Ist der Lack jetzt ab? Brad Pitt erreicht die 50
18.12.2013, 11:48 Uhr
Frühes Aufsehen: Brad Pitt verführt Geena Davis in "Thelma & Louise".
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Einst schmolzen die Herzen der Fans bei "Rendezvous mit Joe Black", heute macht Brad Pitt Jagd auf Zombies. Die Jahre als Teenischwarm hat er hinter sich, er gehört nun zu "Brangelina". Und er spielt kaum noch in Blockbustern mit. An Einfluss hat Pitt mit 50 Jahren aber nicht verloren. Ganz im Gegenteil.

30 Jahr, langes Haar: "Legenden der Leidenschaft" und "Interview mit einem Vampir" bedeuten für Brad Pitt den großen Durchbruch.
(Foto: imago stock&people / Kombi: n-tv.de)
Auch ein Sexiest Man Alive wird mal 50. George Clooney hat's schon hinter sich, Johnny Depp auch. Nun ist also Brad Pitt dran, der im selben Jahr wie Depp geboren wurde. Das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit: Beide erlebten mit Fernsehserien ihren Durchbruch und beide gehören zu den größten Kinostars der Gegenwart. Und doch gibt es einen Unterschied, um noch mal auf die Sache mit den schönen Männern zurückzukommen: Brad Pitt wurde der Titel 1995 und 2000 verliehen, Depp erhielt ihn 2005 und 2009, als er die 40 bereits überschritten hatte (und Clooney war beim zweiten Mal 45).
Ob das etwas aussagt? Eigentlich nicht, schließlich wird dieser Titel doch eher zufällig und rein subjektiv vergeben. Andererseits muss man feststellen, dass Depp in den letzten Jahren an Popularität zulegen konnte - als Pirat landete er einen so großen Erfolg, dass er zum höchstbezahlten Schauspieler Hollywoods wurde. Und Clooney macht langsam den Eindruck eines Elder Statesman der Filmbranche. Politische Filme hat er ja schon immer gemacht.

Seufzen Sie jetzt nicht! Dieser Mann ist der Tod: Pitt in "Rendezvous mit Joe Black".
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Brad Pitt dagegen fehlte zuletzt ein großer, eigenständiger Hit. Er spielte zwar in erfolgreichen und großartigen Filmen mit, doch stand er dabei meist im Schatten anderer. In "Burn After Reading" von den Coen-Brüdern bot er eine urkomische Darstellung als dummdreister Fitness-Trainer, doch die Komödie funktioniert nur als Ensemble-Film. In "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino stahl ihm Oscar-Gewinner Christoph Waltz die Show. "The Tree of Life" und "Moneyball" sind preisgekrönte Dramen, aber nicht für das große Publikum gedacht.
Stammgast in der Klatschpresse
Ist das der Absturz in die schauspielerische Bedeutungslosigkeit? Schließlich war Pitt Mitte der 90er Jahre das Maß aller Dinge. Nach Fernsehauftritten in "Dallas" und "Unser Lautes Heim" erregte er mit Filmen wie "Thelma & Louise", "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" und "Kalifornia" erstes Aufsehen. Von 1994 bis 1998 drehte er dann einen Erfolgsfilm nach dem anderen. In "Interview mit einem Vampir", seinem internationalen Durchbruch, spielte er noch an der Seite von Tom Cruise. Doch danach hagelte es Hauptrollen: "Legenden der Leidenschaft", "Sleepers", "Vertrauter Feind", "Sieben Jahre in Tibet" (was ihm ein lebenslanges Einreiseverbot nach China einbrachte) und "Rendezvous mit Joe Black" machten Pitt zu einem verträumten Teenie-Idol und Frauenschwarm.
Dieses Glamour-Image wurde durch die ausschweifende Berichterstattung über seine Beziehungen noch verstärkt. Er war erst mit Kollegin Juliette Lewis zusammen, dann mit Gwyneth Paltrow, mit der er sich auch verlobte. Schließlich wurden er und Jennifer Aniston, die er 2000 heiratete, zu Hollywoods Traumpaar stilisiert. Mit kontroversen Rollen versuchte Pitt, dieses Image des perfekten Beaus zu korrigieren. In "Sieben", "Fight Club" und "Snatch" spielte er verstörte, dreckige Charaktere. "12 Monkeys" von Terry Gilliam, der ihm seine erste von drei Oscar-Nominierungen und einen Golden Globe einbrachte, sowie "Babel" waren formal und inhaltlich anspruchsvolle Filme.
