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Der "Tatort" im Schnellcheck Eine Reise ins Herz der Finsternis

Kommissar Borowski (Axel Milberg, r.) und der Spaziergänger (Stefan Kurt), der die Leiche gefunden hat.

Kommissar Borowski (Axel Milberg, r.) und der Spaziergänger (Stefan Kurt), der die Leiche gefunden hat.

(Foto: NDR/Christine Schroeder)

Der Kieler "Tatort" ist sowieso eher selten ein Festival der guten Laune. In "Borowski und der Schatten des Mondes" versinkt der gleichnamige Kommissar aber noch tiefer in den düsteren Abgründen der menschlichen Seele als sonst.

Was passiert?

Nach einem Herbststurm machen eine Försterin und ein Spaziergänger in einem Wald unweit von Kiel eine grausige Entdeckung: Im Wurzelwerk einer gefallenen Eiche steckt ein menschlicher Schädel, der nach einer digitalen Rekonstruktion einer seit 1970 verschollenen jungen Frau zugeordnet werden kann. Kommissar Borowski (Axel Milberg) ist persönlich von dem Fall betroffen, mehr als das, er verfolgt ihn seit mehr als 50 Jahren: Die Tote ist seine Jugendfreundin Susanne, die auf dem Weg zu einem Hippie-Festival alleine in einem VW-Bus mittrampte.

Sucht verzweifelt nach dem Mörder seiner Jugendfreundin: Borowski.

Sucht verzweifelt nach dem Mörder seiner Jugendfreundin: Borowski.

(Foto: NDR/Christine Schroeder)

Borowski gibt sich selbst eine Mitschuld an Susannes Verschwinden, weil er sich kurz zuvor mit ihr gestritten hatte - und hat die Geschehnisse von damals noch immer nicht verwunden. Stattdessen stürzt er sich Hals über Kopf in eine Ermittlung, in der er befangener nicht sein könnte, während seine Kollegin Sahin (Almila Bagriacik) versucht, ihn halbwegs in der Spur zu halten und gleichzeitig in dem Dickicht des jahrzehntealten Falles zumindest halbwegs durchzusehen.

Worum geht es wirklich?

"Borowski und der Schatten des Mondes" beschwört das Horrorbild der Tramper-Morde aus den 70er-Jahren wieder herauf. "Eine Reise ins Herz der Finsternis" nennt Regisseur Nicolai Rohde seinen Film. Und nichts anderes ist es.

Wegzapp-Moment?

Das kommt ganz auf den Blickwinkel an. Wer entspannte Sonntagabendunterhaltung oder einen actionreichen Krimi sucht, sollte besser gar nicht erst einschalten. Wer sich dagegen auf die düsteren Abgründe einlässt, die dieser "Tatort" aufmacht, wird bald vergessen, wo die Fernbedienung zum Wegzappen überhaupt liegt.

Wow-Faktor?

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Die Kameraführung von Phillipp Kirsamer ist im Grunde genommen ein 90-minütiger Wow-Faktor. Der wilde, dunkle Wald steht einer extrem cleanen und aufgeräumten Zivilisation gegenüber, dabei ist nur ein einziges Mal - in der Schlussszene - ein Horizont zu sehen.

Wie ist es?

9,5 von 10 Punkten. "Borowski und der Schatten des Mondes" ist ein unglaublich bildgewaltiger und stark erzählter Film, der einen nach 90 Minuten völlig durchgeschüttelt zurücklässt. Vorher sollte man sich aber eine wichtige Frage stellen: Möchte man so am Sonntagabend aus der Woche gehen?

Quelle: ntv.de

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