
Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Ott (Carol Schuler (v.l) tappen lange im Dunkeln.
(Foto: ARD Degeto/SRF/Samuel Schalch)
Ein menschlicher Dönerspieß hängt in einer Lagerhalle von der Decke und auch sonst müssen die Züricher Ermittlerinnen Grandjean und Ott wieder ganz tief in den Abgrund schauen. Lohnt sich das Einschalten?
Was passiert?
Der Schönheitschirurg Beat Gessner (Imanuel Humm) ist zwar auf seinem Fachgebiet eine Koryphäe, dafür aber offenbar alles andere als ein guter Vater: Zu seinem Sohn Max (Vincent Furrer) hat er jedenfalls offiziell seit Jahren keinen Kontakt mehr. Bis er ihn, angelockt von einem anonymen Informanten, eines Tages tot in einer verlassenen Lagerhalle findet, von der Decke baumelnd und eng eingepackt in Plastikfolie. "Wie ein Kokon", entfährt es der völlig entgeisterten Züricher Kommissarin Grandjean (Anna Pieri Zuercher), während ihre Kollegin Ott (Carol Schuler) den Mund gar nicht mehr zubekommt.

Die Extrem-Künstlerin Kyomi (Sarah Hostettler) und zwei ihrer "Objekte".
(Foto: ARD Degeto/SRF/Sava Hlavacek)
Die ganze Szene wirkt hochgradig inszeniert, fast wie eine morbide Kunstaktion. Und tatsächlich führt die Spur die beiden Ermittlerinnen schnell zu Kyomi (Sarah Hostettler), einer ebenso angesagten wie provokanten Künstlerin aus der Züricher Szene. Der verstorbene Max war offenbar nicht nur einer von Kyomis Mitbewohnern, sondern ihr auch regelrecht hörig. Grandjean und Ott tauchen in eine Welt ein, in der Menschen sich freiwillig und mit vollem Körpereinsatz zu Kunstobjekten degradieren lassen. Während Grandjean massiv verstört ist, üben die Praktiken auf Ott eine unheimliche Faszination aus - was das schwierige Verhältnis der beiden grundverschiedenen Kommissarinnen nicht unbedingt einfacher macht.
Worum geht es wirklich?
Um die zentrale Frage, wie weit Kunst gehen darf. "Schattenkinder" wirft ein Schlaglicht auf eine sehr spezielle Subkultur: Der Film entlarvt dabei sowohl die Macht äußerlicher Vorurteile als auch die (im schlimmsten Fall) fatale Anziehungskraft von Heilsversprechen.
Wegzapp-Moment?
Die von der Decke hängende Leiche erinnert auf den ersten Blick frappierend an einen eingepackten Dönerspieß. Gleich der Beginn dürfte also einige Zuschauer zum Umschalten bewegen - nicht aufgrund mangelnder Qualität, sondern wegen der Intensität der Szene.
Wow-Faktor?
Kyomis Kunst im Allgemeinen und ihre "Objekte" im Speziellen sind auf jeden Fall beeindruckend - ganz gleich, ob man sie nun fürchtet und verabscheut wie Grandjean oder ihnen verfällt wie Ott.
Wie ist es?
7,5 von 10 Punkten. "Schattenkinder" ist ein visuell und konzeptuell spannender Krimi, der durch seine Drastik überzeugt. Zu Höchstnoten reicht es trotzdem nicht, weil die Story in der Mitte ordentlich durchhängt und das Ende enttäuschend unmutig gestaltet ist.
Quelle: ntv.de