Dabei gab es durchaus noch Blockbuster wie den Historienstreifen "Troja" oder die "Oceans'"-Trilogie mit seinem Kumpel George Clooney. Und es gab "Mr. & Mrs. Smith". Der maue Actionfilm erlangte vor allem dafür Berühmtheit, dass Mr. Pitt und Mrs. Angelina Jolie eine Affäre begannen, die das Ende seiner Ehe mit Aniston einläutete. Die Fan-Welt spaltete sich in "Team Jennifer" und "Team Angelina" und die Klatschpresse jubelte: "Brangelina" war geboren.
Das Paar kann seitdem keinen unbeobachteten Schritt mehr unternehmen, die ganze Familiengeschichte wird eifrig verfolgt: Die Adoption von Maddox und Zahara, später von Pax Thien. Die Geburt der gemeinsamen Tochter Shiloh Nouvel sowie der Zwillinge Knox Léon und Vivienne Marcheline. Trennungsgerüchte, Versöhnungen, öffentliche Auftritte, die Verlobung 2012, die Brust-OP in diesem Jahr - das alles ist penibel dokumentiert.
Und Pitt? Der wandelte sich in der neuen Beziehung vom Frauenschwarm zum Partner und Vater. Was auf den ersten Blick wie ein Schritt in die schauspielerische Bedeutungslosigkeit aussah, war in Wirklichkeit eine Befreiung und die Eroberung der Selbstbestimmung. Pitt hat große Filmerfolge gar nicht mehr nötig, sondern konzentrierte sich auf spannende Rollen in kleineren Filmen. Und auf die Familie.
Das neue Hollywood
Er nahm sich auch Zeit für neue Hobbys. Er interessiert sich für Architektur, arbeitet an neuen Formen ökologischen Bauens und entwirft Möbel. Er setzt sich für die Homo-Ehe in den USA ein, unterstützt die humanitären Aktivitäten Jolies und plant zusammen mit ihr eine HBO-Serie über Mitarbeiter einer Hilfsorganisation. Daneben spielte er abstruse, abseitige Rollen: den dauerwackelnden Fitness-Trainer für die Coen-Brüder, den Anführer der "Inglourious Basterds" für Tarantino, den umgekehrt alternden Mann in "Der seltsame Fall des Benjamin Button". Solche Filme haben keine Qualitätsgarantie, doch sie bieten Pitt viel mehr Möglichkeiten als die romantischen Epen der 90er. Wer braucht da noch den Titel eines "Sexiest Man Alive"?
Vielleicht ist er ja der "Sexiest Filmproduzent Alive". 2002 gründete er mit Brad Grey und Jennifer Aniston die Firma Plan B Entertainment. Zu den produzierten Filmen gehören "Troja", "Charlie und die Schokoladenfabrik", der Oscar-gekrönte Streifen "Departed" von Martin Scorsese, "Kick-Ass" und "Eat Pray Love".
Und seit ihm nach der Trennung von Aniston die Produktionsfirma allein gehört, (co-)produziert Pitt immer wieder Filme, in denen er auch mitspielt - ein Traum für jeden Schauspieler. Der philosophische "The Tree of Life" von Terrence Malick ist so ein Film, er wurde mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichnet. Oder "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford", für den Pitt den Darstellerpreis der Filmfestspiele von Venedig erhielt. Oder "Killing Them Softly", in dem Pitt einen fiesen Auftragsmörder spielt. Oder der im Januar in Deutschland startende "12 Years a Slave" von Steve McQueen.
Und auch bei "World War Z" gehört Pitt zu den Produzenten. Der Genrefilm, der vom derzeitigen Zombie-Hype um "The Walking Dead" profitiert, wurde ein veritabler Kassenerfolg und wird eine (ebenfalls von Pitt produzierte) Fortsetzung nach sich ziehen. Doch dass er hier auch die Hauptrolle übernahm, könnte eine Ausnahme bleiben. Pitt zieht mittlerweile hinter den Kulissen die Fäden. Er gehört damit zu einer Riege von Schauspieler-Produzenten, die sich auf kleine Filme spezialisiert hat: George Clooney, Ben Affleck, Matt Damon - sie prägen das Gesicht des neuen Hollywood. Und Brad Pitt, der einstige Teenie-Schwarm, macht mit.
Quelle: ntv.de