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Kinderheim-"Tatort" Dresdner Allerlei

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Erstmals gemeinsam unterwegs: Peter Schnabel (Martin Brambach) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel).

Erstmals gemeinsam unterwegs: Peter Schnabel (Martin Brambach) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel).

(Foto: MDR / MadeFor Film / Steffen Junghans)

Schnabel, ein Heimkind, der vermeintliche Mord, ein unglücklicher Stolperer, dazu ein Medikamenten-Skandal aus grauer Vorzeit - der "Tatort" mit dem Titel "Siebenschläfer" wollte viel, erreichte aber nicht alles. In Dresden ist noch Luft nach oben.

Es bleibt dabei: Wann immer der persönliche Background jedweder "Tatort"-Kommissare mit allzu grobem Faden in den Fall eingewoben wird, besteht die Gefahr, dass es, wenn schon nicht unglaubwürdig, dann doch zumindest konstruiert wirkt. Da muss das Dresdner Duo, Schnabel (Martin Brambach) und Winkler (Cornelia Gröschel), erstmals gemeinsam unterwegs, den Tod einer jungen Heimbewohnerin aufklären und, zack, wie Kai aus der Kiste kommt es ans Licht: Der Kollege Schnabel war selbst mal ein Heimkind, einige Jahre hat der gute Mann als Steppke eingesessen.

Eine etwas tragische Volte, dass ihm dieses "Coming out" nichts nützt. Natürlich hat der Kommissariatsleiter bei diesem überraschenden Geständnis einen Hintergedanken. Im Laufe der Vernehmung von Heimkind Pascal (Florian Geißelmann) will er ihm vor allem eins vermitteln: Ich weiß, wie schwer du es hast. Ich habe es selbst erlebt. Quid pro quo, ist die Devise. Schulterschluss als Teambuilding-Maßnahme, vielleicht gibt es am Ende ja ein Geständnis, man ist doch unter sich. Aber Pustekuchen: Während Schnabel in der Revierküche ein paar pappige Burger in die Mikrowelle schiebt - noch so ein mäßig einfallsreicher Annäherungsversuch - macht sich Pascal vom Acker.

"Siebenschläfer", der 19. Fall der Dresdner "Tatort"-Filiale, war in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Nach dem Ausstieg von Kollegin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) gab es hier nicht etwa ein frisches Gesicht, vielmehr rückten die bekannten Protagonisten ein Stück näher zusammen, Schnabel und Winkler, seit einiger Zeit Kollegen, jetzt als klassisches Ermittlungsduo unterwegs. Auf seine "alten" Tage erwies sich Schnabel plötzlich als Rookie, allzu leicht ging ihm das nicht von der Hand. Erst im Laufe der Ermittlungen groovte er sich ein wenig ein, schoss dabei aber auch, siehe oben, den einen oder anderen Bock.

Die Autorinnen Silke Zertz und Frauke Hunfeld hatten sich in ihrem vierten gemeinsamen Drehbuch einiges vorgenommen. Am Ende wurde es etwas unübersichtlich in diesem thematischen Knäuel. Die Kinderheime sind überfüllt, das Personal knapp und chronisch am Limit, was die Intensität seiner Arbeit angeht. Erst mussten die Schicksale von Pascal und seiner Freundin Lilly als Startpunkt herhalten, Schnabels DDR-Vergangenheit im Heim wurde eingepreist, es gab ein weiteres Opfer, dazu einen Schwerverletzten.

Fast schon Slapstick

Als wäre das alles nicht genug, machte man auch noch das Fass mit den Medikamentenversuchen auf und holte schließlich die lange Zeit unerwähnte Schwester von Lilly aus einer ähnlichen Kiste wie Schnabels Kinderheim-Schnurre. Alles etwas too much.

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Und noch nicht mal das Ende der Fahnenstange. In einem mühsamen Kurzdialog rollten Schnabel und Winkler die Geschehnisse noch einmal auf, für den Fall, dass zwischendrin jemand eingenickt war - und mussten das große Aufklärungs-Fass dann aber auch noch wieder zumachen: Ach, ach, ach, schlimm, schlimm, schlimm, was im Siebenschläfer-Heim los ist, aber die meisten Kinderheime in Deutschland machen wirklich eine tolle Arbeit. Ausgesprochen tragisch auch die Pointe, dass Lilly keines gewaltsamen Todes gestorben war, sondern zum Opfer ihrer eigenen Schusseligkeit wurde. Fast schon Slapstick, dieser aufklärende Flashback am Ende.

Fazit: Einiges an losen Enden in Dresden, den Verlust von Karin Gorniak hat man hier längst noch nicht kompensiert. Letztlich fast eine gute Nachricht, bietet diese Gemengelage doch auch weiterhin einiges an dramaturgischem Arbeitsmaterial. Im kommenden Jahr geht es in Dresden weiter.

Quelle: ntv.de

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