit wird wohl nie dahinter kommen, wer hier wie, wann und aus welchem Grund den Startschuss zum massenhaften Albumkauf gab. Allerdings lässt sich ganz gut untersuchen, wie sich die Konkurrenten geschlagen haben.

One Direction und Bieber können sich jeweils auf Rückhalt durch geballte Fan-Power verlassen. Jedenfalls nach den Zahlen in sozialen Netzwerken hat Bieber da die Nase vorn. Mit 69 Millionen "Beliebern" auf Twitter und 43 Millionen auf Instagram liegt er deutlich vor den Zahlen der britisch-irischen Band. Die kommen auf Twitter auf 25 Millionen und auf Instagram auf 11 Millionen "Directioners" - also jeweils weniger als ein Drittel der Bieber-Werte. Dafür haben Harry Styles, Niall Horan, Liam Payne und Louis Tomlinson bei ihren Fans mit mehr Einsatz Eigenwerbung gemacht.

So klingen Männer in Not

Bieber ist länger im Geschäft, man soll ehrlich sein: Er ist der größte lebende männliche Popstar. One Direction haben mehr Alben aufgenommen. Am Unglückstag Freitag, den 13., eint ihre Platten eins: Es ist die Musik der In-Not-Geratenen. Bieber spielte sich mit albernen Eskapaden zunächst bei seiner großen Liebe, Selena Gomez, dann in der gesamtgesellschaftlichen Wahrnehmung ins Abseits. One Direction verlor im Frühjahr völlig überraschend das vielleicht schönste Bandmitglied, dem außerdem die vielleicht stärkste Stimme der Band gehörte: Zayn Malik.

"Purpose" und "Made In The A.M." sind der Versuch einer Standortbestimmung. Bieber will sich entschuldigen, er will sich rechtfertigen und er will sichergehen, dass er bleiben darf. Einzig der letzte Punkt unterscheidet ihn tatsächlich von den Mitgliedern von One Direction. Bei denen ist nun nämlich erstmal Schluss. Das letzte Konzert ist gespielt, man gönnt sich eine Verschnaufpause - und wir wissen ja, was das bei Boybands bedeutet.

Fix ein Tränchen verdrückt, weiter zum Face Off!

Cover

Da ist doch gehörig was schief gelaufen - und zwar an beiden Fronten! One Direction tun noch einmal für den Moment so, als seien sie nicht das millionenschwere Ergebnis einer Castingshow. Und Justin Bieber könnte sein Motiv anstandslos an Bushido abtreten. Davon möchte wirklich niemand ein Poster im Zimmer hängen haben.

0 Punkte für beide Acts

1. Single

Am 28. Juli meldete sich Justin Bieber nach drei Jahren mit neuer Musik. "What Do You Mean?" wurde die erste Single. Weil der Biebs nicht nur unfassbar "dangerous", sondern auch sehr "cool" ist, musste im Musikvideo eine Entführung zur Party werden. Das Ganze war schick poliert, das scharfe Model bekam Morddrohungen von Fans, die selbst mal gern am Pop-Schnuckel geleckt hätten - einzig ein wenig gewollt war's vielleicht.

Nur drei Tage nach Bieber veröffentlichten One Direction "Drag Me Down". Der poppige Track knallte und das musste er auch. Danach machte sich niemand mehr Sorgen, die Band könne ohne Malik einpacken. Das Musikvideo ist Schaulaufen vier süßer Jungs: einmal intensiv angucken, Liebling wählen - Looking at you, Harry! Wieso sie allerdings ausgerechnet in Raumanzüge steigen mussten, um ihrer bandtypisch unambitionierten Tanzeinlage auf dem Rollfeld Nachdruck zu verleihen, weiß kein Mensch.

1 Punk für beide Acts

Song über die Ex

Bieber hat seiner Ex-Freundin Gomez auf "Purpose" gleich mehrere Songs gewidmet. "What Do You Mean?" zählt dazu, "Sorry" nur ein wenig, wie er US-Talkerin Ellen DeGeneres verriet. Fehlt nur noch "Mark My Words". "But I won't let me lose you / And I won't let us just fade away / After all that we've been through", singt Bieber. Aber mal ehrlich: Reicht jetzt auch langsam, oder? Selena knutscht inzwischen anderswo!

Wer Taylor Swift datet, muss mit einem Schluss-Mach-Song rechnen. So geschah es denn auch mit Styles. Der bekam gleich mehrere Male sein Fett weg. Nun aber scheint er den Spieß umgedreht zu haben - und zwar, ganz ohne groß Vorwürfe zu erheben. "If you're looking for someone to write your breakup songs about / Baby, I'm perfect", heißt es in "Perfect". Dass der Track tatsächlich von Swift inspiriert ist, will Styles nicht bestätigen. Macht die Sache ganz besonders stilvoll.

1 Punkt für One Direction

Dümmste Textzeile

Nicht, dass man auf der Bieber-Platte den tiefsinnigsten Seelen-Striptease aller Zeiten erwartet hätte. Doch wer jenseits des Grundschulalters will die Welt noch mit folgenden Worten verändern: "What about the children? / Look at all the children we can change." Hat Michael Jackson so schon mal mit "Heal the World" probiert, war damals schon dumm.

Geht aber noch flacher: Die Krone der Belanglosigkeit setzen One Direction sich gleich im ersten Track der Platte "Hey Angel" auf: "Oh I wish I could be more like you / Do you wish you could be more like me?"

1 Punkt für Justin Bieber

Message

Müssen sich nun zu viert beweisen: One Direction.

Müssen sich nun zu viert beweisen: One Direction.

(Foto: Sony Music)

Bieber sucht Wiedergutmachung. "You know I try but I don't do well with apologies", heißt es in "Sorry". Er ist großgewordener Teenager, der in jungen Jahren schon auf so viel Mist zurückblicken kann, dass er gar nicht mehr so richtig weiß, wie er ein guter Mann werden soll. "My reputation’s on the line / So I'm working on a better me", verspricht er in "I'll Show You". So viel Selbstkasteiung tut fast ein bisschen weh.

One Direction mussten mit "Made In The A.M." zeigen, dass sie's auch zu viert können - und das tun sie. Schließlich kämpfen die Bandmitglieder nach wie vor gegen die Gerüchte, ihr Ende sei ohnehin lange gekommen. Statt wie Bieber die Vergangenheit zu zerpflücken, blicken die Jungs positiv in die Zukunft. In "History" versprechen sie: "We can live forever".

1 Punkt für One Direction

Stil

Weiß heute viele Dinge ein bisschen besser: Justin Bieber.

Weiß heute viele Dinge ein bisschen besser: Justin Bieber.

(Foto: Universal Music)

Die neuen Bieber-Tracks klingen nicht nach Bieber. Trifft zu, jedenfalls auf die ersten Single-Auskopplungen. Erfolgreiche DJs und Produzenten wie Skrillex und Diplo haben gemeinsam mit dem Popstar einen neuen Sound entwickelt, der nicht mehr nur R'n'B-schmusig ist, sondern mit elektronischen Beats auf sanfte Weise reif für die Großraumdisco ist. Kann man von halten, was man möchte: Wer wissen will, was aus Musikern wird, die sich andauern neu erfinden, braucht bloß mal gen Madonna zu schielen.

"Made In The A.M." macht Spaß, will aber nicht als rundes Ganzes funktionieren. "Olivia" hat Beatles-Vibe, "Never Enough" könnte auch als opulente Coldplay-Nummer durchgehen und die "New York Times" hört bei "What A Feeling" völlig zurecht ein bisschen Bee Gees raus. Alle drei Songs sind vielleicht gerade aufgrund ihrer Anleihen brillant, stechen auf der Platte heraus und sind absolut hitverdächtig. Allerdings stellt sich nicht gerade das Gefühl ein, die Bandmitglieder hätten mit ihren neuen Tracks etwas Eigenes geschaffen.

1 Punkt für Justin Bieber

Stimme

Wenn man Bieber eins nichts absprechen kann, dann ist es Talent. Der Junge kann singen - nur kommt das auf seinen neuen Tracks vielleicht nicht immer so raus, weil seine Stimme seicht dem Beat hinterher trödelt.

Soviel es eben im Boygroup-Format möglich ist, dürfen Styles und Payne auf "Made In The A.M." zeigen, was während der One-Direction-Pause die Solo-Karriere ankurbeln könnte. Mal abwarten.

1 Punkt für Justin Bieber

Es steht also 4:3 für Bieber. Aber wir wollen mal ehrlich sein: Das sind zwei richtig feine Pop-Platten. Streckenweise ein bisschen einfallslos, aber absolut tanzbar. Grundsatzkritiker dürfen jetzt gerne über ihren populärkultur-feindlichen Schatten hopsen und sich einreihen unter all den irren Fan-Boys und -Girls, die mit sabbernder Zunge vor der Box stehen, wenn ihre Idole einen Song anstimmen.

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Quelle: ntv.de

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